Erntemord
Automobilclub bei dir ist, ja?“
„Mache ich“, versprach sie, legte auf und blickte auf die Uhr. Es war erst zehn nach elf. Sie brauchte Jeremy nicht zu benachrichtigen, da er sie sowieso erst um zwei erwartete.
Sie legte den Kopf zurück. Doch weil ihr das einen allzu guten Ausblick auf die Maisfelder eröffnete, schloss sie die Augen.
Es nützte nichts. Sie sah noch immer nichts anderes als endlose Reihen von Mais.
Voller Ärger auf sich selbst öffnete sie die Augen, stürmte aus dem Wagen und starrte auf die Felder.
„Ihr seid nichts als ein Haufen Mais auf verdammten Kolben“, sagte sie laut.
Doch während sie auf dem Seitenstreifen stand und auf die Felder starrte, die sich bis zum Horizont erstreckten, kam Wind auf.
Rowenna sah auf und erblickte Krähen.
Sie zuckte zusammen, als eine von ihnen auf der Haube ihres Wagens landete.
„Hau ab, du schwarze Pest!“, schrie sie und fuchtelte mit den Händen.
Die Krähe sah sie an, krächzte anklagend und flog fort.
Ihr Blick folgte dem Weg des Vogels in den Himmel, wo er sich seinen Gefährten anschloss. Hunderten von ihnen – zumindest schien es so. Sie kreisten über einem Ort, der nicht allzu weit von der Straße entfernt lag, vielleicht zwanzig Reihen zurück.
Sie schloss die Augen. „Nein“, flüsterte sie inbrünstig. „Ich gehe nicht.“
Doch dann öffnete sie wieder die Augen und begann, sich fluchend durch die Maisstängel zu kämpfen.
6. KAPITEL
„Jeremy, wie nett, Sie zu sehen.“
Eve Llewellyn begrüßte ihn mit dem gleichen aufrichtigen Lächeln, das sie ihm auch gestern Abend geschenkt hatte.
„Und Sie ebenfalls, Brad“, fügte sie hinzu und umarmte ihn. Als sie zurücktrat, blickte sie die beiden Männer ängstlich an. „Irgendwas Neues?“
„Wir hoffen, dass Sie uns weiterhelfen können“, sagte Jeremy.
„Glauben Sie nicht, dass wir der Polizei schon alles gesagt haben, was wir wissen?“, fragte Eve.
„Alles“, wiederholte Adam.
„Ich dachte nur, dass Ihnen, wenn Sie hier zu dritt beisammen sind, vielleicht noch etwas einfällt“, erwiderte Jeremy, der sich neugierig in dem Laden umsah. Porzellan-Feen baumelten von feinen Drähten, und Samtmäntel waren an Puppen dekoriert, die realistischer wirkten als viele der Wachsfiguren, die Jeremy zuvor im Museum gesehen hatte. Auf einem Regal standen kleine Fläschchen mit Zaubertränken, auf einem anderen fanden sich bunte Steine, die auf den Schildern Macht und Reichtum und alles Mögliche versprachen und nur darauf warteten, in kleine Samtsäckchen verpackt zu werden. Es gab Windspiele, Hexenpuppen, Bücher und vieles mehr. Keltische Musik spielte im Hintergrund. Einige der Regale zeigten sorgfältig arrangierte Herbstblätter, und die Kerzen, die im ganzen Laden brannten, verbreiteten den unverwechselbaren Geruch von Kürbiskuchen. Als Verbeugung vor den anstehenden Feiertagen schmückten Pilgerväter-Figuren die Regale, gemeinsam mit anderen Saisonartikeln.
„Na, dann wollen wir mal sehen“, sagte Eve und sah Brad an. „Sie zwei – Sie und Ihre Frau – kamen herein und sahen sich die Lithografien dort drüben an, richtig?“ Sie nickte in Richtung mehrerer gerahmter Bilder.
„Ja“, bestätigte Brad. „Mary mochte vor allem das mit der Frau, die im Mondlicht Harfe spielt, und sagte, sie hätte die Grazie einer Tänzerin.“
„Ja, ich erinnere mich, dass wir darüber sprachen“, sagte Eve.
„Dann redeten wir über Sammhein – oder was Sie Halloween nennen“, warf Adam ein, der einen Streifen Kaugummi auswickelte und in den Mund steckte.
Eve runzelte die Stirn, als ob sie sich immer detaillierter an den Tag erinnerte. „Wir sprachen darüber, wie kommerziell die Dinge geworden sind und was für eine Abzocke einige dieser neuen Spukhäuser sind. Was man dort für einen zweiminütigen Gang mit ein paar billigen 3-D-Effekten und ein paar Leuten in schlechten Masken bezahlen muss, ist empörend.“
„Und die Leute stehen Schlange, um dort ihr Geld zu lassen“, fügte Adam kopfschüttelnd hinzu.
„Wir sprachen darüber, dass wir einige schon besucht hatten“, sagte Brad. „Und dann redeten wir über die Museen, die uns gefielen.“
„Und danach über das Haus der sieben Giebel“, ergänzte Eve. „Und Sie sagten, das wollten Sie an einem anderen Tag besuchen, wenn Sie mehr Zeit hätten. Und dann las ich aus Marys Hand und sah, dass sie als Tänzerin großen Erfolg haben würde. Kaum hatte ich ihre Hand berührt, spürte ich, wie talentiert
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