Ermorden Sie ihn unauffällig
zu massieren.
»Bitte, wir wollen uns nicht
mehr streiten«, erklärte sie weinerlich, als ich bei ihr anlangte. »Können Sie
mich nicht in ein Krankenhaus oder so bringen, wo ich diese Füße loswerden kann
— sie bringen mich noch um.«
In diesem Augenblick ereignete
sich in Swinburn, Iowa, ein kleines Wunder: Ein leeres Taxi tauchte in der Main
Street auf, und wir fuhren zum Hotel.
Fünf Minuten darauf erlebte ich
ein Musterbeispiel demokratischer Gleichberechtigung: Ich war jetzt seit zehn
Tagen Gast dieses Hotels und bewohnte noch immer das schäbige Zimmer mit der
Aussicht auf den Güterbahnhof. Laura hingegen weilte seit höchstens vier
Stunden im Haus, und ihr hatte man ein Apartment im obersten Geschoß mit
Ausblick auf die Main Street gegeben.
Wir waren kaum in ihrem
Wohnzimmer angelangt, da ließ sie sich auf die Couch fallen und warf beide
Schuhe in die nächste Ecke, wobei sie eine ganze Salve spitzer Freudenschreie
ausstieß.
»Ah«, sagte sie dann
erleichtert. »Wunderbar ist das. Jetzt geht’s mir sogar wieder gut genug, daß
ich etwas zu trinken haben möchte. Würden Sie bitte dem Zimmerkellner klingeln,
Da... Johnny?«
»Was hätten Sie gern?«
»Nach Donavans Bar werde ich
wahrscheinlich einige Jahre keinen Old Fashioned mehr riechen können.« Die Erinnerung
ließ sie sichtlich erschauern. »Scotch on the rocks?«
Der Zimmerservice funktionierte
erstaunlich prompt — für ein Unternehmen der Klasse von Cattleman's Hotel. Nachdem
der Kellner sich wieder verdrückt hatte, machte ich es mir in dem Sessel gegenüber
der Couch bequem, wo Laura sich häuslich niedergelassen hatte. Ich fand, daß
sie für eine Dame, die nur von Geschäften reden wollte, recht leichtsinnig mit
ihrem Rocksaum umging.
»Midnight hat mich erschöpfend
informiert«, sagte Laura, und es klang plötzlich überaus nüchtern. »Ich brauche
also nicht eine Menge törichter Fragen zu stellen. Möchten Sie mir jetzt bitte
Bericht erstatten, Johnny?«
»Yes, Madam«, sagte ich kühl.
»Es macht Ihnen hoffentlich nichts aus, wenn ich nicht aufspringe und salutiere?
Ich habe mir kürzlich den Arm an drei Stellen gebrochen, als ich Midnight auf
einem Fahnenmast deponierte. Leider ist sie wieder heruntergefallen.«
»Bitte...«
Ich zuckte die Schultern und
gab ihr einen kompletten Bericht von allem, was sich seit meiner Ankunft in
Swinburn getan hatte. Als ich fertig war, saß Laura kerzengerade, und ihre
Augen funkelten erregt.
»Das ist — faszinierend!« Sie
holte tief Luft. »Sie üben, wie man mit einem Gewehr Leute totschießt, Duke
rechnet aus, wie man Häuser mit Menschen drin in die Luft sprengt, und
Schlabber-Sam, der alte Fallensteller, heckt andere Scheußlichkeiten aus. Ich
kann kaum erwarten, was als nächstes passiert.«
»Ich wollte, ich hätte auch so
viel Spaß an der Sache«, knurrte ich. »Wann setzen Sie sich mit Midnight in
Verbindung?«
»Ich soll sie morgen früh
anrufen«, erklärte Laura gut gelaunt. »Sie meinte, ich solle hier in der Nähe
bleiben, falls etwas Unvorhergesehenes passiert — Ihnen zum Beispiel.«
»Darauf warte ich die ganze
Zeit schon«, erklärte ich grimmig.
»Oh, es tut mir leid.« Sie
legte eine Hand auf den Mund. »Ich dachte nicht daran, daß...«
»Ich weiß, meine Liebe«, sagte
ich klirrend. »Ich weiß.«
Laura ließ sich wieder häuslich
nieder, ihr Saum rutschte abermals nach oben. Eigentlich hätte mich das bezaubern
müssen — aber es funktionierte nicht. Nicht mehr...
»Wie lange arbeiten Sie schon
für Midnight, Laura?« fragte ich beiläufig.
»Eigentlich arbeite ich gar
nicht für sie,« sagte sie kühl, »wir sind sozusagen eng miteinander verbunden.«
»Laura Trivett«, entfuhr es
mir.
»Wer sonst?« sagte sie
verständnislos.
»Ich habe mir neulich nachts
Ihren Wagen ausgeborgt.«
Ich lächelte sie strahlend an.
»Ich wußte ja schon die ganze Zeit, daß es für uns beide einen guten Grund
geben müsse, uns besser kennenzulernen.«
»Geht denn das schon wieder
los«, stöhnte sie. »Ich habe Ihnen doch deutlich genug erklärt, daß ich an
nichts anderem als an geschäftlichen Dingen interessiert bin. Und nun keine
Annäherungsversuche mehr, bitte.«
»Wer versucht denn hier eine
Annäherung?« sagte ich. »Ich schaue ja nicht mal mehr auf Ihre
mitternachtsblaue Unterwäsche.«
Bums, da saß sie wieder
kerzengerade und zerrte emsig an dem rutschenden Saum, während ein kräftiges
Rosa ihre Wangen färbte. »Seien Sie doch nicht so
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