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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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sich zu ihrem Mann hinüber und flüsterte: »Das glaubst du doch nicht. Die ist doch eigentlich quasi Witwe! Da kann sie doch nicht hierher kommen.«
    Bienzle kam bei Winfried vorbei und sagte beiläufig: »Mit der Pietät haben Sie’s wohl nicht so, Herr Horrenried?« »Hab ich Ihnen doch gesagt: Mein Onkel hat mir nichts bedeutet, absolut nichts.«
    In der nächsten Sekunde verfinsterte sich Winfrieds Blick. Er hatte Inge entdeckt. Bienzle bemerkte die Veränderung in Winfrieds Gesicht und folgte mit den Augen dessen Blick.
    Bechtle hatte inzwischen den Kommissar gesehen und war zu ihm getreten. »Sind Sie aus kriminalistischen Gründen da oder weil Sie sich amüsieren wollen?«
    »Wer weiß, vielleicht beides«, sagte Bienzle.
    Er ließ Winfried Horrenried nicht aus den Augen. Der war zu Inge getreten, und die beiden redeten offenbar heftig aufeinander ein. Kurz entschlossen bat Bienzle die Frau, die ihm am nächsten war, um einen Tanz. Es war Margret Schmied. Sie war klein und drall und hatte einen scharfen Zug um die Mundwinkel.
    Die Frau des Jägers willigte begeistert ein. »Wisset Se, onsere Männer sind ja so schrecklich tanzfaul«, sagte sie.
    »Ich tanz gern«, gab Bienzle zurück.
    Er tanzte einen Walzer mit ihr, auch links rum, wie die anwesenden Damen anerkennend konstatierten.
    Dabei näherte er sich geschickt Inge und Winfried.
    »Also, daß der da herkommt, ist ja scho schlimm g’nueg, aber daß die Frau Kranzmeier in dene Tage net daheim bleibe kann...« Margret Schmied war richtig aufgebracht.
    »Sehe jeder, wie er’s treibe, und der steht, daß er nicht falle«, zitierte Bienzle und hielt kurz im Tanz inne. Sie waren jetzt nah an die beiden herangekommen. »Au«, sagte er, »jetzt isch’s mir grad a bißle schwindlig.« Er hielt sich kurz an einem Türbalken fest und konnte so ohne Mühe verstehen, wie Inge Kranzmeier sagte: »Winni, ich brauch dich jetzt«, und wie Winfried Horrenried antwortete: »Also gut, in einer Stunde in unserer Hütte.«
    Bienzle kehrte zu Frau Schmied zurück.
    »Geht’s wieder?«, fragte sie.
    Statt ihr zu antworten, faßte Bienzle sie um die Hüften und absolvierte die letzten Takte des Walzers mit feurigem Schwung. Als er Frau Schmied an ihren Platz zurückbrachte, stand deren Mann gerade mit glasigen Augen auf. Bienzle folgte Hajo Schmieds Blick und sah, wie Inge den Saal verließ. Hajo ging ihr nach. Formvollendet verabschiedete sich Bienzle von Frau Schmied und folgte ihrem Mann. Aber auch Margret Schmied hielt es nicht an ihrem Platz.
    Inge Kranzmeier hatte schon fast den Ausgang erreicht, als Hajo zu ihr aufschloß. »Wart einen Moment.«
    Sie blieb stehen. Bienzle erschien in der Tür zum Saal und näherte sich den beiden.
    »Wenn du weißt, wo das Testament ist, sag’s. Und wenn du’s vernichtet hast, gib’s zu. Sonst hast du keine frohe Minute mehr in deinem Leben!«, zischte Hajo Schmied.
    »Die Polizei ermittelt wegen dem Testament. Die werden schon rausfinden, wie’s gewesen ist«, sagte sie und wandte sich wieder der Ausgangstür zu.
    »Inge, paß auf. Ich will ja nicht, daß du leer ausgehst. Wir däten dir schon was abgeben. In irgendeiner Form... Ich würd das übernehmen. Du bist ja jetzt allein und wir zwei... also, mir g’fällst du ja scho lang... Ich denk, wenn man da ein Arrangement treffen könnt... Eine kleine Wohnung in der Stadt drin... Ich mein, du und ich... Man hat ja alles mögliche gehört... ich mein, daß es der Albert nimmer so gebracht hätt...«
    »Du meinst, ich könnte deine Geliebte werden...?«
    »Wenn du’s so ausdrücken willst...«
    Ansatzlos schlug Inge Hajo ins Gesicht. Margret Schmied beobachtete den Vorgang genauso wie Bienzle und war zunächst wie versteinert.
    Bienzle ging zu Inge. »Müßten Sie mir vielleicht noch irgend etwas sagen?«
    »Nein, warum?« Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Gasthof.
    Frau Schmied vertrat ihrem Mann den Weg. »Was war jetzt des?«, wollte sie wissen.
    Hajo ballte die Faust. »Das Luder will uns um unser rechtmäßiges Erbe bringen. Aber die soll sich vorsehen!«
    »Und das war alles?«, fragte seine Frau spitz.
    »Was soll denn sonst noch g’wese sein?«
    Margret funkelte Hajo an. »Ja, das frag ich dich ja grad!«
    Aber ihr Mann ging in den Saal zurück und verwickelte sofort einen Jagdkameraden in ein Gespräch.
    »Komm du mir bloß hoim«, zischte Margret leise.
    Schildknecht stand am Büffet und bediente sich. Um ihn herum trieb das Fest seinem Höhepunkt zu.

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