Eroberer des Alls
heimatlich Vertrautes, das gab es. McCauley öffnete eine kleine Schachtel und holte einen gelben Kanarienvogel heraus, der sich sofort zu bewegen begann. Auch die Schachtel war gegen den Beschleunigungsschock abgesichert. Das Tierchen zappelte heftig.
»Nur keine Aufregung, Mr. Perkins«, sagte McCauley, »dir ist nichts passiert.«
Er setzte das kleine Wesen, dessen Herz heftig schlug, in einen kleinen Spezialkäfig. Es gab ein verwirrtes Zirpen von sich, flatterte dann in panischer Angst, weil es weder oben noch unten gab. McCauley griff es und setzte die zuckenden Klauen auf die Sitzstange. Die Klauen schlossen sich sofort fest herum.
»Der ist gut aufgehoben«, sagte McCauley befriedigt. »Und es hat ganz den Anschein, als ob die Versorgung mit Wasser und Nahrung auch funktioniert.«
Zwei größere Geräte überprüfte er peinlich genau. Das eine war das Zählgerät für kosmische Strahlungen, das je nach Bedarf so eingestellt werden konnte, daß es auf alle hundert, tausend oder zehntausend eingedrungene Teilchen mit einen hörbaren Klicken reagierte. McCauley stellte die Hunderter-Anzeige ein. Es klickte alle drei bis vier Sekunden. Das war schon eine hohe Konzentration, aber noch innerhalb des Toleranzbereichs. Das andere Gerät war das Flatterventil für die Sauerstoffversorgung. Die Bewachsung in der Belüftungsanlage absorbierte das Kohlendioxyd aus der ausgeatmeten Luft und gab dafür Sauerstoff frei. Allerdings war der Austausch nicht hundertprozentig. Von Zeit zu Zeit mußte aus dem Sauerstofftank Nachschub zugeführt werden, damit das Luftvolumen konstant und die Sauerstoffkonzentration erhalten blieb. Dafür sorgte das Flatterventil, das bei der Arbeit merkwürdige Laute von sich gab.
Das Schiff flog weiter. Rechts voraus lag die Venussichel; drei Viertel des Planeten waren nicht zu sehen. Rundum strahlten die Sterne. Von der Erde aus bieten die Sterne einen ganz anderen Anblick als im Vakuum. Von der Erde aus kann man nie mehr als dreitausend Sterne erkennen. Aber hier war die gleiche Anzahl schon auf einer Fläche, die der Ausdehnung der Sonnenscheibe entsprach, zusammengedrängt. Sie erstrahlten in unzähligen Farben. Die Milchstraße war kein verschwimmender Nebelstreifen am Himmel, sondern ein Band aus in reinem Licht gefaßten Edelsteinen. Die Erde war ein strahlendes blaugrünes Juwel, das oben und unten weiße Flecken hatte, und der Mond war eine schimmernde Scheibe.
Randy und McCauley blickten hinaus. Dann gähnte Randy, um die Scheu zu vertuschen, die jeden Menschen packt, wenn er einen Blick in die Unendlichkeit wirft, die der Mensch so überheblich erobern will.
»Na also«, sagte Randy, »wir sind jetzt unterwegs, und vielleicht sollte man ein Nickerchen machen. Bramwell schläft ganz fest. Muß ich noch länger auf ihn aufpassen?«
»Warte, bis er aufgewacht ist«, sagte McCauley. »Das ganze scheint sich bestens zu entwickeln«, fügte er hinzu.
Randy schwieg, und zusammen genossen sie das Gefühl des Fluges. Es war ein Gefühl, daß nur der technisch Interessierte zu schätzen wußte. Die unzähligen Instrumente zeigten Werte an, die im Bereich des Normalen lagen. Das Schiff war auf dem richtigen Kurs und schwebte im unendlichen Raum. Es hatte ausreichende Treibstoffreserven, da die Tanks auf der Raumplattform wieder aufgefüllt worden waren. Es war im richtigen Moment von der Plattform aufgestiegen und hatte die Umlaufgeschwindigkeit der Plattform in Geschwindigkeit in Richtung Sonne konvertiert und durch Schübe aus der neuen ersten Stufe unterstützt, ohne daß diese bereits ausgebrannt war. Die ebenfalls wieder ersetzte zweite Stufe war noch intakt, eine dritte Stufe war in Reserve. Die Atemluftversorgung funktionierte. Die Geräusche des Flatterventils waren beruhigend. Sie hatten reichliche Sauerstoffvorräte. Zu essen gab es genug. Und dann waren da noch all die Geräte, die Bramwell für die Verstärkung des jetzt das Schiff schützenden Schirmfeldes benötigte, auf daß die Menschen den Raum nicht verlassen mußten, sondern weiter und weiter vordringen konnten.
Während sie sich ganz diesem genußvollen Gefühl hingaben, wachte Bramwell auf. Zuerst war er völlig verwirrt. Er erinnerte sich, daß er am Abend sein gewohntes Glas Orangensaft getrunken hatte. Und jetzt erwachte er, in einem Beschleunigungssessel angeschnallt und schwerelos, im Weltraum, also gerade in der Situation, vor der er immer zurückgescheut war.
Als ihm das klar wurde, bekam er einen
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