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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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eilte weiter, um möglichst rasch die Bibliothek und einen anderen lebenden und atmenden Menschen zu erreichen.
    Daniel saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und mit den aufgeschlagenen Büchern vor sich auf dem Tisch. Jeder andere, dachte sie, hätte die Beine auf den Tisch gelegt.
    „Was hast du herausgefunden?“, fragte sie nach einer raschen Begrüßung.
    Er schob ihr eines der Bücher zu. „Lies mal über unseren Hank Brisbin.“
    Sie setzte sich ihm gegenüber, blickte auf die aufgeschlagene Seite und blätterte dann zurück. Das Buch war von 1959, sah sie, geschrieben von einem Sam Jackman, Rechtsprofessor an der Harvard University.
    „Beeindruckend“, sagte sie.
    Daniel beugte sich vor. „Damals war es noch nicht soschwer wie heute, eine Jury dazu zu bringen, über einen berechtigten Zweifel hinwegzusehen. Es gab keinen physischen Beweis, der den Mann mit den Morden in Verbindung gebracht hätte. Sie fanden die Leichen der Mädchen völlig verwest und von den Krähen bis auf die Knochen zerpickt neben Vogelscheuchen in den Maisfeldern. Brisbin wohnte in der Nähe in einem Farmhaus. An dem Abend, an dem er gehängt wurde, brannten die Einwohner der Stadt es nieder.“
    Rowenna überflog den Text. Jackman schrieb, dass es schwer gewesen sei, die Geschichte zusammenzusetzen, weil so viele Anhaltspunkte in den Akten vernichtet worden waren. Offenbar hatte man Brisbin verhaftet, weil er mit dem letzten der drei toten Mädchen gesehen worden war und weil er sich „verdächtig verhalten“ hatte. Er wurde angeklagt, und der Fall kam vor eine Jury. Er wurde verurteilt, wobei der Jury-Vorsitzende sagte, dass das Urteil einstimmig gefallen sei.
    Und selbst wenn irgendjemand noch Zweifel an seiner Schuld gehegt haben sollte, wurden sie bei seiner Galgenrede zerstreut.
    Nachdem sie fertig war, blickte Rowenna zu Daniel hoch.
    „Okay“, sagte er und schob ihr zwei weitere Bücher zu. „Und jetzt guck dir diesen Typ an. Victor Milton. Wieder wurden Leichen in einem Maisfeld gefunden. Und sieh dir diesen Hinweis auf die alten Akten an. ‚Sie wurde an jenem Holzpflockgefunden, wo eine Vogelscheuche hätte stehen sollen.‘“ Er lehnte sich wieder zurück. „Ich glaube, dass diese Kerle den Schnitter imitierten und dass unser Kerl sie imitiert.“
    „Dan, das kann einfach kein Zufall sein – die Polizei muss davon erfahren“, sagte Rowenna.
    „Ich habe Joe davon erzählt. Er stimmt zu, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der die Vergangenheit nachspielt und die Legende zum Leben erwecken will. Ob er sich wirklich für die Reinkarnation dieser Männer, für das Werkzeug des Teufels und den wiedergeborenen Schnitter hält oder ob er einfach nur ein cleverer Irrer ist, der seine wahren Motive hinter einer historischen Maske verbirgt, ist unklar. Wie auch immer, ich habe dir alles markiert, was ich gefunden habe.“
    „Danke.“
    Er stand auf. „Ich werde June ablösen, damit sie eine Kaffeepause machen kann. Wenn du mich brauchst, ich bin am Empfang.“
    „Okay.“
    Sie fing an zu lesen. Es stellte sich heraus, dass Hank Brisbins Frau ebenfalls auf mysteriöse Weise verschwunden war. In einem der Bücher gab es ein Foto von ihm. Er hatte das hagere, bösartige Antlitz aller vier Puppen. Vielleicht waren die Puppen nach diesem Foto entworfen worden.
    Sie nahm das andere Buch. Victor Miltons vermutliche Opfer hatte man ebenfalls in den örtlichen Maisfeldern gefunden. Er war niemals festgenommen oder angeklagt worden, doch die Einheimischen waren von seiner Schuld überzeugt gewesen.
    Sie gähnte und reckte sich und wollte gerade nach dem nächsten Buch greifen, als ihr Handy klingelte.
    Es war Eve.
    „Hallo, Eve“, begrüßte Rowenna die Freundin.
    „Was machst du gerade?“, fragte Eve.
    „Ich bin im Museum und lese.“
    „Kannst du rüberkommen? Sofort?“
    Rowenna blickte auf die Uhr. Es war erst halb elf.
    „Bist du im Laden?“
    „Ja, und du musst dich beeilen. Er ist jetzt weg, doch er wird wiederkommen.“
    „Wer ist weg? Hast du jemanden gesehen, den du wiedererkennst?“
    „Nein! Adam. Ich spreche von Adam. Bitte, Rowenna, bitte!“
    „In Ordnung. Ich bin gleich da.“ Brad würde sie erst in eineinhalb Stunden abholen. Und Jeremy würde auch nicht früher aus Boston zurück sein.
    „Beeil dich. Bitte .“
    Sobald sie aufgehängt hatte, schloss Rowenna sorgfältig das Buch, erhob sich und eilte hinaus.
    Als sie an den vier Puppen vorbeikam, wandte

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