Erntedank
gesagt – ich hab seine Aussage auf Band. Das belastet ihn schwer.«
Kluftinger bat Maier, den Bericht über den Schlachthof-Besuch zu verfassen. So würde er erst einmal beschäftigt sein und sich ein wenig beruhigen. Strobl und Hefele beorderte er ins Vernehmungszimmer, nachdem er sie über ihren Abstecher ins Bild gesetzt hatte.
Brentano saß – von den Handschellen befreit, die ihm Kluftinger doch noch angelegt hatte, nachdem sich der Metzger auf dem Weg zum Auto recht aggressiv verhalten hatte – an dem großen Tisch im Besprechungszimmer. Wie immer bezog ein uniformierter Kollege als Wache vor dem Zimmer Position.
Der Verdächtige schaute mürrisch vor sich auf den Boden. Das würde ein harter Brocken werden, mutmaßte Kluftinger.
»Herr Brentano, Ihre Aussagen über Sutter und Ihr merkwürdiges Verhalten haben dazu geführt, dass Sie vorläufig festgenommen sind. Wir konfrontieren Sie nun mit dem Tatvorwurf, Herrn Gernot Sutter auf bestialische Weise umgebracht zu haben. Wo waren Sie am 25. September zwischen 18 und 24 Uhr?«, begann Kluftinger die Vernehmung.
»I sag nix, i hab die Ratte net um’bracht, obwohl er’s verdient hätt!«
»Es wäre aber durchaus in Ihrem Interesse, etwas zu sagen. Sie sollten doch wenigstens versuchen, sich zu entlasten.«
»Sie können mir überhaupt nix!«
»Wir werden Ihnen beweisen, dass Sie zwei Morde begangen haben. Sie werden in eine Zelle gebracht, da können Sie sich dann überlegen, ob Sie weiterhin schweigen oder aussagen wollen!«
Kluftinger wies den »grünen« Kollegen an, Brentano in eine der Haftzellen im Keller der Polizeidirektion zu bringen.
***
Nur eine gute Stunde später riefen die Kollegen an, weil Brentano unbedingt Kommissar Kluftinger sprechen wolle. Kluftinger nahm Maier mit und begab sich in den Keller der Polizeidirektion. Dort ließen sie Brentano in ein kleines Vernehmungszimmer mit vergitterten Fenstern führen, das lediglich mit einem Tisch und vier Stühlen ausgestattet war.
»Sie wollten mich sprechen? Wir werden die Vernehmung mit Ihnen aufzeichnen, um danach ein Protokoll verfassen zu können. Sie sind des Mordes verdächtig – möchten Sie einen Anwalt anrufen?«
»Na. I hab kein’ Anwalt und brauch au’ kein’.«
Brentano hatte die eine Stunde in Haft offenbar bereits etwas gefügiger gemacht, auch wenn er sich nach wie vor brummig gab.
»Können Sie uns jetzt sagen, wo Sie am Abend des 25. September waren?«
»I hab drüber nach’dacht. I hab Videos ang’schaut mit’m Mehmet.«
»Wer ist das?«
»Den Mehmet kenn ich aus dem Wikingerkrug oben am Bühl. Der Mehmet ist in Ordnung.«
Den Wikingerkrug kannte Kluftinger nur wegen der häufigen Exzesse, Körperverletzungen und Pöbeleien, die in dieser Kneipe regelmäßig vorkamen.
»Wie heißt Mehmet denn noch?«, fragte Kluftinger nun, als hätte er ein Schulkind vor sich.
»Mehmet Erdogan.«
»Und wo haben Sie sich Videos angesehen?«
»Bei mir. Ich hab jetzt einen Flatschkrien und Dobbie Saraut.«
Kluftinger – selbst nicht eben beschlagen in technischen Dingen – vermutete hinter den Begriffen Video-Zubehör und ging nicht weiter darauf ein.
»Aha. Und wo wohnt dein Mehmet?«, schaltete sich Maier in die Vernehmung ein.
»Der Mehmet? Der hat hier in Kempten g’wohnt. Auch am Bühl. Aber jetzt isch der in der Türkei.«
»Dein Freund ist also auf Urlaub?« »I weiß gar net, ob der wieder kommt, nach Deutschland, mein i. Der hat ein Haus in der Türkei.« »Wir werden überprüfen, wo er sich aufhält«, brummte Kluftinger, und fügte leise hinzu: »Wenn es den überhaupt gibt.«
Er gab Richard Maier den Auftrag, Nachforschungen über Herrn Erdogan anzustellen. Wieder an Brentano gewandt, fuhr der Kommissar fort: »Waren Sie an diesem Abend noch irgendwo anders? In einer Videothek, einer Kneipe? Haben Sie Bier geholt?«
Brentano überlegte angestrengt. Nach einer Weile gab er ein lapidares »Na« von sich.
»Seit wann kennen Sie Frau Dr. Heiligenfeld?«, versuchte es Kluftinger mit einem anderen Thema.
»Wen?«
»Frau Dr. Heiligenfeld, Michaela Heiligenfeld aus Füssen.«
»Kenn i it.«
»Ach nein?« Kluftinger hatte befürchtet, dass er hier nicht gut weiterkommen würde. »Sie ist übrigens auf dieselbe abscheuliche Weise ermordet worden wie Gernot Sutter. Herr Brentano, es wäre besser, wenn Sie reden würden. Sie haben nichts zu verlieren. Früher oder später werden wir Ihnen ohnehin alles nachweisen können.«
Einen Versuch
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