Eroberer des Alls
traf ihn die Kälte der klimatisierten Luft.
Er betrat das Büro, um sich zu melden. Der Kommandant war in Laurelton, wo man hinzufahren pflegte, wenn man Ausgang bekam. Der Offizier vom Dienst war auch nicht da. Aber für McCauley war ein Quartier reserviert. Der Unteroffizier vom Dienst stand höflich auf, um ihm den Weg zu zeigen.
»Liegen irgendwelche Befehle für mich vor?« fragte McCauley. »Ich glaube nicht, daß man mich zum Däumchendrehen hergeschickt hat.«
Der Diensthabende blätterte in einem Ordner und verneinte.
»Sehr lebhaft scheint es hier nicht zuzugehen«, sagte McCauley. »Ich bin wegen der X-21 hier. Kann ich sie mir mal ansehen?«
Der Unteroffizier nahm Haltung an.
»Oh«, sagte er höflich, »der Major McCauley sind Sie! Ich hätte es wissen müssen, Sir. Die X-21 ist in dem großen Hangar da drüben. Nummer Sieben. Wenn Sie dem Wachtposten Ihren Namen sagen, läßt er Sie durch. Der Start ist für morgen mittag angesetzt. Alles ist vorbereitet. Aber jetzt zeige ich Ihnen erst Ihre Unterkunft, Sir.«
McCauley zwinkerte nervös mit den Augenlidern. Er war verlegen, und er war schockiert. Verlegen, weil er die X-21 und seinen Namen hatte erwähnen müssen, als ob er damit angeben wollte. Schockiert, weil der Start morgen sein sollte. Das hatte er nicht gewußt.
Er nahm seine Tasche auf und folgte dem Unteroffizier durch peinlich saubere Korridore. Er trat in sein Zimmer. Es hatte beige Rabitzwände, ein eisernes Bettgestell und Sonnenjalousien, die den Blick auf die trostlose Umgebung versperrten. Es sah aus, wie temporäre Offiziersquartiere überall auszusehen pflegen. McCauley hätte sich ganz wie zu Hause fühlen können. Aber dem war nicht so.
»Einen Augenblick, bitte«, sagte er, als der Unteroffizier gehen wollte. »Sie sagten, der Start ist morgen?«
»Ja, Sir. Ich glaube, ursprünglich war er für später angesetzt, aber dann kam irgend etwas dazwischen, und man sagt, daß Major Furness – er ist der Adjutant des Generals und Ihr Beobachter, Sir – dem General versicherte, daß eine Vorverlegung durchaus möglich sei, und so wurde das Schiff gestern zum Auftanken freigegeben. Der General ist dem Zeitplan gern etwas voraus, Sir. Er sagt, wenn Sie heute alles erledigen, was Sie sich für morgen vorgenommen haben, dann können Sie morgen starten.«
»Major Furness«, wiederholte McCauley, »entschied die Vorverlegung des Starts?«
»Ja, Sir«, sagte der Unteroffizier.
McCauley platzte fast vor Wut, als er allein war. Es gab so viele unwägbare Kleinigkeiten, die nur dem Piloten auffallen konnten. Auf jeden Fall stand nur ihm die Entscheidung darüber zu, ob ein Schiff startklar war oder nicht. Man hatte ihn dieses Rechtes beraubt. Der Start war morgen.
Andererseits war seine Stellung exponiert. Sein Flug in der Aerobee hatte viel Staub aufgewirbelt. Sicherlich warteten einige Leute nur darauf, daß er sich aufplusterte. Wenn er gegen irgend etwas Einspruch erhob, würde man tuscheln, daß er sich wichtigmachen wolle. Wenn es also kein wirklich augenfälliges Hindernis gab, mußte er sich einer Entscheidung beugen, die er weder getroffen noch gutgeheißen hatte. Eine unvorsichtige Äußerung, und man würde ihn für einen eingebildeten Wichtigtuer halten. Das durfte nicht sein. So rauchte er erst einmal eine Zigarette, damit es nicht aussähe, als sei er übereilig auf dem Weg zur X-21.
Er erwartete keine Überraschung. Während das Schiff im Bau war, hatte er sich mit den flugtechnischen Details befaßt. In Dayton hatte man eine Übungskabine komplett mit allen Instrumenten eingerichtet, die genau der Kanzel im Schiff entsprach. Ein sorgsam konstruierter Simulator-Trainer überwachte die Kontrollen und Anzeigen. Als er dann seine Ausbildung absolvierte, entsprachen alle Anzeigen, Geräusche, Vibrationen und Wahrnehmungen genau den Ergebnissen, die durch sorgfältige theoretische Berechnungen für den tatsächlichen Flug erarbeitet worden waren. Diese Art der Schulung beruhte auf den Trainingsmethoden für U-Boot-Besatzungen, die nach Beendigung der Ausbildung sofort in den aktiven Dienst übernommen werden konnten, und sie stellte eine erhebliche Verbesserung gegenüber den bisherigen Praktiken dar. Die Übungskabine lieferte nicht nur die der Wirklichkeit entsprechenden Instrumentenanzeigen, sondern auch das Fluggefühl. Darüberhinaus wurden haarsträubende Notfälle simuliert. Ein paar Stunden in der Übungskabine sorgten dafür, daß man alle seine Sünden schon im
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