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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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kriegen Akkordlohn. Und über diese Drecksau von Sutter sag ich nix mehr, der hat meine Mama so beschissen, dass sie dran verreckt ist!«
    Die wenigen Worte verrieten dem Kommissar einiges über sein Gegenüber: Zunächst schien die Ausdrucksweise die Einschätzung Kluftingers bezüglich Brentanos Intellekt und Umgangsformen zu bestätigen. Weitaus wichtiger aber war, dass der Metzger noch immer starken, tief empfundenen Hass gegen Sutter hegte. Und die Art, wie er das Wort »Mama« ausgesprochen hatte, ließ auf eine tiefe Beziehung zu seiner Mutter schließen. Noch bevor der Kommissar etwas entgegnen konnte, brach es noch einmal aus Brentano heraus, wobei er unablässig weiter sägte. »Dem wünsch ich nix Gutes, dem Sutter, der dreckigen Ratte!«
    Kluftinger wurde langsam ungehalten. Er bedeutete Maier, auf den roten »Not-Aus-Knopf« an der Maschine zu drücken. Als der Lärm aufgehört hatte, fasste er Brentano am Arm und drehte ihn ein Stück. »Sutter ist tot, Herr Brentano. Ermordet. Wie aus den Gerichtsakten hervorgeht, haben Sie nach der Gerichtsverhandlung durch den ganzen Saal gebrüllt, dass es noch eine höhere Gerechtigkeit gebe und dass jeder irgendwann die Strafe bekäme, die er verdient. An Ihrer Stelle wäre ich etwas kooperativer«, raunzte er.
    Brentano schien dieser Rüffel wenig zu beeindrucken. »Ja also, dann hab ich doch Recht gehabt. Zeit war’s, dass dem einer die Gurgel durchschneidet und den Hals umdreht.« Brentano wurde mit jedem Wort lauter und erregter. »Hat ihn endlich der Sensenmann geholt, die Dreckratte!«
    Der »Sensenmann«? Hatte er wirklich »Sensenmann« und »Gurgel durchschneiden« gesagt?
    Kluftingers Blick wanderte zu Maier. Er wollte sich vergewissern, dass der alles mitangehört hatte. Seinen fragenden Blick beantwortete sein Kollege, indem er sein Diktiergerät hochhielt und dann Handschellen hervorzog und auf Brentano zuging.
    Kluftinger schüttelte den Kopf und fasste Maier am Arm. »Langsam, Richie!«, flüsterte er.
    »Sensenmann, Kehle durchschneiden – das ist er, nehmen wir ihn mit!«, antwortete Maier in aufgeregtem Flüsterton.
    Kluftinger überlegte kurz und sagte dann: »Herr Brentano, bitte ziehen Sie sich um, Sie müssen uns aufs Präsidium begleiten – wir hätten da einige Fragen zu klären.«
    Unbeirrt ging Brentano aber zu seiner Maschine und schaltete sie wieder ein.
    »I hab nix ang’stellt! I geh net mit!«, wiederholte er gelassen.
    Maier schaltete die Maschine wieder aus. Nun musste Kluftinger handeln.
    »Sie sind vorläufig festgenommen, Herr Brentano!«, rief er bestimmt, griff den Metzger am Arm und zog ihn von seiner Säge weg. Als dieser sich wehren wollte, bog er ihm den Arm auf den Rücken und schob ihn vor sich her auf den Ausgang zu. Offenbar überrascht von der Kraft des Kommissars, erlahmte Brentanos Gegenwehr. Die beiden Kriminaler führten den Metzger unter den erstaunten Blicken der anderen Schlachthofmitarbeiter durch die Halle.
    »Umziehen!«, zischte ihn Maier an. »Wir kommen mit, damit du uns nicht durchgehst!« Maier hatte die Angewohnheit, Verdächtige zu duzen, was Kluftinger eigentlich missfiel.
    Die Beamten bugsierten den Metzger, der immer wieder beleidigt wiederholte, dass er doch nichts getan habe, zu seinem Spind, wo er seine Kleidung holte.
    »Muss noch duschen«, brummte Brentano. Kluftinger und Maier wechselten einen Blick, zuckten die Schultern und sagten: »Aber schnell!«
    Dann führten sie ihn in den angrenzenden Waschraum.
    Dort entkleidete sich Brentano wortlos, aber mit finsterem Gesichtsausdruck. Es war eine peinliche Situation, wie der Mann nun nackt vor ihnen stand, während sie dafür Sorge zu tragen hatten, dass er nicht die Flucht ergriff. Kluftinger wäre gern vor die Tür gegangen, aber er traute Brentano nicht: Bisher hatte er so seltsam reagiert, dass man nicht wissen konnte, was er als Nächstes tun würde. Er versuchte daher ob der Blöße des Mannes in eine andere Ecke zu blicken. Nackte Männer waren kein Anblick, den er gerne mochte.
    ***
    »Wir haben ihn! Wir haben Sutters Mörder!«, tönte Maier aufgeregt, als er zu Strobl und Hefele ins Büro kam.
    »Richie, wir haben einen, der sich möglicherweise verdächtig gemacht hat. Wir haben ihn ja noch nicht einmal richtig vernommen! Außerdem wissen wir noch gar nicht, ob er die Heiligenfeld überhaupt gekannt hat«, versuchte Kluftinger die Euphorie seines Kollegen zu bremsen.
    »Papperlapapp, so was spürt man doch. Und wie

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