Erntemord
Blocks weiter beim Friedhof, und sie würde den Weg auch alleine schaffen.“
Der Friedhof, dachte Jeremy. Alles führte zurück zum Friedhof.
Er brauchte eine Liste von allen Personen, die sich an jenem Abend, an dem Dinah Green zum letzten Mal gesehen worden war, in der Bar aufgehalten hatten. Er war jetzt sicher, dass jemand – vielleicht die Person, mit der sie gesprochen hatte, vielleicht jemand anderes – ihr von dort aus gefolgt war, als sie zu ihrem Wagen ging.
Und dann …
Jeremy gab ihm seine Visitenkarte. „Wenn Ihnen noch irgendwas einfällt, egal was, rufen Sie mich an.“
„Sicher. Wenn man mich lässt“, sagte Richardson.
Jeremy schaute sich wachsam um – nur für den Fall des Falles. „Fordern Sie einen Anwalt“, sagte er.
Richardson blickte misstrauisch. „Sie sagten, ich könne einen haben. Aber ich bin nicht schuldig.“
„Auch unschuldige Menschen brauchen Anwälte“, versicherte Jeremy ihm.
In dem Moment erschien Joe wieder im Raum. Jeremy sah ihn erwartungsvoll an. „Ihre Halloween-Geschichte wurde bestätigt.“ Joe wandte sich an Jeremy. „Der Typ im Spirituosenladen erinnert sich sogar an die kleine Miss Sugar Plum. Stellen Sie sich das mal vor.“
Jeremy zuckte die Achseln. Er reichte Richardson die Hand. Der starrte sie einige Sekunden an, bevor er sie ergriff. „Wenn ich Ihnen helfen könnte, würde ich es tun. Das wissen Sie, oder?“
„Man weiß doch nie, was einem noch so einfällt“, erwiderte Jeremy.
Auf dem Weg zum Wagen blickte Joe finster drein.
„Der Mann ist unschuldig“, sagte Jeremy ruhig. „Sie werden ihn gehen lassen müssen.“
„Ja, ich weiß“, sagte Joe. „Der arme Kerl ist viel zu blöd, um es getan zu haben“, fügte er angewidert hinzu. „Verschwendete Zeit.“
„Nein“, widersprach Jeremy. „Er hat gesagt, dass sie nach dem Essen alleine in der Bar geblieben ist, weil sie noch mit jemandem sprechen wollte, den sie tagsüber kennengelernt hatte.“
„Ach ja? Vielleicht stimmt das gar nicht.“
„Ich glaube schon.“
„Wir suchen noch immer nach der Nadel im Heuhaufen.“
„Ich glaube, dass der Heuhaufen gerade kleiner geworden ist. Ich habe Hugh gebeten, die Belege des Abends rauszusuchen. Ich hole sie gleich ab, wenn wir zurück sind. Dann können wir anfangen, jeden Einheimischen unter die Lupe zu nehmen, der an jenem Abend in der Bar war.“
Joe sah ihn zweifelnd an. „Das können wir tun, aber vielleicht liegen wir trotzdem falsch.“
„Vielleicht liegen wir aber auch richtig“, sagte Jeremy. „Richardson sagt, dass Dinah Green ihren Wagen am Friedhof geparkt hatte.“
„Ich habe es Ihnen doch schon erklärt – es gibt kein Tunnelsystem unter dem Friedhof. Keine Gruften mit geheimen Ausgängen.“
„Das ist nicht der Punkt“, sagte Jeremy. „Der Friedhof gehört irgendwie zu dieser Sache. Dieser Typ hat sich entschieden, dass er diese ganze Schnitter-Geschichte mag. Angebetet zu werden und so. Er entführt diese Frauen und vergnügt sich mit ihnen. Lässt sich vielleicht von ihnen bewundern, lässt sie um ihr Leben betteln. Und wenn er ihrer müde ist oder sieeinen Fluchtversuch wagen oder wenn Mittwoch ist oder es regnet, dann hält er es für an der Zeit, sie zu töten und eine anderezu finden. Und ich sage Ihnen Joe, wer auch immer er ist, er war in jener Nacht in der Bar.“
„Vielleicht“, sagte Joe.
„Wir engen die Liste ein. Wir finden jemanden, der dort war und der Land besitzt, sodass niemand hört, was dort vor sich geht. Oder einen schalldichten Raum. Irgendwas, wo er Dinah Green versteckt hat, bevor er sie tötete. Irgendwas, wo er Mary Johnstone noch immer festhält.“
„Lassen Sie uns hoffen, dass er mit einer Kreditkarte bezahlt hat“, brummte Joe.
„Lassen Sie uns einfach hoffen, dass er Mary nicht überhat“, erwiderte Jeremy.
„Amen“, sagte Joe ernst.
16. KAPITEL
Rowenna hatte keine Ahnung, was sie Eve sagen sollte.
Sie konnte nicht glauben, dass ihre Freundin den eigenen Ehemann verdächtigte, ein Mörder zu sein.
Ein Blick in Eves gequälte Augen verriet ihr, dass Eve es auch nicht glauben wollte. Doch die Dinge hatten sich in ihr angestaut, bis es sie fast umbrachte, und sie brauchte unbedingt jemanden zum Reden. Eine Vertrauensperson.
„Und?“, flüsterte Eve.
„Nun, die Tatsache, dass er nicht im Laden war, macht ihn noch nicht zu einem Mörder. Und selbst wenn er mit ihr geflirtet hat … nun, wir flirten alle mal. Es ist vermutlich eine Möglichkeit sich
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