Ernest Hemingway
ich größer bin, schieße ich die Bisamratten und auch die Rammler», sagte er auf englisch. «Einmal bin ich mit Papa gegangen, und er schoß einen Rammler bloß an, und ich schoß und traf ihn richtig.»
«C’est vrai», nickte Fontan. «Il a tue un Bock.»
«Aber er hatte ihn schon angeschossen», sagte Andre, «ich will ganz allein gehen und ganz allein für mich schießen. Nächstes Jahr darf ich.» Er ging hinüber in eine Ecke und setzte sich hin, um sein Buch zu lesen. Ich hatte es aufgenommen, als wir in die Küche gekommen waren, wo wir nach dem Essen saßen. Es war ein Leihbibliotheksbuch – Frank auf dem Kanonenboot!
«Il aime les Bücher», sagte Madame Fontan. «Aber es ist besser als mit den älteren Jungen nachts herumzustrolchen und Sachen zu stehlen.»
«Gegen Bücher ist nichts zu sagen», sagte Fontan. «Monsieur il fait les Bücher.»
«Ja, das stimmt schon, gut. Aber zuviel Bücher sind schlecht», sagte Madame Fontan. «Ici c’est une maladie, les Bücher. C’est comme les Kirchen. Il y a trop de Kirchen. En France il y a seulement les catkoliques et les protestants – et trespeu de protestants. Mais ici rien que des Kirchen. Quand j’etais venue ici, je disais, ach du lieber Himmel! Was sind denn das alles für Kirchen?»
«C’est vrai», sagte Fontan. «Il y a trop de Kirchen.»
«Neulich», sagte Madame Fontan, «war ein kleines französisches Mädchen hier mit ihrer Mutter, Fontans Cousine, und sie sagte zu mir: ‹En Amerique il ne faut pas etre catholique. Es ist nicht gut, catholique zu sein. Die Amerikaner mögen nicht, wenn man catholique ist. Es ist wie mit der Prohibition.› Und ich sagte zu ihr: ‹Was willst du denn sein, na? Es ist besser, catholique zu sein, wenn man catholique ist.› Aber sie sagte: ‹Nein, in Amerika ist es nicht gut, catholique zu sein.› Aber ich finde, es ist besser, catholique zu sein, wenn man es ist. Ce n’est pas bon de changer sa religion. Bei Gott, nein.»
«Gehen Sie hier zur Messe?»
«Nein, in Amerika gehe ich nicht zur Messe, nur hin und wieder mal, ganz selten. Mais je reste catholique. Es ist nicht gut, die Religion zu wechseln.»
«On dit que Schmidt est catholique», sagte Fontan.
«On dit, mais on ne sait jamais», sagte Madame. «Ich glaube nicht, daß Schmidt catholique ist. Es gibt nicht viel catholiques in Amerika.»
«Wir sind catholiques», sagte ich.
«Gewiß, aber Sie leben in Frankreich», sagte Madame Fontan. «Je ne crois pas, que Schmidt est catholique. Hat er je in Frankreich gelebt?»
«Les Polacks sont catholiques», sagte Fontan.
«Das stimmt», sagte Madame Fontan. «Sie gehen zur Kirche, und dann gibt’s nichts wie Messerstechereien den ganzen Weg über nach Hause, und den ganzen Sonntag lang bringen sie sich um. Aber sie sind keine richtigen catholiques. Sie sind polackische catholiques.»
«Alle catholiques sind gleich», sagte Fontan. «Ein catholique ist wie der andere.»
«Ich glaube nicht, daß Schmidt catholique ist», sagte Madame Fontan. «Das ist sehr komisch, wenn der catholique ist. Moi je ne crois pas.»
«II est catholique», sagte ich.
«Schmidt ist catholique», sagte Madame Fontan nachdenklich. «Das hätte ich nicht gedacht. Mein Gott, il est catholique.»
«Marie, geh und hol noch Bier», sagte Fontan. «Monsieur a soif-moi aussi.»
«Ja, gut», sagte Madame Fontan aus dem Nebenzimmer. Sie ging hinunter, und wir hörten die Treppe knarren. Andre saß und las in seiner Ecke. Fontan und ich saßen am Tisch, und er schenkte das Bier aus der letzten Flasche in unsere zwei Gläser und ließ ein bißchen auf dem Boden zurück.
«C’est un bon pays pour la chasse», sagte Fontan. «J’aime beaucoup schießen les canards.»
«Mais il y a tres banne chasse aussi en France», sagte ich.
«C’est vrai», sagte Fontan. «Nous avons beaucoup de gibier la-bas.»
Madame Fontan kam die Treppe herauf mit Bierflaschen in beiden Händen. «II est catholique», sagte sie. «Mein Gott, Schmidt est catholique.»
«Glauben Sie, daß er Präsident wird?» fragte Fontan.
«Nein», sagte ich.
Am nächsten Nachmittag fuhr ich hinaus zu Fontans durch den Schatten der Stadt, dann die staubige Landstraße entlang, die Seitenstraße hinauf und ließ den Wagen neben dem Zaun stehen. Es war wieder ein heißer Tag. Madame Fontan kam an die Hintertür. Sie sah wie Frau Weihnachtsmann aus, sauber und rosig und weißhaarig, und sie watschelte, wenn sie ging.
«Mein Gott, hallo», sagte sie. «Es
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