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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Ein wenig verblüfft stellte sie fest, dass er auch Liebesromane und Erotika besaß.
    „Lach nicht“, sagte er.
    Sie lachte nicht, doch sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Hey, ein gutes Buch ist ein gutes Buch.“
    „Ich lese sowohl um des Wissens als auch um der Unterhaltung willen.“ Er grinste. „Ich muss dir sagen, dass mich mein Wissen um sogenannte Frauenromane sehr beliebt macht, wenn ich abends mit einer Frau ausgehe. Und anders als diese Machotypen, die auf meine Buchauswahl herabschauen, weiß ich, was Frauen im Schlafzimmer wollen.“
    „Gut für dich.“ Rowenna grinste amüsiert. Ihr Lächeln verblasste, als sie sich an die Leiche erinnerte, die sie gefunden hatte, und daran, dass Mary Johnstone noch immer vermisst wurde. „Ich fühle mich schuldig, dass ich mich amüsiere, weißt du?“, sagte sie zu Daniel.
    „Ja, ich weiß“, erwiderte Daniel mit heiserer Stimme. Er schüttelte frustriert den Kopf. „Ich wünschte wirklich, ich könnte helfen.“
    „Nun, lass uns sehen, was wir hier finden“, sagte Rowenna. „Darf ich hoffen, dass es einen Bereich über den Schnitter gibt?“
    „Machst du Witze?“, fragte er. „Ich habe eine Abteilung für alles.“
    „Du bist mehr als pedantisch“, neckte sie ihn.
    „Darauf kannst du wetten“, entgegnete er grinsend. „Z udeiner Linken, hinter dem Schreibtisch, hinter dem verglasten Buchkasten. Ich vertraue dir sogar einen unserer wahren Schätze an. Es wurde 1730 von einem Mann namens Ethan Forrester geschrieben.“
    „Okay, dann lass uns nach Epochen gehen“, sagte sie, als er ihr ehrfürchtig das Buch reichte. Sie nahm es mit dem gleichen Respekt entgegen.
    „Kein Kaffee oder irgendetwas anderes zu essen oder zu trinken, solange wir hier drin sind“, sagte er ernst.
    „Ich würde nicht einmal daran denken“, versicherte sie ihm.
    Eine Zeit lang lasen sie schweigend. Daniel beendete ein Buch, runzelte die Stirn und griff sich ein anderes.
    Rowenna vertiefte sich in Ethan Forster’s Der Weg des Teufels .
    Man hatte Forrester in jenen Tagen vermutlich für einen Vordenker gehalten. Natürlich hatte er den Vorteil der rückblickenden Einsicht. Er schaute auf die Hexenhysterie zurück als ein Mann, der zur Zeit der Hinrichtungen ein Kind gewesen war und alles mit eigenen Augen angesehen hatte, wenn auch mit Kinderaugen.
    Er schrieb über die Entbehrungen in Salem zu der Zeit, als die Hysterie begann, die eiserne Kälte des Winters und die heillose Langeweile, unter der die Kinder jener Zeit litten. Die Gesellschaft war streng, es gab kaum Raum zu atmen. Von den Mädchen erwartete man, dass sie Hausarbeiten verrichteten und beteten.
    Forresters Buch war weitschweifig, doch es fesselte. Er schilderte die Menschen auf eine Art, die sie sehr echt wirken ließ, und notierte, dass Giles Corey – ein Mann, der zwischen Steinen zu Tode gequetscht wurde, weil er sich weder schuldig noch nicht schuldig bekennen wollte – gegen seine eigene Frau ausgesagt hatte, die daraufhin hingerichtet wurde. Er schrieb über John Proctor, der sein Dienstmädchen Mercy Warrentüchtig verprügelte, was ihre Hysterie vertrieb – bis die anderen Mädchen sie in die Finger bekamen und ihre Nachbarin wieder als „Hexe!“ beschimpften.
    Dann schrieb er über die Nachwirkungen, wie die schamvolle Zeit weniger mit einem Knall als mit einem Winseln endete. Massachusetts war damals britische Kolonie gewesen, und die Machthabenden suchten im Mutterland nach Rat. In jenen Tagen dauerte die Korrespondenz sehr lange, weil die Fragen und die darauf folgende Antwort den Atlantik per Boot überqueren mussten. Und da die Frau des Gouverneurs beschuldigt worden war, konnte der ganze Irrsinn nicht mit einem Wort gestoppt werden. Doch schließlich fanden die Hinrichtungen ein Ende, auch wenn einige der Verurteilten weiter im Gefängnis verkümmerten, bis die Prozesse allmählich ein unangenehmes Gesprächsthema wurden. Als ein anderes Jahrhundert anbrach, begannen schließlich viele, ihre Fehler zu bereuen.
    Doch es hatte so viel Angst geherrscht in jenen Tagen. Die kalten, feindseligen Eingeborenen – sogar feindselige Nachbarn.
    Und das war die Bühne, die damals der Schnitter betreten hatte.
    Vielleicht war er schon die ganze Zeit da gewesen, anfangs nur unbeachtet, weil die gesamte Öffentlichkeit sich auf die Verfolgung der Hexen konzentriert hatte, jener Frauen, die angeblich mit dem Teufel im Bunde waren. Und doch war mitten in dem Hexen-Wahnsinn ein junges

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