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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gelassen. »Aber was die Zähne angeht, die fallen in
meins.«
    Ich beobachtete seine geballten
Fäuste auf der Theke, bis sie sich langsam lösten, und dachte, nun sei es
vorüber. Aber einen Augenblick später zitterte Duke vor Wut am ganzen Körper
und sprang auf.
    »Der Laden hier stinkt mir!«
brüllte er aus Leibeskräften. »Donavan stinkt!« Er starrte mich einen
Augenblick zornbebend an. »Du stinkst! Die ganze verdammte Welt stinkt! Hast du
mich gehört? Alles stinkt zum Himmel!«
    Er langte nach der Flasche,
aber ich kam ihm zuvor.
    »Die habe ich bezahlt«,
flüsterte ich. »Wenn du unseren Verein sprengen möchtest, dann geh und kauf dir
selber eine.«
    Fünf Sekunden lang stand er da,
den Blick der grauen Augen umnebelt, keuchend — dann grunzte er laut und
abfällig und stampfte hinaus.
    Ich rutschte wieder auf meinen
Hocker, brannte mir eine Zigarette an und war heilfroh, daß wir uns jetzt nicht
über den staubigen Boden wälzten und dabei waren, einander die Augen
auszukratzen.
    Duke hatte eben ein bißchen
Ärger mit seinem nervösen Magen, und ich sagte mir, daß mir das wahrscheinlich
ebenso erginge, wenn ich dreizehn Jahre im Gefängnis gesessen hätte. Ein
Spaziergang durch die frische Luft würde ihm guttun, und wahrscheinlich war er
in einer Viertelstunde wieder da.
    Etwa vierzig Minuten später
wollte ich das Warten gerade aufgeben, mir noch einen für den Weg genehmigen
und dann in mein Hotelzimmer zurückkehren. Aber da vernahm ich ein Geräusch,
das ich in Donavans Bar noch nie gehört hatte, und nach seinem idiotischen
Gesicht zu urteilen, war es auch ihm noch nicht zu Ohren gekommen. Es war das
wunderschöne Klicken von Pfennigabsätzen, und es bewegte sich auf die Bar zu.
Ich wartete, bis sie drei Hocker neben mir saß und mit einer angenehm rauhen
und selbstsicheren Stimme einen Old Fashioned bestellt hatte — dann betrachtete
ich sie ausführlich.
    Sie saß gelöst auf dem
Barhocker, hatte die ansehnlichen Beine übereinandergeschlagen und machte sich
durchaus nichts daraus, daß ihr Rocksaum gute zehn Zentimeter über die
formvollendeten Knie hinaufgerutscht war. Ein überaus begabter Figaro hatte ihr
weizenblondes Haar zu einem würdigen Rahmen des herzförmigen Gesichts geformt,
das gleichermaßen intelligent und herausfordernd wirkte. Ich sagte mir, daß sie
aus Manhattan stammen mußte, sonst wäre sie wohl nie allein in eine Kneipe wie
die von Donavan gegangen.
    Der elegante Schwung ihrer
vollen Lippen verriet ein bißchen Arroganz, aber das fiel nicht weiter ins
Gewicht, weil sie auch sehr weich und ein klein wenig feucht schienen und an
ganz etwas anderes denken ließen. Sie trug ein exklusives Kleid aus
Shantungseide, mit abstraktem beigem Muster auf mattgoldenem Untergrund.
Weitaus sehenswerter war freilich das Muster, das ihr Busen in den Stoff zeichnete.
    »Bitte, Ihr Old Fashioned,
meine Dame.« Donavan stellte ihr ein Glas hin, und ich bekam ein bißchen
Gänsehaut bei dem Gedanken, wie der wohl schmecken mochte.
    Die Blondine nippte daran,
verzog den Mund — aber dann kippte sie todesmutig den Rest, als hätte sie
tatsächlich einen Drink sehr nötig gehabt. Als sie das Glas absetzte, trafen
sich unsere Blicke, und sie lächelte distanziert.
    Ich zeigte ihr mein Profil von
links, weil es so eine Spur besser wirkt als von rechts, und grinste zurück.
    »Darf ich Sie zu einem Gläschen
einladen?« fragte ich und glitt im gleichen Augenblick erwartungsvoll vom
Hocker.
    »Vielen Dank.« Sie neigte ihr
Köpfchen zur Seite und dachte einen Augenblick nach. »Ich will Ihnen etwas
sagen«, meinte sie dann mit ihrer aufregend rauhen Altstimme. »Wir werden
knobeln. Wer verliert, zahlt beide Drinks.«
    »Einverstanden«, sagte ich.
    Ich fischte einen Vierteldollar
aus der Tasche und hieb ihn, ohne hinzuschauen, auf die Theke — meine Hand
blieb drauf liegen. Sie suchte in ihrem Portemonnaie herum und brachte
schließlich etwas zum Vorschein, das wie ein neuer halber Dollar aussah. Sie
ließ die Münze ebenfalls auf die Theke knallen.
    »Ich nehm’ die Rückseite«,
sagte ich. »Was haben Sie?«
    Ihre Lippen zuckten flüchtig.
»Verraten Sie’s mir?« Sie schnellte das Geldstück mit einem Finger zu mir
herüber.
    Ich bremste es und guckte
drauf. »Zahl«, sagte ich. »Ich glaube...« Und dann betrachtete ich die
funkelnde Münze unter meinem Finger genauer.
    Ich erkannte den glänzend
hellen Kopf Edwards des Siebten, und was sonst sollte er zieren als eine
englische

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