Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
„Danke, dass Sie bereit sind, den heutigen Vormittag mit mir zu verbringen.“
    „Kein Problem“, sagte er ernst. „Und … es tut mir leid. Ich war gestern ein bisschen betrunken. Ich wollte Sie nicht … verängstigen.“
    „Sie haben mich nicht verängstigt“, log sie. Außerdem schienen sich im Morgenlicht alle unheimlichen Dinge in Luft aufzulösen.
    „Sind Sie bereit für ein Frühstück?“, fragte er.
    „Auf jeden Fall“, versicherte sie.
    Sie gingen ins Red’s, wo ebenfalls das Plakat mit den Fotos der beiden Frauen im Fenster hing. Gesprächsfetzen, die sie drinnen mitbekamen, machten deutlich, dass Dinah Green das Thema des Tages war.
    Vielleicht hätte sie mit Brad doch nicht herkommen sollen.
    Auf der anderen Seite wussten die Menschen inzwischen, wer er war. Wer ihn noch nicht persönlich kennengelernt hatte, hatte ihn in der Stadt gesehen oder in der Zeitung oder wie er in den Nachrichten um Hilfe gebeten hatte.
    Mehrere Gäste flüsterten miteinander, als er an ihnen vorbeiging.
    Sie setzten sich in eine Nische und bestellten Omelett. Um nicht über das zu sprechen, was ihn am meisten beschäftigte, fragte Rowenna ihn nach seiner Arbeit mit Jeremy.
    „Er war der beste Partner, den ich je hatte“, sagte Brad. „Ich vermisse ihn. Verstehen Sie mich nicht falsch. Mit meinem jetzigen Partner ist alles in Ordnung. Er ist gut – dasmuss man sein, um es in die Einheit zu schaffen. Es ist ja nicht wie beim Tauchurlaub in der Karibik, wo das Wasser klar ist. Aber da war einfach etwas … an der Art, wie Jeremy arbeitete. Er hat es nie so gesehen, doch er schien so etwas wie einen sechsten Sinn zu haben, wissen Sie? Er konnte sich auf etwas einschießen.“
    „Sie waren dabei, als die Kinder gefunden wurden?“
    „Das war ein schlimmer Tag, als wir die kleinen Leichen hochbrachten. Hoffnung ist eine schwierige Sache. Es ist großartig, wenn sie sich auszahlt. Aber wenn man für jemanden hofft und er schafft es nicht, dann wird Hoffnung grausam.“
    Hoffnung. Er hoffte und betete, dass seine Frau noch lebte. Sie beendeten das Frühstück und tranken noch einen Kaffee, bevor er sie zum Historischen Museum begleitete. „Kommen Sie nicht mit hinein?“, fragte sie.
    Er hielt kurz inne, um sich eine Schaufensterauslage anzusehen, die gestern noch nicht da gewesen war. Eine Puppe, die als Schnitter gekleidet war.
    „Nein. Jeremy wollte, dass ich bleibe, aber Sie sind bei ihren Freunden gut aufgehoben, oder?“ Als sie nickte, fuhr er fort. „Ich glaube, ich werde heute mal in eine andere Richtung gehen. Oder vielleicht gehe ich zurück zum Friedhof. Ich werde nichts Unüberlegtes tun“, versprach er. „Wann soll ich Sie wieder abholen?“
    „Sagen wir um zwölf? Wir nehmen irgendwo einen Lunch ein oder finden heraus, was Jeremy vorhat, und schließen uns an.“
    „Klingt gut. Sie haben meine Handynummer, oder?“ „Habe ich. Sie haben Sie mir gerade beim Frühstück gegeben, erinnern Sie sich? Und Sie haben meine.“
    Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, winkte dann und ging die Straße hinunter, die Hände in den Taschen seiner Wildlederjacke vergraben.
    Rowenna betrat das Museum. Ein älteres Paar zahlte gerade Eintritt, und zwei junge Frauen begannen ihren Rundgang. June Eagle saß am Empfang.
    „Hallo“, begrüßte sie Rowenna fröhlich, nachdem sie dem Paar den Weg gewiesen hatte.
    „Hallo. Kann ich wohl bitte den Schlüssel zur Bibliothek haben?“, fragte Rowenna.
    June schüttelte grinsend den Kopf. „Den brauchst du nicht. Dan ist schon drin. Er wollte heute früh anfangen.“
    „Danke, June.“
    June nickte und wandte sich wieder der neuesten Ausgabe von People zu.
    Rowenna ging schnell an den Besuchern vorbei in den Bereich, der dem Schnitter gewidmet war. Obwohl sie wusste, dass es sich nur um Puppen handelte, blieb sie vor dem Ausstellungskasten stehen, der den vier Mördern gewidmet war, die nach der Legende ihr Unwesen trieben.
    Es waren nur Puppen, doch da war … etwas Unheimliches an allen vieren …
    Sie waren natürlich von derselben Firma entworfen und hergestellt worden, doch es war mehr als das. Man hatte sie unterschiedlich hergerichtet und in die jeweils passende historische Kleidung gesteckt. Was also war es?
    Die Gesichter, dachte sie.
    Sie waren alle schmal und hager. Als ob man sie speziellentworfen hätte, um eine möglichst kalte, berechnende Rücksichtslosigkeit auszustrahlen.
    Allein beim Ansehen lief ihr ein Schauder über den Rücken, und sie

Weitere Kostenlose Bücher