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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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genommen. Geld war da sowieso nicht mehr zu holen gewesen.
    Vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn der Vater seinen jüngeren Sohn angenommen hätte. Wenn er nur einmal den Arm um seine Schultern gelegt, ihn an sich gezogen und ihm zugehört hätte. Albert hatte immer schon Ideen, Pläne, Perspektiven gehabt. Aber wann hatte der Alte schon mal zugehört? Nur was er selber sagte, galt.
    Inzwischen hatte Albert bewiesen, daß seine Ideen etwas taugten. Und wenn etwas seinen Stolz trübte, dann war es die Tatsache, daß der Vater das alles nicht mehr erleben konnte. Denn eigentlich hatte er immer nur eins gewollt: Der Alte sollte kapieren, was er an seinem Sohn hatte.
    Ach was, das war alles vorbei. Verlorene Zeit. Der Schnee längst vergangener Jahre. Sein gebildeter Bruder hätte gesagt: »Tempi passati.«
    Nicht daß Albert Horrenried so ein Wort nicht verstanden hätte. Er war ja in der Welt herumgekommen. Aber er hätte es nie benutzt, weil er sich dabei wie ein Angeber vorgekommen wäre. Bei Martin war das etwas anderes. Bei dem wirkten solche Sprüche natürlich.
    Albert Horrenried zog ein Blatt Papier mit seinem persönlichen Briefkopf aus der obersten Schublade des Schreibtisches, legte es auf die grüne Lederauflage, schraubte den Füllfederhalter auf und schrieb in großen Druckbuchstaben: »Mein letzter Wille.«
    Doch dann griff er erst noch einmal zum Telefon und drückte auf eine Wähltaste. Die Nummer von Hajo Schmied hatte er einprogrammiert.
    Der Jagdfreund meldete sich mit verschlafener Stimme.
    Albert sagte: »Hajo? Ich bin’s, der Albert. Hast du schon geschlafen?... Ach ja, den Stammtisch hab ich total vergessen. Ich schreib grade mein Testament. Es geht alles an den Jagdverein zu deinen Händen«, er lachte kurz auf. »Aber nicht, daß du mich bei der nächsten Saujagd versehentlich triffst... Ich hätte das schon längst machen sollen. Warum, warum? Dir kann ich’s ja erzählen...«
    Und nun vertraute er seinem besten und vielleicht einzigen Freund an, was ihm die Inge angetan hatte. Dieses Luder, das er aus dem Dreck gezogen hatte, die ihm hätte dankbar sein müssen bis an ihr Lebensende. Sogar geheiratet hätte er sie. Und das wär für so eine doch was gewesen. Frau Sägewerksbesitzerin. Da, wo die herkam. Aber statt ihm dankbar zu sein, betrog sie ihn mit dem eigenen Neffen.
    »Das muscht du dir amal vorschtella – mit dem Winni, diesem Versager... Gut, er ist jung, und wahrscheinlich ischt er ja ein Hirsch im Bett. Aber des muß doch so eine wissen, was sie damit aufs Spiel setzt...«
    Hajo hörte geduldig zu. Wann offerierte einem schon mal der reichste Mann im Dorf sein ganzes Vermögen? Okay, es sollte an den Jagdverein gehen, aber zu seinen, Hajo Schmieds, Händen. Da konnte man was draus machen, wenn’s einmal so weit war. Und bei Alberts vielen Krankheiten und der Art und Weise, wie er mit seiner Gesundheit Raubbau trieb...
    Jedenfalls sagte Hajo Schmied, um den Freund zu bestätigen: »Also, des dät ich mir von der au net g’falle lasse!«
    Nachdem er aufgelegt hatte, schrieb Albert Horrenried sein Testament in einem Zug. Das frühere zerriß er, legte die Fetzen in den großen Aschenbecher und zündete sie an. Er schaute in die schnell herabbrennende Flamme.
    Plötzlich hörte er Geräusche von der Werkhalle her. Das klang alarmierend. Kreischendes Metall, das unter größter Anspannung riß. Das kannte er. So klang es, wenn Sägeblätter barsten, weil sie auf einen Stein oder ein Stück Eisen trafen. Dann das Rattern, das sich anhörte, als ob alle Maschinen in seiner Halle auf einmal angeworfen worden wären.
    Albert Horrenried sprang auf. Spielte womöglich die Inge verrückt? Zuzutrauen war’s ihr. Er schloß das Testament in die Schreibtischschublade und versenkte den Schlüssel in seiner Jacke. Aber er zog die Jacke nicht mehr an. Ein greller Lichtblitz hinter den Fenstern seiner Werkhalle erschreckte ihn so, daß er sofort losrannte. Er nahm kaum wahr, daß Inge Kranzmeier im Wohnzimmer saß.
    Als Albert Horrenried das Zimmer durchquert hatte, machte Inge einen neuen Versuch, Winfried zu erreichen. Diesmal, endlich, meldete er sich. Sie erzählte ihm sofort alles, was sie am Abend durchgemacht hatte, mit atemloser Stimme.
    »Bitte komm sofort, Winni«, schloß sie, »hol mich hier raus. Ich bleib keine Stunde mehr unter seinem Dach.«
    Winfried Horrenried versuchte, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben. »Jetzt beruhig dich... Ich versteh dich ja... Ich

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