Ernest Hemingway
Gott, das kann ich nicht verstehen.»
«Die wollen sich übergeben, damit sie wissen, daß sie betrunken sind.»
«Einmal kommt ein Kerl her, kommt zu mir und sagt, ich solle ihnen ein großes Abendessen kochen, und sie werden ein, zwei Flaschen Wein trinken, und ihre Mädchen kämen auch, und dann gingen sie zum Tanzen. ‹Schön›, sagte ich. Also machte ich ein großes Abendessen, und als sie kamen, tranken sie bereits eine ganze Menge. Dann taten sie Whiskey in den Wein. Mein Gott, ja. Ich sagte zu Fontan: ‹On va etre malade!› – ‹Oui›, sagte er. Dann übergaben sich die Mädchen, nette Mädchen dabei, richtig nette Mädchen. Sie übergaben sich direkt bei Tisch. Fontan versuchte sie beim Arm zu nehmen und ihnen zu zeigen, wo sie sich auf der Toilette ungestört übergeben konnten, aber die Kerle sagten: ‹Nein, es wäre gar nichts dabei; sie sollten ruhig dableiben.› »
Fontan war hereingekommen. «Als sie wiederkamen, habe ich die Tür verriegelt. ‹Nein›, habe ich gesagt, ‹nicht für 150 Dollar. Bei Gott, nein.› Es gibt ein Wort im Französischen für solche Leute, wenn sie sich so benehmen», sagte Fontan. Er stand da und sah von der Hitze sehr alt und müde aus.
«Was?»
«Cochon», sagte er behutsam und schwankte, ob er ein so starkes Wort benutzen sollte oder nicht. «Sie waren wie das cochon. C’est un mot tres fort», entschuldigte er sich, «mais vomir sur la table» – er schüttelte traurig den Kopf.
«Cochons», sagte ich. «Das ist genau das, was sie sind – cochons, salauds.»
Die Derbheit der Worte war Fontan peinlich. Er war froh, von etwas anderem zu sprechen.
«II y a des gens tres gentils, tres sensibles qui viennent aussi», sagte er. «Es kommen Offiziere vom Fort. Sehr nette Menschen. Gute Kerle. Sie wollen, daß jeder, der mal in Frankreich gewesen ist, herkommt und Wein trinkt. Und ob sie den Wein mögen.»
«Das war ein Mann», sagte Madame Fontan, «und seine Frau erlaubt ihm niemals, auszugehen. Also sagt er ihr, er sei müde und geht zu Bett, und wenn sie zur Show geht, dann kommt er direkt hierher, manchmal in seinem Pyjama, nur mit einem Mantel darüber. ‹Maria, etwas Bier›, sagt er, ‹um des lieben Himmels willen.› Er sitzt in seinem Pyjama und trinkt sein Bier, und dann geht er hinauf zum Fort und ist wieder im Bett, bevor seine Frau aus der Show nach Hause kommt.»
«C’est un original», sagte Fontan, «mais vraiment gentil. Er ist ein netter Kerl.»
«Mein Gott, ja, ein netter Kerl, wahrhaftig», sagte Madame Fontan. «Er ist immer im Bett, wenn seine Frau aus der Show nach Hause kommt.»
«Ich muß morgen wegfahren», sagte ich. «Nach der Crow-Reservation. Wir fahren zur Eröffnung der Prairiehuhnsaison.»
«So? Sie kommen doch aber hierher zurück, bevor Sie abreisen. Sie kommen doch sicher hierher zurück?»
«Bestimmt.»
«Dann wird der Wein fertig sein», sagte Fontan. «Wir werden eine Flasche zusammen trinken.»
«Drei Flaschen», sagte Madame Fontan.
«Ich komme zurück», sagte ich.
«Wir rechnen auf Sie», sagte Fontan.
«Gute Nacht», sagte ich.
Wir kamen früh am Nachmittag von unserem Jagdausflug zurück. Wir waren an dem Morgen seit fünf Uhr auf gewesen. Am Tag vorher war die Jagd gut gewesen, aber an jenem Morgen hatten wir kein Prairiehuhn gesehen. Wie wir so in dem offenen Auto fuhren, war uns sehr heiß, und wir hielten an, um unser Mittagsbrot außerhalb der Sonne unter einem Baum am Straßenrand zu essen. Die Sonne stand hoch, und das Fleckchen Schatten war sehr klein. Wir aßen belegte Brote und Kekse mit Sandwichfüllung und waren durstig und müde und froh, daß wir uns endlich draußen und auf der Hauptstraße zur Stadt zurück befanden. Wir kamen an einer Prairiehundsiedlung vorbei und hielten den Wagen an, um mit Pistolen auf die Prairiehunde zu schießen. Wir töteten zwei, aber dann hörten wir auf, weil die Kugeln, die fehlgingen, von den Felsen und der Erde abprallten und über die Felder surrten, und jenseits der Felder standen ein paar Bäume an einem Wasserlauf und ein Haus, und wir wollten nicht wegen verirrter Kugeln, die die Richtung auf das Haus nahmen, in Ungelegenheiten kommen. Also fuhren wir weiter und waren endlich auf der Straße und fuhren bergab den außenliegenden Häusern der Stadt zu. Jenseits der Ebene konnten wir die Berge sehen. Sie waren blau an jenem Tag, und der Schnee auf den hohen Bergen glitzerte wie Glas. Der Sommer ging seinem Ende zu, aber es gab noch keinen
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