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Ernest Hemingway

Ernest Hemingway

Titel: Ernest Hemingway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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der Große.
    «Nein.»
    «Ich auch nicht», sagte er. «Es ist anscheinend sehr schlecht für einen. Man fängt an und kann nicht aufhören. Es ist ein Laster.»
    «Wie Religion», sagte der Dünne.
    «Der da», sagte der kleine Mexikaner, «ist sehr gegen Religion.»
    «Man muß sehr gegen etwas sein», sagte Mr. Frazer höflich.
    «Ich achte alle die, die einen Glauben haben, obschon sie unwissend sind», sagte der Dünne.
    «Schön», sagte Mr. Frazer.
    «Was können wir Ihnen mitbringen?» fragte der große Mexikaner. «Brauchen Sie irgend etwas?»
    «Ich würde sehr gern gutes Bier kaufen, falls es gutes Bier gibt.»
    «Wir werden Bier mitbringen.»
    «Noch eine copita, bevor Sie gehen?»
    «Es ist sehr gut.»
    «Wir berauben Sie.»
    «Ich kann es nicht vertragen. Es steigt mir zu Kopf. Dann habe ich schlimme Kopfschmerzen und mir wird übel.»
    «Auf Wiedersehen, meine Herren.»
    «Auf Wiedersehen und danke sehr.»
    Sie gingen hinaus, und dann gab es Abendessen und dann das Radio, so leise gestellt, wie nur möglich, daß es gerade noch vernehmlich war, und schließlich hörten die Stationen nacheinander auf zu senden: Denver, Sah Lake City, Los Angeles und Seattle. Mr. Frazer konnte sich nach dem Radio kein Bild von Denver machen. Er konnte sich Denver nach der Denver Post vorstellen und das Bild durch die Rockey Mountain News berichtigen. Auch von Salt Lake City oder Los Angeles hatte er keine Vorstellung durch das, was er von jenen Städten hörte. Alles, was er von Sah Lake City wußte, war, daß es sauber, aber langweilig war, und es wurden zu viele Ballsäle in zu vielen großen Hotels erwähnt, als daß er sich Los Angeles hätte vorstellen können. Er konnte es sich vor lauter Ballsälen nicht vorstellen. Aber Seattle kannte er schließlich recht gut, die Taxigesellschaft mit den großen weißen Taxis (jedes Taxi auch mit einem Radio ausgestattet), in denen er jeden Abend zu dem Gasthaus auf der kanadischen Seite hinausfuhr, wo er nach der musikalischen Auswahl, um die telefonisch ersucht wurde, den Verlauf der Gesellschaft verfolgte. Er lebte jede Nacht von zwei Uhr an in Seattle und hörte die Stücke mit an, die sich all die verschiedenen Leute wünschten, und es war so wirklich wie Minneapolis, wo die Frühmusikanten jeden Morgen ihre Betten verließen, um jene kleine Reise zum Senderaum zu machen. Seattle, Washington, wuchs Mr. Frazer sehr ans Herz.
    Die Mexikaner kamen und brachten Bier, aber es war kein gutes Bier. Mr. Frazer empfing sie, aber er fühlte sich nicht zum Reden aufgelegt, und als sie gingen, wußte er, daß sie nicht wiederkommen würden. Seine Nerven spielten ihm jetzt böse mit, und er mochte keinen Menschen sehen, wenn er sich in diesem Zustand befand. Nach fünf Wochen versagten seine Nerven, und obschon er froh war, daß sie so lange durchgehalten hatten, nahm er es übel, daß er jetzt dasselbe Experiment machen sollte, auf das er bereits die Antwort wußte. Mr. Frazer hatte dies alles schon einmal durchgemacht. Das einzige, was ihm neu war, war das Radio. Er ließ es die ganze Nacht über spielen, so leise gestellt, daß er es kaum vernehmen konnte, und er lernte zuzuhören, ohne zu denken.
    Schwester Cecilia kam an jenem Tag gegen zehn Uhr morgens ins Zimmer und brachte die Post. Sie war sehr hübsch, und Mr. Frazer freute sich, wenn er sie sah, und hörte ihr gern zu, aber die Post, die vermeintlich aus einer anderen Welt kam, war wichtig. Es war jedoch nichts von Interesse dabei. «Sie sehen so viel besser aus», sagte sie. «Sie werden uns bald verlassen.»
    «Ja», sagte Mr. Frazer. «Sie sehen heute sehr glücklich aus.»
    «Ach, das bin ich auch. Heute morgen habe ich das Gefühl, als ob ich eine Heilige sein könnte.»
    Mr. Frazer war hiervon ein wenig verblüfft.
    «Ja», fuhr Oberschwester Cecilia fort. «Das möchte ich gern sein. Eine Heilige. Schon als kleines Mädchen wollte ich immer eine Heilige sein. Als ich ein junges Mädchen war, dachte ich, wenn ich der Welt entsagte und in ein Kloster ginge, würde ich eine Heilige werden. Das wollte ich werden, und ich glaubte, das tun zu müssen, um eine zu werden. Ich rechnete damit, eine Heilige zu werden. Ich war völlig sicher, daß ich eine werden würde. Einen Augenblick lang glaubte ich, ich wäre eine. Ich war so glücklich, und es schien so einfach und leicht. Als ich morgens aufwachte, erwartete ich, eine Heilige zu sein, aber ich war keine. Ich bin niemals eine geworden. Ich möchte so gern eine sein. Ich

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