Ernten und Sterben (German Edition)
deutlich ab.
»Da werdet ihr doch viel Spaß haben und könnt deine neue Sieben-Zonen-Naturmatratze ausgiebig testen«, sagte Albertine. »Weiß ich alles von deinem Facebook-Striptease.«
»Na gut. Wenn es denn unbedingt sein muss, dann kann Gunnar sich ja mit ein wenig Hausarbeit erkenntlich zeigen«, sagte Lisa. »Aber bring ihn erst nach der Promisendung auf RTL . Ich muss mich ein wenig fortbilden.«
»Kann sein, dass es noch später wird. Lass bitte die Terrassentür auf. Diese Kommissarin hat einen Lieferwagen mit der Werbeaufschrift ›Landlust‹ vor meinem Haus postiert. Da sitzen Zivilbeamte drin, die jeden filmen, der bei mir ein und aus geht.« Albertine verabschiedete sich mit einem fröhlichen »Ciao, Bella!«.
Um aus dem Blickfeld der Polizei zu gelangen, nahmen Albertine und Hubertus einen Umweg.
»Wenn wir jetzt nur noch durchs Unterholz krauchen müssen, stelle ich mich bald und lass mich freiwillig ins Gefängnis werfen. Nun sag doch auch mal was, Hubertus.« Albertine stöhnte.
»Und wer kocht dann für dich? Wir dürfen jetzt nicht lockerlassen. Es geht ja nicht nur um dich, sondern auch um mich, Egon-Erwin und irgendwie auch um Gunnar. Wenn wir Gunnar dauerhaft bei Lisa unterbringen, sind wir eine Sorge los. Und der Bürgermeister hat im Moment ganz andere Probleme. Wir müssen nur langsam im Dorf über Gunnar ein Gerücht verbreiten, das erklärt, wo er steckt. Ein Trauerfall in der Familie vielleicht.« Hubertus reichte Albertine die Hand, damit sie über einen Graben springen konnte.
»Das nimmt uns keiner ab. Gunnar war hier immer der einsame Wolf und Witwentröster. Er hat nie etwas von einer eigenen Familie erzählt. Und wer weiß, was er alles seinen Gespielinnen erzählt hat. Nein, ich denke, passender wäre es, wenn wir eine Anzeige in der Zeitung schalten, dass seine Schmiede geschlossen ist, mit einem Hinweis auf seine Homepage. Dort hinterlassen wir eine Nachricht nach dem Motto: Bin momentan in Deutschland unterwegs, um auf den Pferdemärkten Ausschau nach Tieren für eine neue Aufzucht zu halten. So oder so ähnlich. Sprich doch bitte mit ihm und stellt das schnell online«, sagte Albertine.
»Eigentlich hatte ich nicht vor, dein Privatsekretär zu sein, dafür bin ich einfach überqualifiziert.« Hubertus reckte das Kinn.
»Die Sache mit der Anzeige kann ja Egon-Erwin für uns erledigen. Und der Rest ist doch schnell gemacht.« Albertine ließ ihre weiblichen Reize spielen. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar und ließ beim Gehen ihre Brüste dezent wippen. Mitten auf dem Feldweg blieb sie stehen und sah Hubertus tief in die Augen, umarmte ihn und gab ihm einen kurzen, aber intensiven Kuss.
»Meinst du das jetzt ehrlich oder nur so zum Spaß. Ich möchte nicht …«, sagte Hubertus, doch Albertine unterbrach ihn und legte ihm sanft zwei Finger auf den Mund. Den Rest des Weges gingen sie schweigend nebeneinander her.
»Ihr Freund von der Zeitung ist schon nach Hause gefahren«, erklärte Clementine. Sie hatte das weiße Ninja-Stirnband wieder abgelegt. »Und die Herren von der Polizei amüsieren sich anderweitig. Jedenfalls haben sie vorhin den Abfall ihres Fast-Food-Fraßes in unserem Vorgarten entsorgt und sind dann im ›Bärenkrug‹ eingekehrt. Das hat mir die Kellnerin eben am Telefon erzählt, die sich Sorgen macht, ob es Zechpreller sind. Jedenfalls haben die beiden lautstark Freibier spendiert mit dem Hinweis, dass die Frau Doktor alles bezahlen würde.«
Clementines Worte lösten Hektik aus. Gunnar wurde zum Aufbruch genötigt, doch ihm wurde nicht im Detail erklärt, wo er in der kommenden Nacht schlafen würde. Seine Sachen passten in eine nachhaltig produzierte Umhängetasche aus Bangladesch. Im Laufschritt machte sich das Trio auf den Weg zu Lisa Feld, während Clementine im Haus Betriebsamkeit vortäuschte.
Vor Lisas Haus mussten sie Gunnar ein wenig zu seinem Glück zwingen, deshalb hakte sich Hubertus auf der linken Seite und Albertine auf der rechten ein. Gemeinsam stolperten sie über die Schwelle der Terrassentür und mussten aufpassen, dass sie Lisa nicht gleich in die Arme fielen.
»Super! Ich würde ja noch mehr Krach machen, damit die Polizei auch auf jeden Fall mitbekommt, wo Gunnar sich versteckt hält. An eurer Stelle würde ich jetzt so schnell verschwinden, wie ihr gekommen seid. Schönen Abend noch zu zweit.« Damit bugsierte Lisa die beiden Fluchthelfer hinaus auf die Terrasse, schloss die Tür ab und zog die Vorhänge
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