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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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kurz unterbrochen, um ihren Hunger mit einem Burger und Mineralwasser in der Bar zu stillen.
    Die verschiedenen staatlichen und nationalen Behörden hatten mit der Zeit gelernt, bei der Verfolgung von Kidnappern, Vergewaltigern und Mördern zusammenzuarbeiten. Den Schlüssel dazu lieferten ausgefeilte Datenbanken, die Informationen aus dem gesamten Land zusammenführten. Was allerdings zur Folge hatte, dass sie fast bis zum Hals in Informationen versanken.
    Sie hatten ihre Suche in Richtung Süden bis New Jersey, westlich bis Pittsburgh und nördlich bis an die kanadische Grenze ausgeweitet. Wenn sie innerhalb dieses Gebiets ihre Unbekannte nicht identifizieren konnten, mussten sie die Suchenoch weiter ausdehnen. Doch Halloween war nicht wie Thanksgiving oder Weihnachten. Es war kein Fest, zu dem die Leute zu ihrer Familie oder weit wegfuhren, weil sie freihatten. Da ihre Unbekannte offenbar nicht aus der Gegend stammte, musste sie höchstwahrscheinlich aus der weiteren Umgebung kommen.
    Sie war ungefähr einen Meter sechzig groß, fünfundfünfzig Kilo schwer und in einem guten körperlichen Zustand gewesen. Ihr Alter wurde auf irgendwo zwischen siebzehn und fünfunddreißig Jahre geschätzt. Die Augenfarbe konnte nicht mehr bestimmt werden, da sie keine Augen mehr gehabt hatte, doch ihr Haar war dunkelbraun bis schwarz gewesen.
    „Hier“, sagte Joe und deutete auf ein Blatt. „Lily Arnold, zuletzt bei ihren Eltern gesehen am 28. Oktober. Ging mit einem neuen Kerl aus.“ Er wirkte zufrieden mit seiner Entdeckung, doch dann fluchte er leise. „Doch nichts. Hier ist ein handschriftlicher Nachtrag. Die Mutter rief an, dass sie von ihr gehört hätte – sie hat ihren Job gekündigt und ist nach Toronto gegangen.“
    Computer bekamen nicht alles mit.
    „Was ist mit dieser Frau?“, fragte Jeremy und las vor. „Dinah Green aus Boston. Die körperliche Beschreibung passt auf sie, und sie ist am 27. Oktober nicht zur Arbeit erschienen. Sie hatte davor Urlaub gehabt und ihren Kollegen erzählt, dass sie die Küste hinauffahren wollte. Als sie auch am darauffolgenden Tag nicht erschien und nicht ans Telefon ging, hat ihr Chef sie vermisst gemeldet. Sie lebte allein, und ihre Wohnung war bei der Überprüfung durch die örtliche Polizei leer und sah unberührt aus. Die Befragung der Freunde und Nachbarn hat ergeben, dass sie ihrer direkten Nachbarin, einer Clare Faith, zugesagt hatte, zu deren Halloween-Feier zurück zu sein. Doch das war sie nicht. Clare hat daraufhin ebenfalls die Polizei benachrichtigt. Dinah ist noch immer nicht aufgetaucht und hat weder ihre Miete für November noch andere Rechnungen bezahlt. Niemand hat von ihr gehört, und ihr Handy wurde seit dem 19. Oktober nicht mehr benutzt.“
    Joe nahm Jeremy das Blatt aus der Hand und studierte es stirnrunzelnd.
    „Viel mehr steht hier nicht“, murmelte er. „Was ist mit der Familie des Mädchens? Sie verschwindet einfach von der Bildfläche, und es scheint niemanden zu geben, der sich um sie sorgt.“
    „Clare Faith scheint es getan zu haben. Und ihre Kollegen.“
    Joe schüttelte den Kopf. „Da müssen doch Eltern irgendwo da draußen sein. Herrje, ich verstehe es nicht. Ich meine, Kinder werden erwachsen, aber man investiert ein ganzes Leben in sie – halten die Menschen nicht wenigstens Kontakt mit ihren Kindern? Aber wer weiß, vielleicht ist sie auch einfach von zu Hause fortgegangen und hat ihre Eltern vergessen, die sie ebenfalls vergessen wollten. Wenn man sich distanziert, tut es vermutlich nicht so weh, wenn etwas schiefgeht.“
    Jeremy blieb für einen Moment verlegen still, dann sagte er. „Es tut mir leid wegen Ihres Sohnes, Joe.“
    Joe nickte und senkte kurz den Blick. „Herrje, mir tun Ihre Eltern leid. Drei Jungs – und alle arbeiten auf die eine oder andere Weise als Gesetzeshüter. Sie müssen sich ja ständig Sorgen machen.“
    „Meine Eltern sind tot.“ Offenbar hatte Joe nur seine derzeitigen Lebensumstände überprüft. „Vielleicht gilt das auch für die Eltern von Dinah Green.“
    Eine Minute lang starrte Joe ihn an. Dann erschien ein reuiges Lächeln auf seinem Gesicht. „Nun, das tut mir leid für euch Jungs.“
    „Wir sind damit klargekommen. Sie waren großartig, solange sie bei uns waren. Wir haben die Erinnerungen.“
    „Erinnerungen. Ja, meine Erinnerungen sind alle gut“, sagte Joe und lächelte wehmütig. Plötzlich runzelte er dieStirn. „Warum haben Sie so urplötzlich aufgehört? Nach meinen Quellen

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