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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter M Hetzel
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kannte die Gewohnheiten ihrer Arbeitgeberin nach all den Jahren ganz genau und trug das Frühstück nach draußen. Dort wurde es im Stehen zu sich genommen, dann ging es los.
    Albertine sah Gartenarbeit nicht als lästige Pflicht, sondern als eine Art Meditation. »Sieht der Gemüsegarten nicht grauenhaft aus? Wie nach dem Einmarsch der Roten Armee. Diese Polizisten haben kein Feingefühl, dafür aber klobige Schuhe. Wie soll hier noch irgendwas wachsen, Clementine?«
    »Ich finde, wir sieben erst einmal den Kompost.« Clementine deutete zum Komposthaufen in der Ecke, auf dem sich ein Rabe niedergelassen hatte. »Besonders das Frühbeet und das Hochbeet könnten etwas natürlichen Dünger vertragen.«
    Das Hochbeet war ein grob gemauertes Kunstwerk aus alten Steinen. Hier wurden Erdbeeren und Knoblauch gemischt kultiviert. In den Wandfugen wucherten sehr dekorativ Glockenblumen und Zimbelkraut. Der Bio-Dünger war erstaunlich schnell verteilt, und das Frühbeet wurde erst einmal vom Unkraut und den Schnecken befreit, bevor die letzten jungen Pflanzen aufgefressen werden würden. Wer hier mit dem Unkrautjäten ein paar Tage pausierte, konnte sein grünes Wunder erleben. Und dabei stand die meiste Arbeit ihnen noch bevor. Ein klaffendes Loch mitten im Radieschenbeet zeugte von der Stelle, wo der Kopf der ersten Leiche vergraben gelegen hatte.
    »Ich bin ja nicht zimperlich, aber das geht mir jetzt doch nahe. Möchtest du hier noch etwas ernten? Vielleicht sogar neu pflanzen?«, fragte Albertine Clementine.
    Die schüttelte den Kopf. »Ich schlage vor, dass wir alles umgraben und die Radieschen in der Biotonne für die Müllabfuhr versenken.« Gesagt, getan, holte Clementine sich sofort einen Spaten aus der wetterfesten Truhe. Sie arbeitete wie im Akkord und verteilte großzügig den wertvollen Kompost, den sie zur Sicherheit noch einmal untergrub.
    Albertine genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen des Frühlings und trank ein großes Glas selbst gemachte Limetten-Limonade, die genau richtig temperiert war. »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte sie, als sie Clementine beim Umgraben und Düngen zusah. »Das Beet sieht so jungfräulich und fruchtbar aus wie noch nie. Ich finde, da sollte man beizeiten Grünkohl anpflanzen. Was meinst du?«
    »Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht an dieses Geduze gewöhnen. Das untergräbt Ihre natürliche Autorität als Ärztin und Chefin.« Clementine stützte ihren Rücken mit beiden Händen. Die Prügelei mit dem Kapuzenmann hatte sie noch lange nicht vergessen, und die blauen Flecken, Hautabschürfungen und inneren Stauchungen bereiteten ihr immer noch Schmerzen.
    »Mach doch, was du willst oder Sie wollen, meine Liebe«, sagte Albertine.
    »Dann heißt du ab sofort Alberich, meine Gute«, erwiderte Clementine mit einem Grinsen.
    »Aber ich bin doch gar nicht so klein wie diese Schauspielerin aus dem Tatort.«
    »Ist mir doch egal.« Clementine stach mit dem Spaten tief in den schweren dunklen Boden.
    »Kleine Kinder und Angestellte sind doch alle gleich.« Albertine schüttelte den Kopf. »Aber egal, wir müssen jetzt mal den Schlauch mit dem Flies richten, damit unser Porree gut behütet wachsen kann.«
    Das Richten des Flieses stellte sich allerdings als recht schwierig heraus. Die Ermittlungsbeamten hatten immer den kürzesten Weg durch die Beete genommen und das Gestänge an vielen Stellen verbogen. Gemeinsam versuchten Albertine und Clementine, die Bögen wiederherzustellen, und sie zogen das Flies neu über die Haltestangen. Dann machten sie zwei Schritte zurück, um das Ergebnis zu begutachten. Der Schlauch aus Flies sah jetzt so aus, als wäre eine Schweineherde hindurchgetrieben worden.
    »Da müssen wir noch mal ran. Das gefällt mir so nicht«, sagte Albertine.
    Nach dem zweiten Versuch sah der Pflanzenhangar wieder fast wie neu aus. Natürlich vergaß Clementine nicht zu düngen, und Albertine entsorgte die zertretenen Pflanzen auf dem Kompost. Dann konnten sie sich erfreulicheren Arbeiten widmen. Die Tontöpfe, die umgekehrt an den Bäumen hingen und mit Stroh gefüllt waren, entleerten sie sorgsam auf dem Kompost, damit die Ohrenkneifer und andere nützliche Insekten ein Rückzugsgebiet hatten. Während sich Clementine mit Hingabe dem Kräutergarten widmete, ohne den keines ihrer köstlichen Gerichte entstehen konnte, bemerkte Albertine Hubertus, der sie vom Nachbargrundstück aus bei der Arbeit beobachtete.
    »Hast du nichts zu tun? Bei dir muss es doch im Garten

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