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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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seiner Kraft in ihr. Die Gewalt ihres Orgasmus’ ließ sie aufschreien, und sie lag mit rasendem Herzen unter ihm, als er nur wenige Sekunden nach ihr kam und sie dann mit seinen Armen umfing und sich an sie schmiegte.
    Sie genoss das selbstverständliche Schweigen, in dem sie beieinanderlagen. Als ihre schweißfeuchten Körper abkühlten, neckten sie sich und lachten und versuchten die völlig verworrenen Decken zu glätten. Schließlich gelang es ihnen, sich darunter zusammenzukuscheln.
    Es war ein langer Tag gewesen, ein sehr langer Tag, und es gab keine Zugabe.
    Sie erinnerte sich nicht, dass sie um Schlaf rang, sie schlief einfach, und zuerst war ihr Schlaf tief und angenehm.
    Doch dann befand sie sich wieder auf dem Friedhof und lauschte einem Führer, den sie nicht sah und der von den Hexenprozessen erzählte. Er sprach über die Art, wie die Verurteilten auf dem Galgenhügel hingerichtet worden waren, und erklärte, dass keiner von ihnen hier begraben lag, weil dieser Friedhof nur für Menschen war, die in Gottes Gnade gestorben waren.
    Doch jeder Friedhof beherbergte die Toten.
    Und selbst wenn es geheiligte Erde war, konnte sich der Teufel dennoch einschleichen.
    Und er war da.
    Das Flüstern, der Schatten, das Böse, das durch die Zeit gekommen war, um sie zu finden.
    Es war dunkel, weil Dunkelheit das Reich des Teufels war. Und sie wusste, er würde sich mit seinen blutbesudelten Skelettfingern seinen Weg durch die Erde kratzen, und diese Finger waren nicht von jenem gelblichen Weiß natürlicher Knochen, sondern sie waren schwarz und rot, die Farben des Blutes und des Todes.
    Die anderen hörten noch immer dem Führer zu, der von dem bevorstehenden Erntedankfest erzählte und versprach, dass es Verkaufsstände für Äpfel und Cider und Suppe geben würde, für Puppen, die man aus Maishülsen bastelte, und für Keramik als Thanksgiving-Deko.
    Noch immer konnte sie den Führer nicht sehen, doch sie musste den Leuten klarmachen, dass sie den Friedhof verlassen mussten. Dass er sie dort hingeführt hatte, weil er Macht von den Toten bezog und diese Macht gegen sie einsetzen würde.
    Und dann sah sie ihn, das Böse, die Quelle der Gefahr. Sie konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen, doch er war da – eine dunkle Figur voller Bedrohung und Bösartigkeit. Und …
    Sie kannte ihn.
    Sie kannte ihn, obwohl er sich verkleidet hatte. Mit einemTurban um den Kopf und einem falschen Bart. Schminke betonte seine Augen, und … sie wusste, dass er Kontaktlinsen trug, um ihre Farbe zu verbergen. Aber dennoch, wenn sie nur näher an ihn herankäme, würde sie ihn erkennen …
    Sie trat vor und wurde von Gelächter begrüßt, einem Gelächter, das in der Luft anschwoll und jedes andere Geräusch in der Welt erstickte.
    Er wollte, dass sie näher kam.
    Er hatte sie schon zuvor zum Friedhof getrieben …
    Und nun war er in ihren Träumen und lockte sie.
    Sie musste ihm widerstehen. Sosehr sie auch wissen wollte, wer er war, sie musste ihm widerstehen.
    Ein Gesang erhob sich über das Gelächter:
     
    Fürchte nicht den Sensenmann,
    doch fürchte den Schnitter im Herbst,
    er raubt die Seelen, lässt sie nie wieder fort.
    Drum fürchte nicht den Sensenmann,
    doch fürchte den Schnitter im Herbst,
    raubt er die Seele einer Frau, wird sie zu Satans Braut.
    Die anderen Menschen bewegten sich fort, und er kam auf sie zu. Die anderen ahnten nichts, begriff sie. Sie hielten das alles noch immer für eine Vorstellung, für einen Teil des Erntefests.
    „Raus!“, schrie sie. „Bitte, lauft weg!“
    Voller Wut über ihre Einmischung hielt er inne. Direkt vorihr verwandelte er seine Gestalt. Erst war er ein Mann und dann ein Dämon mit Hörnern, das klassische Bild des Teufels – blutrot, mit einer Zunge, die ebenso gespalten war wie sein langer, zuckender Schweif …
    Dann war er wieder der Mann mit dem Turban und einem langen, wehenden Cape, obwohl sich um sie herum kein Lüftchen regte.
    „Du siehst mich“, sagte er. „Du kannst mich sehen.“
    Sie wusste nicht, ob die Worte eine Einladung oder eine Feststellung sein sollten.
    „Sieh“, befahl er und deutete nach vorn.
    Und dort vor ihr war der Grabstein.
    Der Grabstein, der ihren Namen trug.
    Grauen überkam sie, doch sie wandte den Blick ab, um ihn wieder anzusehen. „Du bist in meinem Geist. Du bist nur in meinem Geist. Du bist nicht real. Nichts von all dem hier ist real.“
    Er lachte, ein hoher, greller Ton, der sie wie eine Waffe traf.
    „Du irrst dich. Ich bin

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