Ermorden Sie ihn unauffällig
Minuten nach
drei brechen in drei verschiedenen Kaufhäusern in diesem Häuserblock hier
Brände aus. Einer davon wird auf eine große Anzahl Teerfässer übergreifen, so
daß die ganze Stadt sich mit einer dichten Rauchwolke überziehen wird.
Gleichzeitig werden auf zwei Juweliergeschäfte — hier und dort — versuchte
Raubüberfälle verübt, wobei sämtliche Schaufenster zu Bruch gehen. Eine Menge
Krach, eine Menge Verwirrung, und...«
»Moment«, gurgelte Sam. »Haben
Sie den Verstand verloren oder was? Was ist denn mit der Bank? Wollen wir denn
nicht diese verdammte Bank knacken — oder haben Sie das über dem anderen
Krawall vollkommen vergessen?«
»Sam!« Max setzte
offensichtlich seine restlichen Geduldreserven ein. »Darauf läuft doch alles
hinaus. Wir schlagen nicht auf die Bank los — wir schlagen gegen die ganze
Stadt los. Und dadurch fällt uns die Bank sozusagen von selbst in den Schoß.«
Er sprach weiter, eine ganze
Weile noch, erläuterte peinlich genau eine Einzelheit nach der anderen — und
vor meinem geistigen Auge entstand das Bild einer Kleinstadt an einem ruhigen
Mittwochnachmittag im Herbst. Zuerst die unliebsamen Zwischenfälle — der Strom
bleibt weg, das Telefon funktioniert nicht mehr, danach folgt eine Häufung
kleinerer Zwischenfälle: Schaufensterscheiben zerbersten klirrend, Briefkästen
explodieren —, und wenn das auf dem Höhepunkt angelangt ist, kommt die
eigentliche Katastrophe. Die Kaufhäuser brennen, dicker schwarzer Rauch zieht
sich wie ein Vorhang über die Stadt. Und dann wird sie von einer gewaltigen
Explosion erschüttert, die eine Hauswand der Bank wegbläst, die Leute fangen zu
rennen an, und irgendwo schreit einer »Erdbeben!« Ungefähr zu dieser Zeit haben
einige von den Gangstern, die Max angeheuert hat, die Bank völlig unter
Kontrolle, und Duke kann sich auf die Stahltür zum Gewölbe mit dem Bargeld
konzentrieren...
»Ich möchte, daß Sie, Sam, auf
jeden Fall beweglich bleiben«, sagte Max eben. »Ein Wagen mit Fahrer, dazu ein
Torpedo als Schutz, so daß Sie jederzeit auf schnellstem Weg überallhin
gelangen können. In dieser Dreiviertelstunde zwischen 15 Uhr 28 und 16 Uhr 13
müssen wir Verwirrung und Panik ständig neu schüren, damit den Menschen in der
Stadt weder Zeit noch Möglichkeit zum Überlegen bleibt, was sich abspielt.«
»Jetzt versteh’ ich.« Bills
hellblaue Froschaugen tränten vor Begeisterung. »Ich werd’s ihnen schon
besorgen. Rauchbomben, Stinkbomben — alles!«
»Bill...« Max sprach absolut
ruhig auf ihn ein, wahrscheinlich um sein Selbstvertrauen zu stärken. »Die
Rundfunkstation und der Fernsehsender, sie verfügen beide über eigene
Energieversorgung. Wenn nur eine von beiden Stationen Gelegenheit erhält, davon
Gebrauch zu machen, dann können wir viel Ärger bekommen. Sie auszuschalten, ist
Ihre vordringliche Aufgabe. Erst wenn das erledigt ist, begeben Sie sich wie
Sam auf fliegenden Einsatz. Was und wie und wo, ist nebensächlich — Hauptsache,
die Panik ebbt nicht ab.«
»Na klar.« Der Junge nickte
eifrig.
»Johnny?«
»Yeah.« Ich trat neben Max,
während die Spitze seines Stabs über die Dächer jenseits der Kreuzung wanderte.
Auf einer Plattform, oben auf einem dreistöckigen Haus, blieb sie liegen.
»Das sind Sie, Johnny«, sagte
Max ruhig. »Sie sind der Ringrichter der ganzen Schau. Sie haben nur eine
Aufgabe — den Ring freizuhalten.« Der Stab beschrieb einen Bogen rund um die
Bank, der einen Kreis von etwa sechzig Meter Durchmesser einschloß.
»Wenn wir diese Strecke nicht
absolut sauberhalten, kriegen wir das Geld nicht raus«, fuhr er fort. »Wenn
nicht alles sofort auf Anhieb klappt, dann bleibt den anderen dreien noch immer
eine gute Möglichkeit, die Fehler zu berichtigen. Diese Chance haben Sie nicht,
Johnny. Wenn uns diese Ecke blockiert wird, kommen wir nicht raus — und nicht
nach Hause.«
»Ist klar«, sagte ich.
»Sie sind der Größte, Johnny«,
flüsterte Max. »Sie sitzen da oben — Sie mit Ihrer .70er Winchester. Ich
möchte, daß Sie um Viertel nach drei oben sind, und von dem Augenblick an, wenn
die Hauswand in die Luft fliegt, bis zu dem Zeitpunkt, da unsere Lieferwagen
mit der Beute abgefahren sind, halten Sie uns diese Ecke frei. Haben Sie mich
verstanden?«
»Sie meinen, wenn ich dazu ein
paar Mann umlegen muß — dann sind die eben tot?« knurrte ich.
»Und jeder Polizist, der sich
in diesem Gebiet blicken läßt, ist ebenfalls tot«, fügte Max rasch
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