Erntemord
wegläuft.“
Sie hatten das Haus erreicht. Er sah sie an und sagte: „Du bist heute nicht nach Hause gefahren, oder?“
„Nein – aber ich muss es irgendwann. Ich habe diese Sachen bei Adam und Eve gekauft, und ich habe noch Ersatz-Unterwäsche für morgen, doch danach muss ich nach Hause.“
Er nickte. „Möchtest du mit mir und Joe morgen nach Boston fahren?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß, du glaubst, ich suche nach etwas, das es nicht geben kann, doch ich möchte noch weiter nachforschen. Im Museum für Geschichte gibt es Bücher, die ich noch nicht einmal geöffnet habe.“
„Ich wünschte, ich könnte Brad mit hinschicken“, sagte er. „Das kannst du“, sagte sie. Sie mochte seinen Freund, und nüchtern war er völlig in Ordnung.
„Ich kann es versuchen. Brad ist ein Tatmensch, kein Leser, fürchte ich.“
„Sag ihm, er soll mich zum Frühstück abholen, weil du dir Sorgen um mich machst, und dass er mich zum Museum begleiten und ein Auge auf mich haben soll. Das wird ihm das Gefühl geben, etwas Sinnvolles zu tun“, schlug Rowenna vor.
„Das gefällt mir“, entgegnete Jeremy. „Ich sollte so oder so gegen Mittag wieder zurück sein. Und Zach wird irgendwann auch hier eintreffen.“
„Zach?“, fragte sie. „Hier?“
Er nickte. „Ach ja, so weit sind wir eben gar nicht mehr gekommen. Nach dem Gespräch mit Joe rief Zach an. Er nimmt den nächsten Flug hierher. Wenn er erst einmal hier ist … nun, dann muss ich mir um dich nicht mehr so viele Sorgen machen.“
„Du musst dir um mich sowieso keine Sorgen machen“, entgegnete sie. „In meinem Revier brauche ich tagsüber nun wirklich keinen Schutz.“
„Sieh mal, vorsichtig zu sein heißt einfach nur … nicht dumm zu sein.“
„Ich bin nicht dumm.“
„Ich habe auch gar nicht – okay, vergiss es, ja? Ich schätze, ich bin etwas überreizt. Zach wird hier sein, und du magst Zach“, sagte er.
Sie glaubte, einen Anflug von Bitterkeit in seiner Stimme zu bemerken.
„Natürlich mag ich deinen Bruder. Er ist ein netter Kerl“, sagte sie gelassen und wunderte sich über seinen Ton. Hatte er gedacht, sie würde ihn nicht mögen?
Er stieß die Tür auf, und sie folgte ihm hinein.
Sobald sie drinnen waren, wirbelte er herum und zog sie in seine Arme. Zuerst schien sich alles in ihr zusammenzuziehen. Sie war wütend und konnte nicht dagegen an. Sie wollte ihm sagen, dass sie seinen Bruder zwar mochte, aber Fantasien mit ihm gehabt hatte. Es war nicht ihre Schuld, dass er sich bis zu jener Nacht in New Orleans so distanziert verhalten hatte.
„Hey“, sagte er heiser, als sie sich losmachte und ihn ansah. „Hey.“
Es war keine Entschuldigung, aber in seinen Augen standen die Worte, die er offenbar nicht sagen konnte.
Sie schmolz dahin.
Er schloss die Tür, und es war, als ob sie stillschweigend übereinkamen, dass sie die Tür zu jener Welt von Furcht und Traurigkeit schlossen, die sie tagsüber in ihren Strudel gerissen hatte. Ihre Handtasche landete auf dem Boden, ebenso seine Schlüssel und dann beider Jacken. Sie vergaß, dass sie je wütend gewesen war, vergaß, was auch immer zwischen sie gekommen war. Die natürliche Anziehung, die zwischen ihnen bestand, überkam sie wie ein Rausch.
Er nahm sie auf die Arme, um sie die Treppe hochzutragen.
Er stieß gegen die Wand.
Sie stieß sich den Kopf und lachte.
Er entschuldigte sich, und sie lachte nur noch mehr.
Sie schafften es nach oben ins Schlafzimmer. Und zwischen den heißen feuchten Küssen und den Kleidungsstücken, die nach allen Seiten flogen, stieß er auf die knappe Unterwäsche mit den Totenschädeln und fand sie sexy. Er liebkostesie durch die Seide hindurch, die sie kaum bedeckte, und sein Mund, den sie auf so intime Weise durch das Gewebe hindurch spürte, war unglaublich sinnlich. Sie wollte den erotischen Genuss erwidern und erkundete ihn erst mit ihren Händen und dann mit der Zunge. Dann umfasste er ihre Taille, hob sie über sich, sodass sich ihre Blicke begegneten, und stöhnte auf – ein tiefer, heiserer Laut, der fast so erregend war wie seine Berührung. Mit einer quälenden Langsamkeit, die sie fast um den Verstand brachte, zog er sie auf sich herab, und sie wälzten sich zwischen den Bettlaken. Zuerst war sie oben, dann rollte er sie unter sich und stieß mit einer Intensität in sie hinein, dass alles um sie herum verblasste. Es gab nichts mehr außer seinem Körper, seinem Keuchen, seinen geflüsterten Worten und
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