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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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könnte!“
    Joe ist ein Polizist und muss bei der Durchführung des Verhörs eben ein paar Regeln einhalten, dachte Jeremy, als sie auf dem Weg nach Boston die weitere Vorgehensweise besprachen.
    Dieser Mann war die erste konkrete Spur, die sie in dem Fall hatten, und sein Alibi für Halloween war so löchrig wie ein Schweizer Käse. Doch während Jeremy ihm zuhörte, gewann er den Eindruck, dass Joe selbst nicht an seine eigenen Worte glaubte, egal wie logisch alles klang. Sie folgten einem Hinweis, dem alle Cops gefolgt wären, doch Joe schien von diesem Hinweis genauso wenig zu erwarten wie er selbst.
    Schließlich blickte Jeremy ihn an und fragte: „Joe, glauben Sie wirklich, dass dieser Mann unser Mörder sein könnte?“
    Joe runzelte die Stirn und erwiderte seinen Blick kurz. „Er war der Letzte, der mit dem Opfer gesehen wurde.“
    „Dinah Green wurde überall in der Stadt gesehen – sie hat eine Menge Leute getroffen. Jeder von ihnen hätte sich für später mit ihr verabreden können. Ich glaube einfach, dass unser Killer jemand aus der näheren Umgebung ist.“
    Aus der näheren Umgebung. Das war besser, als zu sagen, dass der Mörder ein Einheimischer sein musste, jemand, den Joe vielleicht kannte und mochte. Gleichzeitig wusste er, dass es keine Rolle spielte, wie er es nannte. Falsche Rücksichtnahme würde ihnen bei der Suche nach dem Mörder nicht helfen, und so oder so war Joe nicht dumm. Er wusste, was Jeremy wirklich sagen wollte.
    „Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass dieser Mann es getan hat. Vielleicht kam es zu einem Beziehungsstreit. Oder er hat sie mitgenommen, weil er mit ihr schlafen wollte, sie wollte aber nicht und er ist ausgerastet. Er hat sie vergewaltigt und umgebracht und stand nun da mit einer Leiche, die er irgendwie loswerden musste.“
    „Dann soll ein Typ, der ungeplant mit einer Frau in Streit gerät und sie umbringt, zufällig Handschuhe anhaben, damit seine Fingerabdrücke nirgendwo gefunden werden? Zum Beispiel auf dem Holzpflock, den er wunderbarerweise abseits der Straße findet, um sie daran festzubinden?“, fragte Jeremy.
    „Ich hätte Sie bei dem trübseligen Ehemann in der Stadt lassen sollen“, murmelte Joe.
    „Nein, tut mir leid. Ich weiß, es ist wichtig, mit diesem Typ zu sprechen, und sei es nur, um ihn von unserer Liste der Verdächtigen streichen zu können.“
    Die Polizisten in Boston halfen nur zu gern und führten sie direkt in den Verhörraum, wo Tim Richardson auf sie wartete.
    Er war ziemlich durchtrainiert, mit nur einem kleinen Bauchansatz. Er wirkte etwas rau und hatte jene Art von sonnengegerbten, einst klassischen Gesichtszügen, die Frauen anzogen.
    Als sie den Raum betraten, zeigte er keinerlei Anzeichen von falschem Mut. Er fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar und legte gleich los. „Ich habe es nicht getan. Ich schwöre. Ich konnte es kaum glauben, als die Cops kamen, um mich zu holen und mich zum Verhör zu bringen. Ich habe diese Frau in einem Laden getroffen, wir gingen in eine Bar, hatten ein paar Drinks. Ich fragte sie, ob sie mit zu mir – also nach Boston – kommen wolle, und sie sagte, sie hätte andere Pläne. Ich habe nicht mit ihr geschlafen, ich war nicht grob zu ihr, nichts. Ich bin direkt nach Hause gefahren“, erklärte er.
    „Gibt es irgendjemanden, der das bestätigen kann?“, fragte Joe.
    „Meine Katze“, sagte Richardson müde. „Ich habe das arme Vieh gefüttert, als ich heimkam.“
    „Okay, erzählen Sie uns von der Bar“, sagte Joe.
    Richardson zog verwirrt die Brauen zusammen. „Es gab dort Alkohol.“ Jeremy begriff, dass er nicht naseweis sein wollte. Richardson verstand tatsächlich die Frage nicht.
    Unmöglich, dass dieser Typ einen solch ausgefeilten Mord geplant und ausgeführt hatte.
    „Erzählen Sie uns von dem Abend in der Bar“, erläuterte Joe. „Mit wem haben Sie gesprochen? Was haben Sie gesehen? Schien Dinah noch jemanden zu kennen?“
    Richardsons Miene hellte sich auf. „Oh ja, das tat sie. Sie begrüßte viele Leute. Ein paar Studenten – sie sagte mir jedenfalls, sie seien Studenten – und ein paar Leute, die sie im Laufe des Tages kennengelernt hatte. In den Läden, im Museum, wissen Sie?“
    „Erinnern Sie sich an etwas Besonderes an jenem Abend?“, fragte Jeremy.
    Richardson dachte nach, zuckte die Achseln und ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen. „Es waren einfach nur Leute in der Bar, die tranken, redeten, lachten, aßen … nichts

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