Ernteopfer
Städte Ludwigshafen und Mannheim verband. An einem Stahlträger nahm ich das Schild ›Willkommen in Baden- Württemberg‹ wahr.
Zwischen Pfälzern und Baden-Württembergern waren mir keine nennenswerten Geschichten bekannt, von denen es bei der Hassliebe zwischen den Pfälzern und Saarländern Tausende gab. In Rheinland-Pfalz kursierte beispielsweise die Scherzfrage nach dem einzigen Verkehrsschild, dass ei nem erlaubt, offiziell zum Geisterfahrer zu werden. Die Ant wort auf diese Frage lautete hier selbstverständlich: ›Will kommen im Saarland‹. Ich war mir sicher, dass derselbe Witz im Saarland mit umgekehrten Vorzeichen erzählt wird.
Vielleicht standen die Baden-Württemberger den Pfälzern einfach etwas näher, die Gegend zwischen Mannheim und Heidelberg war die Kurpfalz, auch wenn sie nicht in Rhein land-Pfalz lag. Aber das galt ebenso für die Oberpfalz.
Die Innenstadt Mannheims bildete zwischen den beiden Flüssen Rhein und Neckar einen Halbkreis, der gitterför mig in rechtwinklige Häuserblöcke unterteilt war. Zu Be ginn des 17. Jahrhunderts wurden diese Mannheimer Qua drate angelegt und sind so bis heute erhalten geblieben. Zur Rheinseite hin werden die Quadrate von den gigantischen Ausmaßen des Mannheimer Schlosses geschützt.
Das Reiss-Museum befindet sich fast inmitten dieser Quadrate an einer breiten Durchgangsstraße, auf der die Straßenbahn entlang fährt. Eigentlich heißt es ja Reiss-En gelhorn-Museen, da es sich um einen Verbund von fünf Museen handelt.
Ich interessierte mich heute speziell für das Museum für Archäologie, Völkerkunde und Naturkunde im Quadrat D
5. Direkt nebenan befand sich eine öffentliche Tiefgarage, in der ich meinen Wagen abstellte.
Verwundert trat ich durch eine der Glastüren ins In nere des Museums. Hier hatte sich seit meinem letzten Besuch vor über 20 Jahren anscheinend einiges verändert. Das altbackene Begrüßungsinventar der Vorhalle hatte man wohl als Brennholz verfeuert und stattdessen einen freundlich hellen Museumsshop mit angegliedertem Café geschaffen.
Überraschend viele junge Familien mit ihren Kindern bevölkerten den Vorraum. In diesem Moment nahm ich das Plakat wahr, das auf eine Sonderausstellung zum The ma Steinzeitmenschen hinwies.
Nachdem ich eine Eintrittskarte erstanden hatte, ging ich im Windschatten einer größeren Personengruppe ins erste Obergeschoss. Ein Pappmaché-Mammut zeigte mit seinen Stoßzähnen den Weg zum Eingang der Sonderaus stellung. Innerlich musste ich das Museumspersonal für die guten Ideen loben, hatten diese doch eine recht lange Stein zeithöhle modelliert, in der diverse Anschauungsobjekte zu besichtigen waren. Mit solchen Projekten konnte man noch Familien ins Museum locken. Wie fad und langweilig war doch früher ein Museumsbesuch gewesen.
Ich betrachtete mir das eine oder andere Ausstellungs stück, bis ich mir bewusst wurde, dass ich eigentlich keine Ahnung hatte, wo ich in diesem Museum fündig werden konnte. Ein Angestellter, den ich schließlich fragte, schick te mich gleich einen Stock höher.
Dort war es bedeutend ruhiger. Hier herrschte noch das gewohnte Ambiente eines Museums, so wie ich es in Erinnerung hatte.
»Können Sie mir sagen, wo ich die Bandkeramik fin de?«, fragte ich nun erneut einen der Angestellten. Freund lich und hilfsbereit antwortete er mir:
»Selbstverständlich, der Herr. Wenn Sie mir einfach folgen wollen?«
Der uniformierte Aufpasser führte mich durch ein La byrinth von kleinteiligen Räumen, so wie ich es von Mö belhäusern her kannte. Nur dass sich hier weder Schlaf- noch Wohnzimmer befanden, sondern eine stattliche An zahl von Vitrinen.
»So, der Herr. Hier wäre die Abteilung Bandkeramik. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?«
»Ja, vielleicht. Kennen Sie sich mit dem Zeug hier aus? Kann ich Sie etwas fragen?«
»Mit dem Zeug hier?«
Der Uniformierte verzog sein Gesicht nicht gerade be geistert zu einer Grimasse, so als hätte er in eine Zitrone gebissen.
»Nein, da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Vielleicht finden Sie im Museumsshop aber entsprechen de Literatur.«
Er nickte mir kurz zu und machte dann einen auf Pe tersen.
Toll, dachte ich. Und wie soll es jetzt weitergehen? Na ja, verschaffe ich mir erst mal einen Überblick über die Vielzahl der Ausstellungsstücke.
Für mich als Laien sahen diese Fundstücke, allesamt keramische Gefäße oder Teilstücke davon, wenig spekta kulär aus. Die meisten davon waren mit einem Muster
Weitere Kostenlose Bücher