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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter M Hetzel
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Man könnte es auch als notorischen Futterneid bezeichnen.
    »Wie lange muss ich noch hierbleiben?«, fragte Gunnar.
    »Bis wir den Killer überführt haben.« Hubertus lehnte an der Tür und lauschte.
    »Wie lange dauert das?« Gunnar klang ein wenig weinerlich, fand Egon-Erwin.
    »Kann ich dir nicht sagen«, sagte er.
    »Mir ist langweilig!«
    »Lies ein Buch …«
    »Ich kann Bücher nicht ausstehen!«
    »Was willst du denn dann?«
    »Fernsehen!« Gunnar hörte sich jetzt direkt quengelig an.
    »Ruhe«, zischte Egon-Erwin. »Ich besorge dir einen Fernseher, wenn du aufhörst, hier wie ein kleines Kind herumzumaulen. Sei doch mal still! Ich will wissen, was da unten geredet wird.«
    »Danke für das Kompliment«, sagte Müller Eins, die ihren modischen Rock liebevoll wie ein kleines Kind tätschelte. »Jetzt haben wir doch noch über Mode gefachsimpelt. Was glauben Sie, Frau von Krakow, hat derselbe Täter vier Menschen enthauptet und eine Kuh massakriert? Oder ist das Rindviech ein Symbol, eine Warnung, ihm nicht zu nahe zu kommen? Den Besitzer kann er nicht gemeint haben. Wen aber dann?«
    »Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Leider ohne Ergebnis«, sagte Albertine. »Wissen Sie eigentlich, wer da in meinem Beet lag?«
    »Das unterliegt der Geheimhaltung.« Müller Eins besah sich mit großem Interesse ihre sorgsam manikürten Fingernägel.
    »Sie haben also nichts herausgefunden«, sagte Hubertus, der im Türrahmen stand. »Es hätte mich auch gewundert, wenn die Polizei überhaupt einen Schritt weitergekommen wäre. Sie sollten Ihren Vorgesetzten Blaumilch aus der Kur zurückholen. Der interessiert sich auch nicht für den Fall, gleicht diesen Makel aber mit seiner Berufserfahrung aus.« Er trat ins Wohnzimmer und wandte sich demonstrativ zum Bücherregal, um den ersten Roman von Elizabeth George, »Gott schütze dieses Haus«, herauszuziehen. »Ich wäre gern wie Lord Thomas Lynley, der achte Earl of Asherton. Er ist attraktiv, weltmännisch, galant und ein genialer Ermittler.« Hubertus hielt den Krimi hoch und deutete auf das Titelbild. »Außerdem trifft der Titel dieses Klassikers den Nagel auf den Kopf.«
    Albertine schüttelte den Kopf. »Ich würde Miss Marple jederzeit dem snobistischen Lynley vorziehen. Allein der Titel meines Lieblingskrimis ist schon eine Lobeshymne wert: ›The Mirror Crack’d from Side to Side‹.«
    »Aber du bist doch keine zerbrechlich wirkende ältere Dame mit blauen Augen aus der oberen Mittelschicht, Darling.« Hubertus lächelte sie an.
    »Es tut mir jetzt wirklich leid, wenn ich Ihr verbales Balzen unterbrechen muss. Sind Sie wirklich ein Liebespaar, wie man im Dorf erzählt?« Müller Eins versuchte sich offenbar mit entwaffnender Direktheit.
    »Ja!«
    »Nein!«
    »Was denn nun?« Müller Eins durchsuchte beiläufig ihre schwarze Kroko-Handtasche von Hermes.
    »Mich würde interessieren, wie Sie mit Ihrem Beamtengehalt all diese wunderbaren Accessoires finanzieren können. Allein Ihre Cashmere Silk Tights kosten doch um die hundertfünfzig Euro«, sagte Albertine mit maliziösem Unterton.
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Ich bin, wie man so schön sagt, eine gute Partie«, antwortete Müller Eins.
    »Da haben wir ja etwas gemeinsam.« Nun wurde auch Albertines Lächeln maliziös.
    Bevor es zum Äußersten kommen konnte, bestand Clementine darauf, das Abendessen aufzutragen. »Zur Vorspeise gibt es eine Kräutersuppe mit verlorenem Ei«, sagte sie und servierte das Ganze sofort mit einem frische Baguette.
    »Clementine ist die ungekrönte Königin der Suppen. Sie müssten einmal ihr legendäres Petersiliensüppchen probieren, Fräulein Müller«, sagte Albertine.
    »Der trockene Riesling stammt aus dem Weingut von Sven Leiners. Die Spätlese ›Setzer‹ kommt vom Setzer-Berg. Dort sind die Hangschotter-Böden tiefgründiger und schwerer als auf der gegenüberliegenden Kalmit. Nach dem Donnersberg ist sie der zweithöchste Gipfel der Pfalz«, erklärte Hubertus beim Einschenken. »Genießen Sie die intensiv goldene Farbe und pikante Rieslingfrucht mit Pfirsich, Kumquat und ätherischen Blüten- und getrockneten Kräuternoten. Die langsame spontane Vergärung im Edelstahltank mit langem Hefekontakt integriert Säure und rassige Mineralität in ein vielschichtig würziges Mundgefühl …«
    »Hubertus wäre gern Sommelier geworden«, unterbrach ihn Albertine. »Aber sein Durst übersteigt bei Weitem jeden gut sortierten Weinkeller. Bitte langweile

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