Ermorden Sie ihn unauffällig
bist, Johnny«,
sagte Larry und strahlte mich an, »dann werde ich vorausgehen.«
Ich war mein nervöses
Magenleiden mit einem Schlag wieder losgeworden, stellte ich fest, als ich
Larry aus dem Zimmer folgte. Statt dessen litt ich nun unter einem hoffnungslos
verwirrten Verstand.
7
Im offenen Kamin des
Bauernhauses brannte wieder ein lustig prasselndes Holzfeuer.
Larry blieb in der Tür stehen,
wahrscheinlich der Macht der Gewohnheit folgend, und ich ging allein weiter.
Die anderen waren alle schon da, Max Summers saß in seinem Präsidentensessel,
Bill und Schlabber-Sam in den beiden anderen, während ein mir wohlbekannter
Kleiderschrank ein Ende der Couch belegt hatte.
»Endlich.« Max musterte mich
kalt. »Wir haben über eine Stunde auf Sie gewartet, Johnny.«
»Wenn ich’s geahnt hätte, wär’s
nicht passiert«, erwiderte ich gleichmütig.
»Nun setzen Sie sich schon«,
schnappte er.
Ich zuckte eine Schulter, ließ
mich auf der Couch nieder und lehnte mich zurück.
Summers sah wieder einmal aus,
als käme er geradewegs aus dem Atelier seines Londoner Schneiders. Nur eins war
jetzt anders an ihm: Er hatte den persönlichen Charme und die gewinnend lächelnde
Maske weggepackt, wohl weil er sich sagte, daß er nun beides nicht mehr
brauchte.
»Gentlemen!« Seine Stimme klang
wie die eines Hauptmanns bei der Parade. »Ich habe diese Sondersitzung
einberufen, weil einige dringende Probleme zutage getreten sind, die sofortiges
Handeln erfordern. Sie werden sich entsinnen, daß ich bei unserem letzten
Treffen sagte, das Unternehmen werde von da an gerechnet in zwei Wochen
stattfinden. Well, in gewissem Sinne stimmt das noch — die Sache wird
programmgemäß zu Ende geführt, aber wir werden einen Tag früher beginnen
müssen. Umstände außerhalb unseres Wirkungsbereichs sind schuld daran.«
»Was ist denn passiert?«
Schlabber-Sam war so aufgeregt, daß er fast hinter einem dünnen Sprühschleier
eigener Herstellung verschwand.
»Eins nach dem andern«,
bedeutete ihm Max. »Wir befinden uns also ab sofort im Einsatz, und dieses Haus
stellt unser Hauptquartier dar. Aus diesem Grunde auch wird von nun an niemand
mehr das Haus verlassen.«
»Betrifft das auch Sie, Max?«
fragte ich unschuldig. »Sie müssen doch sicher weiterhin unterwegs sein, wenn
Sie noch fünfzehn Mann auf die Beine zu stellen haben. Sie — und Larry, nehme
ich an?«
»Auf mich trifft die Anweisung
selbstverständlich nicht zu, was Sie freundlicherweise auch schon begründet
haben, Johnny.« Er bedachte mich mit einem mörderischen Blick, wie ein General,
den jemand während seiner Rede an die Truppe unterbrochen hat.
»Larry bleibt hier«, fuhr er
fort. »Seine Aufgabe ist es, darauf zu achten, daß tatsächlich niemand das
Grundstück verläßt — oder auch nur einen Versuch unternimmt. Ich habe, ihm
bereits erklärt, was ich dabei von ihm erwarte, aber ich werde es wiederholen.
Larry!«
Ein Laut der Ergebenheit war
als Antwort von der Tür her zu vernehmen.
»Von nun an geht niemand aus
dem Haus«, sagte Max barsch. »Ich verlasse mich auf dich; bediene dich aller
Mittel, die gegebenenfalls dazu erforderlich sind. Das heißt, wenn es keine
andere Möglichkeit gibt, einen Fluchtversuch zu verhindern, als durch Töten —
dann tötest du.«
Er hielt inne, um tief Luft zu
holen. »Duke hat mich im Lauf des Abends aufgesucht, und wir haben uns lange
unterhalten, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. Er hat es sich überlegt,
sagte er. Er möchte aussteigen.«
»Jetzt?« sprudelte Sam heraus.
»Bist du verrückt geworden? Was ist denn mit dir los? Verlierst du die Nerven?
Well, das laß gefälligst bleiben. Es ist zu spät, sich’s nun plötzlich anders
zu überlegen, mein Lieber.«
Ein Gutes hatte Sam ja: Je mehr
er redete, desto weniger sah man von ihm, und schließlich verschwand er völlig
hinter einem Wassernebel.
»Nachdem Ihnen Dukes
Einstellung nun bekannt ist«, erklärte Max sanft, »bin ich dafür, das Thema
vorerst zurückzustellen. Ich möchte Sie alle in das gesamte Unternehmen
einweihen — und dann, wer weiß?« Er zuckte elegant die Schultern. »Vielleicht
bleibt Duke dann doch bei seiner ursprünglichen Ansicht? Wenn Sie mir also
bitte folgen wollen, meine Herren.«
Er schritt voraus, über die
Diele zu einer solid wirkenden Tür, die meines Erachtens aus Stahl mit einem
dünnen Holzfurnier bestand. Max schloß sie auf, öffnete sie mit elegantem
Schwung und schaltete das Licht ein.
Es
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