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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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überwachen Sie mich?“
    Joe lachte. „Nein. Ich verfolge Sie nicht. Die Menschen hiervertrauen mir nur und wissen noch nicht, was sie von Ihnen zu halten haben. Wie auch immer, nennen Sie mich meinetwegen einen alten Schwarzseher, aber Rowenna wollte mich auf einen Kaffee treffen, und auf dem Weg in die Stadt ging ihr das Benzin aus.“
    „Ihr ging das Benzin aus?“, fragte Jeremy ungläubig. Rowenna wirkte auf ihn nicht wie der Typ Frau, dem das Benzin ausgeht. Er hatte das Gefühl, als ob ganze Eisberge über seinen Rücken liefen.
    Und Joe hielt sich für einen Schwarzseher?
    „Sie sind nicht zu ihr gefahren?“
    „Ich kann nicht – ich bin im Dienst. Darum rufe ich Sie an. Sie ist im Automobilclub, aber ich würde mich besser fühlen, wenn Sie zu ihr rausfahren.“ Brentwoods Ton war schroff. Jeremy konnte sich vorstellen, was es den Mann kostete, ihn um Hilfe zu bitten. Erst recht, wenn es um Rowenna ging. „Ich hätte einen Wagen rausgeschickt, aber das würde sie nur wütend machen. Tatsächlich würde ich es begrüßen, wenn Sie meinen Anruf nicht erwähnen. Sie kann es nicht leiden, wenn man glaubt, sie könne nicht für sich allein sorgen, verstehen Sie?“
    „Ja, danke. Ich bin so gut wie auf dem Weg“, sagte Jeremy.
    Er beendete das Gespräch und wandte sich den anderen zu. „Ich muss los“, sagte er kurz. „Brad?“
    „Hier, Kumpel, ich bin dabei“, sagte Brad.
    „Ist etwas passiert?“, fragte Eve unruhig.
    Adam, der neben ihr stand, schaute ihn erwartungsvoll an. „Nein, nein, nichts. Wir sehen uns bald wieder. Danke fü rIhre Hilfe. Brad, wenn du willst, kannst du hier einfach auf mich warten.“
    „Auf gar keinen Fall, nein. Ich habe das Gefühl, als ob ich nichts anderes tue als warten“, erwiderte Brad.
    Er war nicht sicher, warum er Brad eigentlich nicht mitnehmen wollte. Und er wusste auch nicht, warum Joe so besorgt war oder warum ihn selbst die Angst gepackt hatte.
    Aber er hatte keine Zeit, um mit Brad zu diskutieren. Sie würden vermutlich einfach hinausfahren und Rowenna Gesellschaft leisten, während sie auf den Kerl vom Automobilclub mit dem Benzin wartete. Natürlich könnte er zwischendurch anhalten, um selber einen Kanister Benzin abzufüllen.
    Abgesehen davon, dass er kaum schnell genug zu seinem Wagen kommen konnte.
    Rowenna spürte ihren Fuß in die weiche Erde einsinken, als sie die gepflasterte Straße verließ und das Maisfeld betrat.
    Sie hielt inne.
    Sie sah die Vogelscheuchen in der Ferne, die sich über denReihen mit Maispflanzen erhoben. Die Stängel standen hoch, doch die Vogelscheuchen ragten noch höher hinaus.
    Die Krähen kreisten als schauerliche Silhouetten vor dem herbstlichen Himmel. Ihr Krächzen war wie eine Vorwarnung.
    Sie wollte nicht weitergehen, doch sie hatte das Gefühl, keine andere Wahl zu haben, um sich nicht lächerlich zu machen und sich von irrationaler Furcht beherrschen zu lassen. Sie fühlte sich gezwungen, als würde sie von den Krähen herbeigewinkt, auch wenn diese ihr Angst machten. Doch im hintersten Winkel ihres Bewusstseins sagte ihr ein Rest von Vernunft, dass sie über diesen absurden Albtraum – zweifellos eine merkwürdige freudianische Reaktion auf die Vogelscheuchenwettbewerbe ihrer Kindheit – hinwegkommen musste, wenn sie den Rest ihres Lebens nicht in Angst verbringen wollte. Sie musste direkt hineinmarschieren und den ganzen Quatsch vertreiben, der ihren Verstand bedrohte.
    Weil der Verstand ihr Streiche spielte.
    Sie stand genau in der ersten Reihe und sog den Geruch der Erde ein. Dies hier war echt. Sie spürte den Boden unter ihren Füßen, die Kälte in der Luft, sie sah den Himmel, wo das letzte Blau des Herbstes gegen die wachsende Macht grauer Wolken kämpfte. Eine Warnung, dass der Winter kam.
    Die Maisstängel schienen sich in säuberlichen Reihen bis ins Unendliche zu erstrecken.
    Hinter den hohen Halmen, die sich in der kühlen Brise beugten und wiegten, erhoben sich die Vogelscheuchen wie Wächter.
    Nebel verschleierte ihre Sicht, und plötzlich war alles, was real war, verloren in einem Traum.
    Sie hatte das Gefühl, durch das Maisfeld zu schweben, getragen von der Brise, während sich der Dunst über das Feld legte, das sich merkwürdig dunkel gegen das Licht des Herbsttages abhob. Von oben schaute sie auf das Feld hinunter. Sie kämpfte mit aller Macht gegen die Vision an, denn sie wollte sie auf keinen Fall gewinnen lassen.
    Dies war kein Traum. Dies war real . Sie schwebte nicht über dem

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