Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eroberer des Alls

Eroberer des Alls

Titel: Eroberer des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
Vom Netzwerk:
Schreikrampf.
     
    *
     
    Sie waren seit drei Tagen unterwegs, als McCauley sagte:
    »Ich habe Ihnen alles schon mal gesagt. Sie können die Erde anrufen und sich beschweren, daß wir Sie entführt haben. Sie können dafür sorgen, daß wir nach unserer Rückkehr verhaftet werden. Aber wir können jetzt nicht umkehren. Das ist unmöglich. Und selbst wenn es möglich wäre, würde ich's nicht tun. Außerdem haben Sie jetzt längst nicht mehr so viel Angst wie am Anfang. Zumindest können Sie wieder logisch denken! Und so wissen Sie ganz genau, wie lächerlich es wäre, wenn man von Ihnen als von dem Mann spricht, der gewaltsam entführt werden mußte, weil er weder den Mut aufbrachte, freiwillig mitzukommen, noch den Mut hatte, das einzugestehen und einen anderen an seine Stelle zu lassen. Wenn Sie wollen, daß man Sie für einen kompletten Narren hält – bitte schön! Aber wollen Sie das denn? Wollen Sie wirklich, daß man Sie für einen Narren hält?«
    Bramwell starrte ihn wütend an. Niemand kann ewig in einem Zustand der Panik bleiben. Wenn das Schwert des Damokles tagelang über dem Haupt eines Menschen hinge, würde sich dieser Mensch daran gewöhnen. Es würde ihm nicht behagen, aber er könnte nicht ständig in Furcht leben. Furcht ist ein Notsignal, das die Pulsfrequenz, die Adrenalinausschüttung und den Muskeltonus erhöht. Sie ist eine zeitlich begrenzte Reaktion.
    Bramwell hatte schon die Zeit überschritten, während der ein Mensch ununterbrochen in einem Zustand hysterischer Furcht leben kann. Er mochte den Weltraum nicht, und er mochte die Schwerelosigkeit nicht. Aber am stärksten hielt ihn jetzt, da er sich nicht länger fürchtete, ein Gefühl der tiefsten Scham gepackt. McCauley und Randy hatten ihn in einem Zustand unzurechnungsfähiger Raserei erlebt. Er hatte das Gesicht verloren. Und giftiger Haß auf McCauley und Randy beflügelte ihn, weil sie gesehen hatten, was er selbst sich nie eingestehen wollte – daß er Angst hatte. Es war demütigend, mit ihnen zusammenzusein. Es verletzte seine Eitelkeit aufs tiefste, ihre Gegenwart ertragen zu müssen. Sie hatten seinen Zusammenbruch miterlebt. Er schämte sich zutiefst, und deshalb wütete er so und empfand einen unversöhnlichen Haß.
    McCauley fuhr in dem gleichen geduldigen Ton fort:
    »Sie könnten jetzt an Ihre Arbeit gehen, und es wird nie herauskommen, daß Sie wie ein verschrecktes Kind dazu gezwungen werden mußten. Oder Sie lassen es bleiben, und dann wird es in den Geschichtsbüchern einmal heißen, daß der Mensch die Sterne erobern wollte, es aber aufgeben mußte, weil Dr. Bramwells Stolz es verhinderte, daß er sich mit einem Problem befaßte, das nur er allein lösen konnte.«
    Randy nickte vor sich hin. McCauley führte ausgezeichnete Argumente ins Feld. Das letzte »nur er allein« war sehr schmeichelhaft und sollte seine Wirkung auf Bramwell nicht verfehlen.
    »Ich werde berichten«, sagte Bramwell bösartig, »daß Sie beide mich von der Arbeit abhielten, weil die Arbeitsbedingungen unzumutbar waren.«
    »Sagen Sie, was Sie brauchen«, sagte McCauley geduldig, »und Sie bekommen es, soweit es möglich ist.«
    Mr. Perkins zirpte in seinem Käfig. Sein Kopf hing in die entgegengesetzte Richtung von Bramwells Kopf, aber das Tierchen schien sich prächtig an die Bedingungen eines Fluges im Vakuum angepaßt zu haben.
    »Der schalldichte Raum«, sagte Bramwell triumphierend, »ist lächerlich klein. Ich brauche mehr Platz. Aber vor allem brauche ich Ruhe! Die Anwesenheit von Narren und von unerträglichem Geräuschen muß mir erspart bleiben.«
    Mr. Perkins zirpte wieder. Ein bißchen verwirrt war er immer noch, aber jetzt konnte er wieder sehen und hatte herausgefunden, wie er an Wasser und Futter herankommen konnte, und so fühlte er sich ganz wohl.
    »Und Sie könnten damit beginnen«, fauchte Bramwell, »daß Sie den vermaledeiten Kanarienvogel erwürgen! Ich verabscheue Kanarienvögel!«
    »Nun muß sich alles, alles wenden, Ed«, sagte Randy fröhlich. »Einem Menschen, der Hunde, Kinder und Kanarienvögel haßt, kann nicht allzuviel fehlen.«
    Aber McCauley war bereits mit dem Umräumen der Inneneinrichtung beschäftigt.
     
    *
     
    Seit zwei Wochen waren sie auf dem Weg zur Venus. Der Zähler klickte alle anderthalb Sekunden. Die Sonnenscheibe war erheblich größer, die Sichel der Venus schmaler geworden. Die Erde war nur noch ein ganz kleines Objekt, obgleich immer noch größer als die Venus, und der Mond war zu einem

Weitere Kostenlose Bücher