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Eroberer 3 - Die Rache

Eroberer 3 - Die Rache

Titel: Eroberer 3 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Vollbögen zum Trocknen hingelegt hatte. Sie strich mit den Händen darüber und konzentrierte sich auf die Textur der Holzgriffe und Keramikklingen, über die sie mit den Fingerspitzen glitt. Sie versuchte, die Erinnerung an die Berührung fest in ihrem Bewusstsein zu verankern.
    Wenn dieser gealterte Körper schließlich versagte und sie in die Älterenschaft erhoben würde, wären diese Erinnerungen nämlich alles, was sie an Berührungen hätte. Dann gäbe es keine Berührungen mehr, keinen Geruch und Geschmack - nur noch Sehen und Hören und Denken. Sie wäre in einer vagen Halbexistenz gefangen, ohne jemals wieder auf all die Dinge, die sie zu Lebzeiten am liebsten gehabt hatte, zugreifen zu können.
    So wollte sie nicht leben. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, so zu leben. Aber es war auch schmerzlich klar, dass man ihr in dieser Hinsicht keine Wahl lassen würde. Alle Zhirrzh wurden Ältere - so war es immer schon gewesen.
    Plötzlich erstarrte sie, und sie umklammerte den Griff der Gartenkelle. Da war es wieder: das Geräusch einer Keramikklinge, die sich in den Boden grub. Es kam von der anderen Seite der Küche, zu ihrer Rechten.
    Irgendjemand grub hinter dem Haus.
    Ein Funke des Zorns erhellte den Nebel der matten Hoffnungslosigkeit, der ihre Gedanken umwölkte. Falls irgendein unverschämter Fremder glaubte, einfach hereinspazieren und ihre Kyranda-Sträucher umgraben zu können, hatte er sich aber geschnitten. Sie hielt die Gartenkelle wie eine Waffe vor sich, stapfte durch die Küche und stieß die Hintertür auf.
    Es war tatsächlich ein Zhirrzh da draußen, und er machte sich auch tatsächlich an den Wurzeln eines ihrer Kyrandas zu schaffen. Aber er war kaum ein Fremder. Und er war gewiss nicht unverschämt.
    »Hallo, Thrr-pifix-a«, sagte Thrr-tulkoj und erhob sich schnell. »Ich bitte um Verzeihung - ich wusste gar nicht, dass du schon wieder zurück bist.«
    »Eigentlich dürfte ich auch gar nicht zurück sein«, sagte Thrr-pifix-a, und der Funke des Zorns erlosch wieder im Nebel, als sie die Gartenkelle neben sich ablegte. Thrr-tul-koj, ein Verwandter, war zusammen mit ihrem jüngeren Sohn Thrr-gilag aufgewachsen und sein bester Freund gewesen. Vor ein paar Zykliken hatten ihre Wege sich schließlich getrennt: Thrr-gilag war ein Sucher geworden und hatte sich auf fremde Kulturen und Artefakte spezialisiert, während Thrr-tulkoj sich dafür entschieden hatte, in der alten Heimat zu bleiben und in der Nähe von Klippental das Amt des Lord-Protektors für den Schrein der Thrr-Familie auszuüben.
    Und dann kam ihr plötzlich der Gedanke, dass er vielleicht gar kein Lord-Protektor mehr war. Er musste sich wahrscheinlich auch dafür verantworten, weil er den Diebstahl von Thrr-pifix-as fsss-Organ aus dem Schrein nicht verhindert hatte.
    Sie hatte nicht nur ihr eigenes Leben und ihren guten Ruf zerstört, sondern auch noch den von Thrr-tulkoj. Noch ein vergifteter Zungenschlag, der in ihrem Gewissen brannte. »Aber was tust du überhaupt hier?«
    »Ach, ich sagte mir, ich komme mal rüber und schaue, ob deine Pflanzen etwas Pflege vertragen könnten«, sagte er und warf einen Blick ins Loch. »Ich wusste schließlich nicht, wie lange du weg wärst, und von irgendjemandem habe ich gehört, dass man zu diesem Zeitpunkt in der Zyklik die Kernhydration durchführen müsse.«
    »Das war sehr aufmerksam«, sagte Thrr-pifix-a. »Aber wer auch immer dir diesen Hinweis gegeben hat, eine Gärtner-Koryphäe war er jedenfalls nicht. Das Loch ist doch viel zu groß.«
    »Wirklich?« Thrr-tulkoj schien betroffen. »Das tut mir leid - ich wollte dir nur einen Gefallen tun. Dann schütte ich es am besten wieder zu.«
    »Na gut, schütte es wenigstens zur Hälfte wieder zu«, sagte Thrr-pifix-a und ging zu der Reihe von Sträuchern.
    »Hier, schiebe mal zwei Pflanzen zur Seite. Ich zeige dir, wie es aussehen müsste.«
    Sie verbrachten den nächsten Zehntbogen damit, kleine Löcher in die Wurzelsysteme der Kyrandas zu bohren; und als sie schließlich fertig waren, hatte Thrr-pifix-a das Gefühl, als ob die letzten zwei Vollbögen überhaupt nicht stattgefunden hätten. »Ich bin froh, dass du an diesem Nachmittenbogen vorbeigekommen bist, Thrr-tulkoj«, sagte sie ihm, als er sich in der Küchenspüle den Schmutz von Händen und Armen wusch. »Ich glaube, etwas Gesellschaft war genau das, was mir gefehlt hat.«
    »Das wundert mich nicht.« Thrr-tulkoj hielt inne. »Was ist denn in Union City geschehen? Ich meine,

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