Erntemord
können, dass der Junge mit dem Mund zwei Worte formte: „ Beeil dich. “
Und dann verschwand er.
Es war fast dunkel.
Rowenna. Er musste zu Rowenna.
Er legte Brad die Hand auf die Schulter. „Lass uns fahren.“
Joe sah ihn an. „Sie wollen nicht bleiben?“
„Ich muss Rowenna abholen“, erklärte er.
„Okay“, sagte Joe. „Falls wir noch etwas finden, rufe ich Sie später an. Fahren Sie.“
Als er mit langen Schritten an der Stelle vorbeikam, an der sie die erste Leiche gefunden hatten, stolperte Jeremy. Er schaute nach unten und bemerkte, dass etwas unter dem Stein hervorschaute, der ihn fast zu Fall gebracht hatte. Er holte ein Taschentuch aus der Tasche und zog es vorsichtig heraus.
Er runzelte die Stirn. Es sah aus wie eine Visitenkarte, doch wie die Leiche war sie durch die Elemente zersetzt. Vermutlich hätte sie sich schon komplett aufgelöst, wenn sie aus Papier bestanden hätte, doch sie war laminiert.
Im schwachen Licht konnte er nur die verschnörkelte Schrift erkennen, ein Pentagramm links oben und eine Zauberin auf der rechten Seite.
Magick Mercantile stand darauf, Adam und Eve Llewellyn, Inhaber. Dann folgten Adresse und Telefonnummer des Ladens.
Jeder hätte die Karte fallen lassen können, dachte er. Doch etwas klebte an der Rückseite.
Es sah aus wie Kaugummi. Altes, getrocknetes Kaugummi. Und Adam Llewellyn kaute ständig Kaugummi.
Es musste untersucht werden, um zu überprüfen, ob seine Vermutung korrekt war.
Doch obwohl er sich nicht sicher sein konnte, gefror Jeremy das Blut in den Adern.
„Joe!“, rief er.
„Hallo, Ro. Arbeitest du jetzt für die Llewellyns?“
Sie erstarrte. Sie hatte gerade nach der Türklinke greifen wollen, als die Tür sich öffnete. Schnell war sie zurückgesprungen, um nicht getroffen zu werden. Doch jetzt konntesie sich nicht rühren.
Es war Eric Rolfe. Durch das Glas der Tür hatte er wie ein bedrohlicher Riese gewirkt, doch aus der Nähe betrachtet war er einfach nur ein ziemlich großer Mann in einem großen Anorak.
„Ro? Du wirkst durcheinander. Ist alles in Ordnung?“, fragte er.
„Ich … ich kann Adam und Eve nicht finden“, erwiderte sie.
Eric runzelte die Stirn und blickte auf die Uhr. „Ich hatte hier eine Verabredung mit Eve. Sie wollte mir aus den Karten lesen. Ich glaube nicht, dass sie mich versetzen würde.“
„Das glaube ich auch nicht“, stimmte Rowenna zu und ging in Richtung Tresen.
„Was willst du tun?“, fragte Eric.
„Irgendetwas stimmt nicht. Ich werde die Polizei rufen“, sagte sie.
„Warte, Ro. Ich finde nicht, dass du das tun solltest“, sagte Eric.
„Eric, eine Frau ist tot, eine andere wird vermisst … und jetzt Eve!“ Sie konnte sich nicht überwinden, ihm zu erzählen, dass Eve glaubte, ihr Mann könnte ein Mörder sein, und darauf hinzuweisen, dass Adam ebenfalls fort war.
Eric schüttelte den Kopf. „Rowenna, was, wenn du die Polizei verrückt machst, und dann stellt sich heraus, dass sie nur auf einen Kaffee fortgegangen sind? Oder für einen Quickie? Du könntest ihnen ernsthafte Schwierigkeiten bereiten. Wann hast du Eve das letzte Mal gesehen?“, fragte er.
„Vor ungefähr zwanzig Minuten“, erwiderte sie.
Er hob die Brauen. „Vor zwanzig Minuten?“, echote er.
„Ja, sie war hier. Vor zwanzig Minuten.“
„Du willst die Polizei anrufen, dass eine Frau vermisst wird, weil du sie seit zwanzig Minuten nicht gesehen hast?“
Eric näherte sich dem Tresen, und sie bemerkte plötzlich, wie nervös er sie machte, obwohl sie ihn schon so lange kannte.
Er hatte diese schrecklichen Vogelscheuchen hergestellt, als sie noch klein gewesen war, und nun schuf er Filmmonster und Teufelsmasken. Warum konnte Eric nicht der Mörder sein?
Als Kind war er ein Außenseiter gewesen. Er hatte die grausigsten Vogelscheuchen gebastelt, um Preise zu gewinnen und cool zu sein.
Sie starrte ihn an und betete, dass man ihr die Angst nicht ansah.
Zuerst Adam, nun Eric. Sie waren doch beide keine Mörder. Oder?
„Sie hat die Tür nicht abgeschlossen, Eric. Sie schließt immer ab.“
„Was vermutlich bedeutet, dass sie ganz in der Nähe ist, vielleicht auf einen Kaffee oder so was.“
„Wir brauchen die Polizei.“ Sie griff nach dem Hörer und schrie fast auf, als sich seine Hand auf die ihre legte.
„Ro, ich sage dir, ruf die Polizei nicht an.“
Im Wagen versuchte Jeremy, Rowenna zu erreichen. Es klingelte einmal, bevor er wieder keinen Empfang mehr hatte. Er fluchte
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