Erntemord
Freund erneut, dass er den Tag von Marys Verschwinden Schritt für Schritt nachvollziehen wollte.
„Wir waren in der ganzen Stadt“, sagte Brad.
„Dann gehen wir eben durch die ganze Stadt“, erwiderte Jeremy.
Ihren ersten Halt legten sie beim Hexenmuseum von Salem ein. Brad brach fast zusammen, als er Jeremy erzählte, dass es Marys Lieblingsmuseum gewesen war. Es hatte ihr vor allem deshalb so gut gefallen, weil man dort die Historie sehr akkurat und mit wenig Theatralik nachstellte. Sie blieben für die zwanzigminütige Vorstellung, und Jeremy stimmte Mary zu. Da niemand der Angestellten aus dem Shop oder dem Empfang an jenem Tag Dienst gehabt hatte, an dem Maryverschwunden war, verließen sie das Museum direkt nach der Vorstellung.
Brad erklärte, dass sie das Peabody Essex Museum übersprungen hätten, um es sich für den nächsten Tag aufzuheben. Stattdessen hatten sie in der Mall mehrere der Spukhäuser besichtigt, die nun verschwunden waren, da man sie extra für Halloween aufgebaut hatte. Jeremy und Brad bestiegen die Straßenbahn und besuchten nacheinander das Piraten-Museum, ein Wachsmuseum und ein Monster-Museum. Dann gingen sie zu einem Museum, das auf einem Plakat anpries: Geschichte! Nur Geschichte und sonst nichts!
Kaum hatten sie das Gebäude betreten, kam ein Mann herbei, um sie zu begrüßen. Er schien Ende zwanzig, Anfang dreißig zu sein. Er hatte braunes Haar, braune Augen, trug eine Brille und war groß und schlank. Er ging direkt auf Brad zu, der ihn offensichtlich wiedererkannte. Dem Gespräch entnahm Jeremy, dass der Mann, der sich als Museumsangestellter namens Daniel Mie vorstellte, an jenem Tag mit Brad und Mary gesprochen hatte und ihm nun sagen wollte, wie leid ihm das Geschehene tue.
„Jeremy und ich waren früher Partner“, erklärte Brad, nachdem Jeremy sich selbst vorgestellt hatte. „Er arbeitet jetzt als privater Ermittler und ist hier, um etwas herauszufinden.“
Daniel lächelte Jeremy an. „Freut mich, das zu hören.“
„Was ist denn mit Ihnen?“, fragte Jeremy. „Haben Sie irgendwas Verdächtiges bemerkt, vielleicht irgendjemanden, der Mary mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat als angemessen?“
Der Mann dachte nach und schüttelte dann langsam den Kopf. „Ich wünschte, ich hätte etwas bemerkt. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie diese Stadt an Halloween durchdreht. Die Menschenmengen sind riesig. Ich erinnere mich nur deshalb an Brad und … und Mary, weil wir ins Gespräch kamen.“
„Okay, danke“, sagte Jeremy. „Aber falls Ihnen noch irgendwas einfällt …“ Er gab Daniel seine Karte. „Rufen Sie mich einfach auf dem Handy an.“
„Mache ich. Und wenn Sie Zeit haben, kommen Sie zurück und besichtigen Sie das Museum. Wir haben eine Abteilung über die heidnischen Bräuche, auf denen die heutigen Bräuche der Wiccaner beruhen, und eine weitere Ausstellung darüber, was die Puritaner damals für Hexen hielten.“
„Danke“, sagte Jeremy und wandte sich zum Gehen.
Doch Brad blieb stehen und sagte zu Daniel. „Es war dieser Wahrsager, zu dem Sie uns geschickt haben.“
Daniel blickte verwirrt. „Was? Wovon reden Sie?“
„Sie haben diesen Kerl empfohlen?“, schaltete sich Jeremy ein, und fragte sich, warum Brad das nicht früher erwähnt hatte. „Wie gut kennen Sie ihn? Ist er ein Freund von Ihnen? Wissen Sie, wo wir ihn finden können?“
„Nein, tut mir leid. Ich hatte nur einmal eine Sitzung bei ihm, die mich beeindruckt hat, deswegen empfahl ich ihn. Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber …“
Als sie das Museum verließen, wirkte Brad weniger entmutigt als vielmehr entschlossen. „Dieser Kerl ist irgendwo da draußen. Und wenn wir ihn finden, finden wir Mary. Das weiß ich.“
Jeremy schwieg.
„Wir finden sie lebend. Ich weiß, dass ich verrückt klinge, aber ich weiß, dass sie lebt.“
„Davon gehen wir aus, Brad“, beruhigte Jeremy ihn. „Wohin als Nächstes?“
„In den Laden dort.“ Brad deutete mit dem Finger in die Richtung. „Die Besitzer heißen Adam und Eve Llewellyn, falls du das glauben kannst. Mary mochte sie sehr. Sogar ich mochte sie, obwohl ich sie ziemlich durchgeknallt fand. Sie sind Hexer und Hexe“, sagte er mit trockenem Lachen.
„Ich habe sie gestern Abend kennengelernt“, sagte Jeremy.
„Aber ich würde mir gern ihren Laden ansehen, und ich hätte auch nichts dagegen, noch einmal mit ihnen zu sprechen.“
Als Ginny die Tür des alten MacElroy-Hauses öffnete und
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