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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Half-crown? Ich drehte sie um und sah, daß sie 1907 geprägt worden
war — und dann starrte ich die Blondine an.
    Wieder zuckten ihre Lippen.
»Nun, was haben Sie dagegen zu bieten?«
    Ich griff in meine Wechselgeldtasche,
fand den Zwilling der Half-crown, legte ihn auf die Theke und ließ ihn zu ihr
hinüberrutschen. Sie betrachtete die Münze einen Augenblick sorgfältig, dann
lächelte sie. »Vielleicht sollte ich doch lieber nichts mehr trinken; ich bin
ein bißchen müde und möchte in mein Hotel zurück.«
    »Genau dasselbe hatte ich
eigentlich auch vor«, sagte ich. »Vielleicht könnten wir...«
    »Ihre Begleitung wäre mir
angenehm«, erwiderte sie ernsthaft.
    Ich sagte Donavan gute Nacht,
als wir hinausgingen, aber entweder spielte er wieder den Tauben, oder er
dachte drüber nach, wie er das Fahrgeld in die Mongolei zusammenkratzen könne,
um dort die Sache mit den Kamelen nachzuprüfen.
    Wir traten ins Freie, und sie
brach in schallendes Gelächter aus. »Einen Augenblick dachte ich da drin schon,
Sie würden mir gleich die Geheimpläne von einem Moskauer Drive-in zustecken —
oder so etwas Ähnliches.« Sie schob ihren Arm unter meinen und sah mich mit
spöttisch-bewunderndem Ausdruck in ihren hellblauen Augen an. »How do you do, Mr.
Boyd?«
    »Dogood!« fuhr ich sie an. »J.
Dogood, wenn Sie nichts dagegen haben — und Johnny Benares, wenn es sein muß —,
aber hierzulande nie und nimmer Danny Boyd. Hier haben sogar die Wände Ohren.«
    »Es tut mir schrecklich leid«,
sagte sie zerknirscht. »Ich hab’ einen Moment nicht aufgepaßt, das war sehr
dumm von mir. Es kommt bestimmt nicht noch mal vor.«
    »Na ja, ’s ist ja schon gut«,
meinte ich.
    »Oh!« Sie blieb unvermittelt
stehen. »Fast hätte ich es vergessen; auch ich habe einen Namen — Laura.«
    »Ein wirklich hübscher Name«,
sagte ich. »Aber wie Sie aussehen und gebaut sind, meine Liebe, da würde man
sich selbst aus einem Namen wie Elsie Bubblegum nichts machen.«
    »Vielen Dank.«
    »Sie können sich gar nicht
vorstellen, was es für mich bedeutete, als Sie in Donavans Kneipe kamen — nach
zehn Tagen in diesem Kaff«, schwärmte ich. »Endlich mal wieder ein Paar nette
Beine zu sehen. Und diese wunderhübschen Knie...«
    »Wo waren Sie eigentlich, als
ich reinkam?« unterbrach sie mich gereizt. »Haben Sie am Boden gelegen?«
    »Ein wirklich glücklicher
Zufall«, fuhr ich unbeirrt und wohlig seufzend fort, »daß Sie ausgerechnet in
Donavans Bar kamen...«
    »Von wegen Zufall«, sagte sie
unwirsch. »Ich habe mir die Füße wundgelaufen — weil ich nämlich seit zwei
Stunden auf der Suche nach Ihnen im ganzen Nest umhergeirrt bin. Diese Kneipe
war der letzte Ort, wo ich’s noch nicht versucht hatte.«
    »Well...« Ich lächelte
versonnen. »Ich wollte ja nur ein bißchen Romantik um unser erstes
Zusammentreffen weben, verstehen Sie?«
    »Um keinerlei Unklarheiten
aufkommen zu lassen«, erklärte sie mit Bestimmtheit, »was unsere Zusammenkünfte
angeht, so wird sich dabei ganz und gar nichts Romantisches abspielen. Unsere
Beziehungen sind rein geschäftlicher Natur — und außerdem hat Midnight mir von
Ihnen erzählt.«
    »Hoffentlich war nicht alles
erfunden.«
    »Nach dem, was ich bis jetzt an
Ihnen kennengelernt habe, entspricht ihre Schilderung hundertprozentig den
Tatsachen«, sagte sie schneidend.
    »Daß ich bei ihrer
Schwarzen-Witwen-Schau nicht mitgespielt habe?« erkundigte ich mich. »Sondern
ihr statt dessen einen Kinnhaken verpaßte?«
    »Oh, halten Sie den Mund«,
herrschte sie mich an. »Midnight ist der wundervollste Mensch, den ich je in
meinem Leben kennengelernt habe — falls Sie das interessiert. Und ich weigere
mich, mit Ihnen überhaupt noch einmal über sie zu sprechen.«
    »Bitte sehr.« Ich knirschte mit
den Zähnen und befreite behutsam meinen Arm von ihrem. »Von nun an alles auf
rein geschäftlicher Basis, ganz wie Sie wünschen. Rufen Sie mich morgen früh
vor neun an, ich will sehen, ob ich in meinem ausgelasteten Tagesprogramm noch
ein Viertelstündchen für Sie einplanen kann.«
    Ich beschleunigte meine
Schritte in Richtung Hotel und hatte sie rasch hinter mir gelassen. Ungefähr
eine Minute danach blieb ich stehen und horchte — und da war es wieder, dieses
Geräusch: Es kam von irgendwoher in meinem Rücken, ein erbarmungswürdiges,
wimmerndes Flehen um Hilfe. Also ging ich zurück und fand sie, an ein
Schaufenster gelehnt, einen Schuh in der Hand, und damit beschäftigt, den
nackten Fuß

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