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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gesandte zum Papst in Rom. Bei seinem raffinierten Versuch, die Unterstützung des Papstes für den Krieg zu gewinnen, konnte William auf Edwards Thronversprechen und Harolds gebrochenen Schwur verweisen; Harold war ein meineidiger Usurpator. Nicht nur das, er wurde auch als Komplize bei den Verbrechen seines Vaters hingestellt, darunter der Mord an Alfred, Edwards älterem Bruder.
    Orm, der Heide, hatte Christus immer für einen Friedensfürsten gehalten, und es fiel ihm schwer zu verstehen, weshalb der Papst einen nicht provozierten
militärischen Angriff unterstützen sollte. Aber der Papst hatte eigene Ambitionen; er wollte seine Macht über die englische Kirche festigen. Selbst Bischof Odo reagierte mit Zynismus. »Gott lenkt uns alle, aber es schadet nichts, einen Sieger zu unterstützen, selbst wenn man der Papst ist.« Jedenfalls erzielte Williams Botschaft die gewünschte Wirkung. Harold wurde exkommuniziert, und Odo konnte voller Stolz ein päpstliches Banner vorzeigen, mit dem Williams Truppen in die Schlacht ziehen würden.
    All dies mochte eine fromme Rechtfertigung für einen gigantischen Raubzug gewesen sein. Aber das Seltsame an William war, dass er voll und ganz daran glauben musste. Trotz all seiner Leistungen, sah Orm, schien der Herzog große Angst vor dem Tod und der möglicherweise folgenden Strafe Gottes zu haben. Er brauchte tatsächlich einen heiligen Vorwand, um sein Blutvergießen zu rechtfertigen. In diesem Punkt war ihm sein Bruder Odo von Nutzen. Der Bischof lieferte die beruhigenden Worte, die dem Bastard halfen, nachts zu schlafen.
    Als ihm die Unterstützung des Papstes gewiss war, konnte William seinen Feldzug nicht nur als normannisches Abenteuer darstellen, sondern als heilige Rückeroberung eines gefallenen Britannien durch eine europäische Koalition. William borgte sich Truppen von den Herrschern Flanderns, der Bretagne und Aquitaniens und warf sein Netz weit nach Söldnern aus. Bald schien es Orm, als zöge es jeden Zweitgeborenen, Bastard, Mörder und Vergewaltiger in Europa
zu Williams Banner – alles harte, erfahrene Kämpfer, von denen nur wenige etwas zu verlieren hatten.
    Die Streitmacht versammelte sich in Zeltstädten im Mündungsgebiet des Flusses Dives, gegenüber von England – zweitausend Berittene, achthundert Bogenschützen, dreitausend Fußsoldaten und tausend Seeleute, unterstützt von einem weiteren Heer von Dienern, Köchen, Zimmermännern und Fuhrleuten. Dreitausend Pferde würden nach England verschifft werden. Da nicht auszuschließen war, dass sie bei der Landung auf Widerstand stießen, würden sie Vorräte mitnehmen, von denen sich das Heer einen Monat lang ernähren konnte; allein für die Pferde würden mehrere Schiffsladungen Heu und Getreide benötigt werden.
    Zu Orms Aufgaben gehörte es, die aus Angehörigen vieler Völkerschaften bestehende Streitmacht darin auszubilden, wie man Befehlen in fränkischer Sprache gehorchte und auf die Hornsignale reagierte. Da er selbst Fußsoldat war, konzentrierte er sich auf die Arbeit mit dem Fußvolk. Aber er beobachtete auch die Übungen der Kavallerie, bei denen dicht geschlossene Gruppen von einem Dutzend Mann über das kalkige Gras galoppierten. In der Bretagne hatte er gesehen, wie man Pferde einsetzte. Bei ihren kleinen Überfällen auf Bauern waren die Ritter kein einziges Mal besiegt worden – allerdings hatten sie auch noch nie gegen einen Schildwall antreten müssen, und Orm war skeptisch, wie viel sie nützen würden. Aber die Kavallerie war jedenfalls ein inspirierender Anblick in diesem langen normannischen Sommer.

    Währenddessen wurde die Invasionsflotte gebaut und bereitgestellt. Williams Berater hatten ausgerechnet, dass sie rund siebenhundert Schiffe brauchten. Die meisten mussten neu gebaut werden. Norwegische und dänische Schiffbauer einigten sich auf eine Konstruktion mit breitem Rumpf und geringem Tiefgang, Schiffe, die das Meer überqueren, dann bei Bedarf weit flussaufwärts fahren und selbst am gröbsten Strand leicht aufs Ufer gezogen werden konnten. Einige der Schiffe sollten mit geschlossenen Kabinen für die Pferde ausgestattet werden, wie schwimmende Ställe.
    Waldarbeiter, Schiffsbauer und Zimmerleute kamen aus ganz Europa, arbeiteten den Sommer hindurch mit ihren Sägen, Äxten, Drechseln und Hippen und zimmerten die Schiffe zusammen. Die Schiffbauer der Wikinger waren natürlich die besten; sie hatten ihr Können über Jahrhunderte hinweg vervollkommnet und stets vom

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