Erntemord
gereizt.
„Mary wird es gut gehen“, sagte Brad, wie um sich selbst zu beruhigen. „Joe hat Männer dort draußen, die nach Adam suchen. Sie werden ihn direkt festnehmen und ihn dazu bringen, ihnen zu sagen, wo Mary ist.“
Brad ist wie ein elektrisch geladenes Teilchen, dachte Jeremy.
„Wir wissen nicht, ob es Adam war“, sagte er. „Jeder hätte die Karte im Laden mitnehmen können.“ Er hatte nur Joe von dem Kaugummi erzählt, um Brad keinen Grund zum Durchdrehen zu geben, doch das schien vergebene Liebesmüh gewesen zu sein.
„Die Visitenkarte bedeutet, dass er dort draußen war“, sagte Brad bestimmt. „Ich wünschte, du hättest sie nicht Joegezeigt. Ich wünschte, ich würde ihn zuerst in die Finger kriegen. Ich würde ihn dazu bringen, mir zu sagen, wo Mary ist.“
„Wir werden sie finden“, versprach Jeremy und wünschte, er wäre sich dessen so sicher, wie er klang. Zweifellos würden sie sie finden. Aber in welchem Zustand? Tot oder lebendig?
Warum suchte ihn der Geist des toten Jungen aus seinen Träumen nun auch in seinen wachen Momenten heim? Warum hatte er gen Himmel gedeutet und dann zum Wagen?
Und warum hatte er ihm gesagt, er solle sich beeilen?
Es war diese letzte Frage, die ihn am meisten beunruhigte, weil er versprochen hatte, Rowenna abzuholen – was, wenn er zu spät kam?
„Er ist ein Spinner, das ist er. Ein mörderischer Spinner“, sagte Brad. „Ich wette, dieser Mistkerl hat seinen Laden verlassen, ist zu diesem Zelt gelaufen, hat sich ein Kostüm übergeworfen und dann gewartet, dass wir auftauchen. Er ist ein Hypnotiseur oder so etwas. Und er kauft all diesen unheimlichen Kram für seinen Laden. Vielleicht sind ihre Kräuter Drogen. Ich hätte es wissen müssen. Oh Gott, das ist alles mein Fehler.“
„Nichts ist dein Fehler“, sagte Jeremy, doch er war abgelenkt und antwortete automatisch.
Ein Traktor fuhr vor ihm. Er biss die Zähne zusammen und betete um Geduld. Er hupte, weil er hoffte, der Traktor würde an die Seite fahren, doch er tuckerte weiter.
Herrje, er konnte nicht am Traktor vorbeisehen, doch auf dieser Straße war nie jemand, also trat er aufs Gas und scherte aus.
Glücklicherweise war der entgegenkommende Truck noch ein Stück entfernt, sodass Jeremy gerade noch überholen und wieder auf seine Spur einscheren konnte.
„Verdammt!“, fluchte Brad und starrte ihn an.
„Tut mir leid.“
„Sie hätten dich öfter bei der Verkehrskontrolle einsetzen sollen“, sagte Brad.
Jeremy griff nach seinem Handy, das endlich Empfang anzeigte, und drückte auf Wahlwiederholung. Rowenna nahm nicht ab. Seine Besorgnis wuchs.
„Gib Vollgas“, sagte Brad.
Das tat er.
„Rowenna“, sagte Eric. Er starrte sie durchdringend an, und plötzlich wurde seine Stimme flehend. „Mach ihnen keine Schwierigkeiten. Sie sind ein nettes Paar. Ich weiß, dass sie ein paar Probleme haben, aber sie arbeiten daran. Wenn du die Polizei mit reinziehst, machst du es ihnen nur schwerer.“
Er löste seine Hand von ihrer.
Sie blickte ihn verwundert an. „Eric, ich glaube, dass wirklich etwas nicht stimmt.“
„Aber … die Polizei?“
Dort draußen lief ein Mörder herum. Und auch wenn Ericseine Hand fortgenommen hatte und so aufrichtig aussah …
Sie fühlte sich noch immer nicht sicher.
„Okay, du bleibst hier. Ich gehe und sehe nach, ob ich sie irgendwo in der Nähe finde“, sagte sie.
Zu ihrer Erleichterung stimmte er zu. „Okay, und wenn sie in einer Stunde nicht auftauchen … nun, ich weiß nicht. Das überlegen wir uns, wenn es so weit ist.“
Sie steuerte Richtung Tür und zwang sich, nicht zu laufen. Sie bemerkte, dass sie ihre Tasche irgendwo in dem Laden vergessen hatte, doch dafür wollte sie nicht zurückgehen. Sie würde nach draußen auf die Straße gehen – wo viele Menschen waren.
Doch wieder öffnete sich die Tür, als sie sich näherte.
Dieses Mal stürmten drei uniformierte Polizisten herein.
„Officer O’Reilly?“, keuchte Rowenna, die den ersten Polizisten erkannte.
„Rowenna, sind Sie in Ordnung?“, fragte er.
„Ja. Was ist los?“, wollte sie wissen.
„Wo ist Adam Llewellyn?“
„Wir wissen es nicht“, antwortete sie. „Warum?“
„Er soll verhört werden wegen des Mordes an Dinah Green und vier unbekannten Frauen sowie des Verschwindens von Mary Johnstone“, sagte O’Reilly.
18. KAPITEL
Sie waren fast am Museum. Jeremy konnte schon die Plakate draußen lesen, die das bevorstehende Erntefest ankündigten, mit
Weitere Kostenlose Bücher