Eroberer 2 - Die Rückkehr
einmal eine Zeremonie eines Onkels verpasst«, sagte Klnn-torun.
»Wie arrangiert Thrr't-rokik sich denn mit dem Leben als Älterer?«
»Einigermaßen, glaube ich«, sagte Thrr-gilag. Er nickte in Richtung des Meeres. »Obwohl er dieser Vollbögen anscheinend nur darauf erpicht ist, einen Schrein in der Nähe des Flusses Amt'bri errichten zu lassen, damit er fließendes Wasser hört. Stell dir nur mal vor, wonach er erst verlangen würde, wenn er das hier sähe.«
»Das muss ich mir gar nicht erst vorstellen«, sagte Klnn-torun grimmig. »Die Anführer der Dhaa'rr stecken bereits bis zu den Zungen in Anträgen für Baugenehmigungen für Schnitten-Pyramiden entlang der Küste.«
»Wirklich«, sagte Thrr-gilag und ließ den Blick schweifen. Außer der Klnn-Familienhalle waren hier nur noch ein paar andere Gebäude zu sehen. »Ich wundere mich sowieso, dass die Küste nicht schon mit einer durchgehenden Mauer aus Schreinen zugebaut wurde.«
»Nein - man würde hier nie einen Schrein aufstellen«, sagte Klnn-torun. »Die salzhaltige Luft gilt als zu schädlich für fsss-Organe, als dass irgendjemand es riskieren würde, einen Schrein in der Nähe der Küste zu platzieren.«
»Aha.« Thrr-gilag nickte. »Aber für die Schnitten an sich wäre das kein so großes Problem.«
»Stimmt«, sagte Klnn-torun. »Und je mehr Anklang diese Idee mit den Schnitten findet, desto lauter werden auch die entsprechenden Forderungen.«
Thrr-gilag schaute aufs Meer hinaus. »Zumindest habt ihr hier auf Dharanv ein Territorium von der Größe eines ganzen Planeten. Diejenigen von uns, deren Clan-Zentren noch auf Oaccanv zusammengeballt sind, haben diesen Vorteil leider nicht.«
»Vielleicht«, sagte Klnn-torun. »Aber nicht einmal hier ist alles so ideal, wie du vielleicht glaubst. Denn die beliebtesten und schönsten Plätze sind bereits vergeben und befinden sich im Privatbesitz von Familien oder von Einzelpersonen. Und viele Orte sind schon voll erschlossen.«
»Und kein Eigentümer will sich von gelangweilten Älteren über die Schulter blicken lassen.«
»Du hast es erfasst.« Klnn-torun strich sich nachdenklich über die Wange. »Weißt du, Thrr-gilag, ganz ehrlich, ich mache mir allmählich Sorgen deswegen. Ich frage mich, ob die Dinge vielleicht außer Kontrolle geraten.«
»Wieso denn?«
»Nun ...« Klnn-torun zögerte. »Hast du schon einmal die Geschichte der Zhirrzh studiert? Wirklich studiert, meine ich?«
Thrr-gilag zuckte die Achseln. »Ich hatte die üblichen Kurse belegt und noch ein paar zusätzliche Seminare«, sagte er. »Aber nichts Besonderes.«
»Ich habe die Geschichte ein wenig studiert«, sagte Klnn-torun. »Insbesondere die Älterenschaft-Kriege.«
»Wirklich?« Thrr-gilag schaute ihn an. »Ich hätte dich eigentlich nicht für den Typ gehalten, der Kriegsgeschichte studiert.«
Jetzt zuckte Klnn-torun die Achseln. »Nur weil ich solche Konflikte in meinen eigenen Handlungen vermeiden will, bedeutet das noch nicht, dass ich mich nicht für diese Materie interessieren und mich damit beschäftigen dürfte. Ich wage sogar zu behaupten, dass die Konfliktvermeidung ein weiteres Motiv für die Zhirrzh sein müsste, um sich mit den Ursachen zu befassen.«
»Klingt plausibel«, pflichtete Thrr-gilag ihm bei. »Über die Ursache welchen historischen Konflikts sprechen wir also?«
Klnn-torun drehte sich zum Klnn-Familiensaal um. »Wusstest du schon, dass es genau dieser Territorialkampf zwischen Älteren und Körperlichen war, der den Dritten Äl-terenschaft-Krieg ausgelöst hat?«
Thrr-gilag runzelte die Stirn und ließ seine Geschichtsvorlesungen Revue passieren. »Nun ... es war nicht genau die gleiche Situation. Zum einen hatten wir damals alle auf Oaccanv gehockt. Inzwischen haben wir uns auf siebzehn weiteren Welten ausgebreitet.«
»Was wohl auch der Hauptgrund ist, weshalb wir diesmal fünfhundert Zykliken gebraucht haben, um wieder an diesen Punkt zu gelangen - statt der dreihundert, die zwischen dem Zweiten und Dritten Krieg lagen«, gab Klnn-torun zu bedenken. »Und es fließt jetzt noch ein neuer Aspekt in die Betrachtung der Situation ein. Damals waren die Leute es nämlich noch gewohnt, die Älteren ständig um sich zu haben. Ihre Präsenz hatte sozusagen ihre gesamte Existenz durchdrungen. Doch nun scheint unsere Kultur plötzlich nur noch von Datenschutz und Privatsphäre besessen zu sein - wobei diese Besessenheit manchmal schon an Feindseligkeit grenzt. Wir wollen niemanden zu nah an uns
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