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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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und viel gelobten Diätsaftlinie.«
    »Mit Gerhards Sekundentod kann ich dir heute nicht dienen, Reiner. Wenn du aber mit Juttas Boden-Seh-Kaffee vorlieb nehmen willst, hier steht eine ganze Kanne voll.«
    Ich schüttete mir eine Magnumtasse voll und krönte das Gebräu mit einem gehäuften Schuss Milch. Und wie das physikalisch halt so ist mit gehäuften Flüssigkeiten, floss ein nicht unbeträchtlicher See über den Tassenrand auf den Tisch.
    »Na, was ist denn mit deiner Feinmotorik los?«, zog mich ein Kollege auf, während ich die Misere mit Papier taschentüchern aufzuwischen versuchte.
    »Ach, lass ihn in Ruhe«, sprach ihn Gerhard an, der in diesem Moment unbemerkt zur Tür reinkam. »Was wir heute Morgen gesehen haben, steckt man nicht so ein fach weg.«
    Nachdem sich Gerhard eine Tasse Kaffee eingeschenkt und nach dem ersten Schluck missmutig das Gesicht ver zogen hatte, begann Jutta mit ihren Ausführungen.
    »Vor ein paar Minuten kam die Bestätigung, dass es sich bei dem Toten tatsächlich um Marek Dzierwa handelt. Die Fingerabdrücke sind eindeutig. Näheres zum Todes zeitpunkt und wo er sich gestern Abend aufgehalten hat, konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Im Wild park wurden inzwischen mehrere Faserspuren sicherge stellt. Ob welche vom Täter stammen, ist auch noch nicht geklärt. Das Reifenprofil wurde inzwischen aufgezeichnet, doch es handelt sich um einen weitverbreiteten Typ. Wenn wir das Fahrzeug gefunden haben, können wir die Spur zuordnen. Soviel erst mal zum Mordfall Dzierwa.«
    Jutta nippte an ihrem Kaffee und verzog genussvoll ihre Mundwinkel.
    »Welches harmonische Aroma im Gegensatz zu Ger hards Sekundentod.«
    Sie lächelte Gerhard an und schnappte sich das nächste Blatt Papier.
    »Vollbart müssen wir jetzt endgültig rehabilitieren. Sein Name ist Detlev Schönhauer und er ist der Großvater eines der Hausbesitzer. Das Haus gehört Marc und Elvira Schön hauer. Die beiden sind zurzeit auf Weltreise. Wir konnten sie per Funk auf irgendeiner Karibikinsel erreichen. Marc Schönhauer sagte uns, dass sein Großvater zwar Alkoholi ker, ansonsten aber völlig harmlos sei. Sie lassen den Alten in ihrem Haus kostenlos wohnen, da sie die meiste Zeit un terwegs sind. Die beiden haben vor zwei Jahren einen grö ßeren Lottogewinn gemacht und reisen seitdem fast ständig in der Weltgeschichte herum. Die Luxuskarossen, die in der Scheune stehen, gehören den beiden Glücklichen.«
    »Okay«, schaltete ich mich ein, »ist somit auszuschlie ßen, dass der Vollbart auf mich geschossen hat?«
    »Sein Enkel hält das für unmöglich. Zum einen hätte sein Großvater noch nie eine Waffe in der Hand gehabt, zum anderen würde er in seinem Dauerdelirium wohl kaum in der Lage sein, solche präzisen Schüsse über eine große Entfernung abzugeben.«
    Das leuchtete mir ein.
    »Okay, streichen wir den Alkoholix von unserer Liste. Was gibt es noch, Jutta?«
    »Professor Müller müssen wir ebenfalls von der Verdächtigenliste streichen. Jedenfalls was den Fall Schab linski betrifft. Wir haben uns übrigens noch mal genauer im Neuhofener Café umgehört. Die Studenten sind am Freitag nicht früher gegangen als sonst auch. Sie sind nur etwas später gekommen, weil einer ihrer Kollegen ver schlafen hatte und deshalb zu spät am Treffpunkt Mannheimer Hauptbahnhof war. Durch die kürzere Verweildauer im Café kam es der Verkäuferin wohl so vor, als wären sie früher wieder gegangen.«
    »Machs nicht so spannend, Jutta! Was ist mit dem Prof?«
    Jutta lächelte geheimnisvoll.
    »Ich sagte vorhin bereits, dass Männer Schweine sind. Professor Müller scheint zu Hause bei seiner Frau sexuell nicht ganz ausgelastet zu sein. Unsere Überprüfung ergab, dass er sich zwei-bis dreimal wöchentlich morgens mit Mary trifft.«
    »Wer ist jetzt diese Mary?«, fragten Gerhard und ich gleichzeitig.
    »Ihren richtigen Namen kennen wir nicht. Es ist so etwas wie ihr Arbeitsname. Sie ist der Star im ›Schwarzen Fetisch‹, einem Mannheimer Edelbordell, das rund um die Uhr geöffnet hat.«
    »Und am letzten Freitag war unser Professor todsi cher bei ihr?«
    »Eindeutig. Mary macht eine penible Buchführung. Sie zahlt übrigens Steuern und ist seit Jahren sozialver sichert.«
    »Hm«, dachte ich laut, »dann scheidet Müller als di rekter Tatverdächtiger aus. Ich werde trotzdem das Ge fühl nicht los, dass da mehr dahintersteckt, als es den An schein hat. Vielleicht hält er im Hintergrund die Fäden in der

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