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Ernest Hemingway

Ernest Hemingway

Titel: Ernest Hemingway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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in irgend etwas anderes hineinschlittern?»
    «Anscheinend nicht», sagte das Mädchen, «und wie wirst du dich dazu stellen?»
    «Ich habe es dir ja gesagt.»
    «Nein, ich meine wirklich.»
    «Ich weiß nicht», sagte er. Sie blickte ihn an und streckte ihm die Hand hin. «Armer, lieber Phil», sagte sie. Er sah ihre Hände an, aber er berührte ihre Hand nicht mit seiner.
    «Nein, danke», sagte er.
    «Und es hilft nichts, wenn ich sage, daß es mir leid tut?»
    «Nein.»
    «Auch nicht, wenn ich dir sage, wie es ist?»
    «Ich möchte es lieber nicht hören.»
    «Ich habe dich sehr lieb.»
    «Ja, dies ist der Beweis.»
    «Es tut mir leid, wenn du es nicht verstehst», sagte sie.
    «Ich verstehe es. Das ist das Schlimme. Ich verstehe es.»
    «Du verstehst es», sagte sie. «Ja, das macht es schlimmer, natürlich.»
    «Gewiß», sagte er und sah sie an. «Ich werde es die ganze Zeit über verstehen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht. Besonders nachts. Verstehen werde ich es, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.»
    «Es tut mir leid», sagte sie.
    «Wenn es ein Mann wäre…»
    «Sag das nicht. Es könnte kein Mann sein. Das weißt du. Hast du denn kein Vertrauen zu mir?»
    «Das ist zum Lachen», sagte er. «Vertrauen zu dir! Das ist wirklich zum Lachen.»
    «Es tut mir leid», sagte sie. «Anscheinend ist das alles, was ich sagen kann. Aber da wir einander doch verstehen, ist es zwecklos, wenn wir uns vormachen, daß wir es nicht tun.»
    «Ja», sagte er. «Wahrscheinlich.»
    «Ich komm wieder, wenn du willst.»
    «Nein, ich will dich nicht.»
    Dann sagten sie beide eine ganze Weile nichts.
    «Du glaubst nicht, daß ich dich liebhabe, nicht wahr?» fragte das Mädchen.
    «Wir wollen doch keinen Unsinn reden», sagte der Mann.
    «Glaubst du wirklich nicht, daß ich dich liebhabe?»
    «Warum beweist du’s mir nicht?»
    «Früher warst du nicht so. Du hast nie von mir verlangt, daß ich etwas beweise. Das ist nicht nett.»
    «Du bist ein komisches Mädchen.»
    «Du bist gar nicht komisch. Du bist ein feiner Kerl, und es macht mich kreuzunglücklich, loszuziehen und dich zu verlassen.»
    «Du mußt aber natürlich.»
    «Ja», sagte sie. «Ich muß, und du weißt es.»
    Er sagte nichts, und sie sah ihn an und streckte ihm wieder ihre Hand hin. Der Barkellner stand am anderen Ende der Theke. Sein Gesicht war weiß und seine Jacke auch. Er kannte die beiden und fand, daß sie ein gutaussehendes junges Paar waren. Er hatte viele gutaussehende junge Paare auseinandergehen und neue Paare sich finden sehen, die aber lange nicht so gut aussahen. Er dachte nicht daran, sondern an ein Pferd. In einer halben Stunde konnte er über die Straße schicken, um zu hören, ob das Pferd gewonnen hatte.
    «Könntest du nicht einfach gut zu mir sein und mich gehen lassen?» fragte das Mädchen.
    «Was denkst du denn, daß ich tun werde?»
    Zwei Leute kamen zur Tür herein und gingen an die Theke.
    «Sie wünschen?» Der Barkellner nahm die Bestellung entgegen.
    «Du kannst mir nicht verzeihen, wo du doch darum weißt?» fragte das Mädchen.
    «Nein.»
    «Du meinst nicht, daß manches, was wir miteinander gehabt und getan haben, einen Unterschied im Verstehen machen sollte?»
    ‹«Das Laster hat so grauenhaft Gesicht› », sagte der junge Mann bitter, «‹daß ums-ta-ta man braucht’s zu sehen nicht! Dann erst ta-ta-ta zum Schluß bejahen.› » Er konnte sich nicht an die Worte erinnern. «Ich kann nicht zitieren», sagte er.
    «Wir wollen es nicht ‹Laster› nennen. Das ist nicht sehr nett.»
    «Perversion», sagte er.
    «James», sagte einer der Kunden zum Barkellner. «Sie sehen sehr wohl aus.»
    «Sie sehen selbst auch sehr wohl aus», sagte der Barkellner.
    «Alter James», sagte der andere Kunde. «James, Sie sind dicker geworden.»
    «Es ist schrecklich, wie ich zunehme», sagte der Barkellner.
    «Verabsäumen Sie nicht, den Cognac beizumengen, James», sagte der erste Kunde.
    «Nein, mein Herr», sagte der Barkellner. «Sie können mir vertrauen.»
    Die zwei an der Theke sahen zu den beiden am Tisch hinüber und sahen dann wieder den Barkellner an. Es war die bequemere Blickrichtung.
    «Mir war’s lieber, du würdest nicht solche Worte benutzen», sagte das Mädchen. «Es besteht keine Notwendigkeit dafür, solch ein Wort zu benutzen.»
    «Wie soll ich’s denn sonst nennen?»
    «Du brauchst es gar nicht zu nennen. Du brauchst ihm gar keinen Namen zu geben.»
    «Das ist aber der Name dafür.»
    «Nein», sagte

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