Ernährung im Sport
effektiver ablaufen kann.
Gegenwärtig nimmt ein Teil der Spitzenathleten zur Beschleunigung der Regeneration Kreatin in niedriger Dosierung auf. Den Sinn dieser Kreatinzufuhr rechtfertigen neue Befunde. Aus diesen Daten ist abzuleiten, dass das in den Muskelzellen erhöht anwesende Kreatin zu einer geringen Zellschwellung bei der Belastung führt. Eine ausreichend hydrierte Muskelzelle übt eine Signalfunktion für eine verminderte Proteolyse und Leucinoxidation aus (PARISE et al., 2000). Sie fanden eine Verringerung der Leucinoxidation und eine Abnahme des Proteinabbaus im Gesamtkörper als Antwort auf die Kreatinaufnahme. Der Anstieg der fettfreien Muskelmasse ist der Beleg für eine abgelaufene, erhöhte Proteinsynthese nach längerer und niedrig dosierter Kreatinaufnahme (MIHIC et al., 2000). Die Zunahme der Muskelmasse bei Kreatindosierungen von 3 g/Tag über neun Wochen, nach vorheriger Aufsättigung in fünf Tagen, ist keine Folge einer erhöhten Wassereinlagerung, sondern einer echten Muskelhypertrophie beim Krafttraining (FANCAUX & POORTMANS, 1999).
Neben den Kohlenhydraten, dem Coffein, den alkalischen Salzen und Aminosäuren wird Kreatin als ergogene Substanz aufgefasst ( Tab. 2/8.7 ). Die Höhe der Wasseraufnahme in den Muskelzellen hängt von der Kreatindosis ab. Bei der Kreatinniedrigdosierung lässt sich die Wasseraufnahme vernachlässigen, da es während der Belastung problemlos ausgeschieden werden kann ( Abb. 4/8.7 ). Prinzipiell wirkt Kreatin im Sport nur muskelspezifisch über den Trainingsreiz.
Kreatin wird in der Klinik bei neuromuskulären Erkrankungen eingesetzt.
Tab. 2/8.7: Leistungssteigernde physiologische Substanzen (mit wissenschaftlich nachgewiesener Wirkung)
Abb. 4/8.7: Körpermassenveränderungen nach Kreatinaufsättigung (6 g/Tag über fünf Tage). Das Kreatinloading führte zu einer Massenzunahme von 0,6 kg. Nach der Ergometerbelastung war die Körpergewichtsverminderung in der Kreatingruppe geringer als in der Placebogruppe. Daten nach: ENGELHARDT et al. (1998)
8.8 Glycerol
Glycerol oder Glyzerin entsteht natürlich bei der Fettspaltung. Aus einem Fettmolekül werden drei Teile Fettsäuren und ein Teil Glycerol freigesetzt. Glycerol ist ein dreiwertiger Alkohol und hat eine hohe Wasserbindungsfähigkeit. Eine Entwässerung (Dehydratation), besonders bei längeren Ausdauerbelastungen, wirkt ermüdend und leistungsverschlechternd. Dieser Effekt ist bei Langzeitbelastungen bereits nach Abnahme von 3% des Körpergewichts nachweisbar. Da Wasser nicht auf Vorrat getrunken werden kann und eine zu reichliche Wasseraufnahme während der Belastung zu einer „Wasservergiftung “ (s. Kap. 7 ) führen kann, wurde nach wasserzurückhaltenden Substanzen gesucht. Eine solche ist Glycerol. Jede zu reichliche Flüssigkeitsaufnahmevor einer Belastung führt zu einer erhöhten Wasserausscheidung während der Belastung. Hingegen bewirkt die Aufnahme einer Glycerolwasserlösung (1 g/kg) eine Wasserzurückhaltung und verminderte Wasserausscheidung (FREUND et al., 1995). Dieser Effekt tritt aber auch bei Hitzebelastung auf, indem die Durchblutung der Nieren um über 30% gedrosselt wird und damit die Urinproduktion sinkt. Durch die Glycerolaufnahme kann, abhängig von der Dosierung, mehr als 30% Wasser zurückgehalten werden. Eine erhöhte Wasserzurückhaltung produziert aber eine erhöhte Schweißmenge (300-400 ml/h) und führt dadurch zu einer um 0,7° C niedrigeren Hauttemperatur (LYONS et al., 1990). Die Wasserzurückhaltung ist bei Glycerolaufnahme ein objektiver Befund.
Bei Radsportlern wurde durch die Glycerolwasseraufnahme (50-100 ml Glycerol in 1-2 l Wasser), zwei Stunden vor Belastung, eine Leistungsverbesserung nachgewiesen (MONTNER et al., 1996).
Die Leistungssteigerung durch eine Glycerolaufnahme wird widersprüchlich beurteilt. Wenn der Sportler vor einer Hitzebelastung für eine ausreichende Hydratation (Euhydratation) sorgt und von Anfang an bei einer Belastung regelmäßig salzhaltige Flüssigkeit aufnimmt, dann sollte von einer Glycerolaufnahme Abstand genommen werden. Prinzipiell ist die Manipulation mit Glycerol im Ausdauersport zu unterlassen, weil die Schweißproduktion erhöht wird und so eine unbeabsichtigt höhere Dehydratation und Störung der Thermoregulation provoziert wird. Bei längeren nichtintensiven Belastungen hält Glycerol das Körperwasser besser zurück.
Die Aufnahme von Glycerol ist bei Bodybuildern verbreitet, die hoch konzentrierte
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