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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Rowenna sah, schrie sie vor Freude auf und umarmte sie.
    Ginny war die perfekte Großtante. Der sechzigjährige Witwer Dr. Nick MacElroy war Kinderarzt. Seine Kinder waren erwachsen, doch Ginny blieb bei ihm und kümmerte sich um die Enkel, wenn sie zu Besuch kamen. Rowenna war mit seinen beiden Söhnen zur Schule gegangen. Beide hatten sich ebenfalls für den Arztberuf entschieden, praktizierten aber in Boston. Sie kamen relativ oft mit Frau und Kindern zu Besuch, und Ginny war immer entzückt, sie zu sehen.
    In ihrer Kindheit hatte Rowenna Ginny geliebt. Ginny hatte immer heißen Kakao und Haferflockenkekse für jeden, der vorbeikam. Sie sah aus wie die Frau vom Weihnachtsmann, mit ihrem schneeweißen Haarknoten und einer Brille, die ihr ständig auf die Nase rutschte. Sie hatte fröhliche hellblaue Augen und war gerade mal einen Meter fünfzig groß.
    „Vielen Dank, dass du nach dem Rechten gesehen hast.“
    „Das war mir ein Vergnügen, Liebes“, sagte Ginny. „Nun, was willst du haben. Kaffee, Tee oder Kakao? Und ich habe Blaubeer-Scones, Kürbis-Muffins oder – falls du bereit bist für Lunch – Eichelkürbis mit Truthahnbrust.“
    Rowenna lachte. „Wir haben noch nicht Thanksgiving, Rowenna.“
    „Ich habe auch Schinken, wenn du magst.“
    „Das ist lieb, Ginny, vielen Dank. Aber ich bin heute schon mit jemandem in der Stadt zum Lunch verabredet.“
    „Jemandem?“ Ginnys Augen leuchteten. „Sollte das ein männlicher Jemand sein?“
    „Ja, Ginny, das ist ein männlicher Jemand. Er heißt Jeremy Flynn. Er hat ein Haus in der Stadt gemietet, aber ich möchte, dass du von ihm weißt, damit du dir keine Sorgen machst,wenn du einen fremden Mann bei mir siehst …“
    „Ist er süß?“
    „Eher … herb“, sagte sie lächelnd.
    Ginny erwiderte ihr Lächeln. „Nun, es ist an der Zeit. Ich sage Joe immer, dass er nicht so an dir kleben soll, sonst wirst du dich nie wieder für ein Date bereit fühlen.“
    „Joe ist ein guter Freund, Ginny, und er hat mich nie von etwas abgehalten.“ Sie sah auf die Uhr. „Wie auch immer, ich muss los.“ Sie zögerte und stellte dann doch die Frage, die ihr unter den Nägel brannte. „Ginny, warum hast du das Haus gestern Abend dunkel gelassen?“
    „Wovon sprichst du? Ich habe ein Licht angelassen. Nick war am Tag zuvor sogar mit mir rübergegangen, um die Glühbirnen im Foyer auszuwechseln“, sagte Ginny beunruhigt.
    Ginny geht auf die Achtzig zu, dachte Rowenna. Normalerweise ist ihr Gedächtnis messerscharf. Aber vielleicht …
    Rowenna wusste, dass sie selbst viele Dinge vergaß.
    „Danke, Ginny“, verabschiedete sie sich. „Mach dir keine Gedanken darüber. Wir sehen uns später.“
    „Ich kann es kaum erwarten, deinen jungen Mann kennenzulernen.“
    Rowenna war schon auf dem Weg zu ihrem Wagen. „Er ist nicht mein junger Mann, Ginny. Er ist einfach ein Freund.“
    „Dann kann ich es kaum erwarten, deinen Freund kennenzulernen“, rief Ginny und grinste.
    Wenige Minuten später fuhr Rowenna durch die Maisfelder. Obwohl es helllichter Tag war, bemühte sie sich, sie nicht anzusehen.
    Ihr fiel auf, dass kein anderer Wagen in Sicht war, was sie schaudern ließ.
    Sie drehte das Radio auf und trat aufs Gaspedal.
    Plötzlich stotterte der Motor. Sie trat härter aufs Gas, doch der Motor erstarb, und der Wagen rollte langsam aus. Immerhin schaffte sie es, ihn auf den Seitenstreifen zu lenken.
    Fluchend blickte sie auf die Tankanzeige. Sie stand auf null. Sie hätte schwören können, dass der Tank voll gewesen war, als sie nach Boston aufgebrochen war. Andererseits lag das Wochen zurück, sodass sie sich irren konnte – so wie Ginny sich zweifellos mit dem Licht geirrt hatte. Aber irgendwie glaubte sie das nicht.
    „Ich weiß, dass ich vollgetankt hatte“, murmelte sie.
    Kein Problem. Sie war im Automobilclub. Sie musste nur anrufen, und irgendwann würde jemand zu ihr hinauskommen.
    Fluchend rief sie an. Man versprach ihr, dass innerhalb einer Stunde jemand eintreffen würde. Dann rief sie Joe an und erzählte ihm, wo sie sich befand und was geschehen war. „Ich bin nur froh, dass ich früh losgefahren bin“, sagte sie.
    „Du musst den Tank besser im Blick behalten“, sagte Joe. „Aber Gott sei Dank ist es Tag, sodass du da draußen nicht in der Dunkelheit feststeckst.“
    „Was kann mir in einem Maisfeld schon passieren?“ Doch schon als sie die Frage aussprach, verspürte sie eine böse Vorahnung.
    „Du rufst mich an, wenn dieser Typ vom

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