EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
„Sie nehmen seine Krankheit tatsächlich ernst, stimmt’s?“
„Ich nicht, aber meine Tante. Mit ausreichend Bettruhe stehen die Chancen auf Genesung jedoch gut.“
Unwillkürlich lachte sie. „So einen Wirbel wegen einer Erkältung zu machen ist absurd.“
„Ja, aber das ist doch genau das, was in einer Ehe zählt – wie man mir sagt“, meinte er gelassen. „So etwas vor der Trauung herauszufinden ist nicht schlecht. Sie, liebe Laura, erhalten jetzt einen guten Einblick in Paolos Sorge um seine Gesundheit. Sie wollen ihn doch heiraten, oder?“
Argwöhnisch blickte sie zu ihm auf. „Ich … ich denke … Also – es ist noch nichts offiziell.“
„Aber Sie sind mit ihm hierhergekommen, um seine Familie kennenzulernen. Und dass er Ihnen den Ring, der ein Familienerbstück ist, geben will, bedeutet in den Augen seiner Angehörigen so viel wie ein Heiratsversprechen.“
„Oh!“ Sie schluckte trocken. „Das hat er mir nicht gesagt.“
„Und nun müssen Sie warten, bis er sich von seiner elenden Erkältung erholt hat“, meinte Alessio. „Möchten Sie Kaffee oder lieber Tee?“
Lauras Gedanken überschlugen sich, sodass sie Zeit brauchte, um auf Alessios Frage zu antworten. „Ach, ja, Kaffee ist mir recht.“
Als er ihr die Tasse reichte, bemerkte er: „Sie scheinen verwirrt zu sein. Darf ich fragen, was Sie so sehr beschäftigt?“
„Nichts Gravierendes. Ich fühle mich hier nur fehl am Platze, wenn Paolo krank ist und von seiner Mutter umsorgt wird.“ Sie versuchte zu lächeln. „Was soll ich denn jetzt mitder Zeit anfangen?“
„Einfach entspannen“, schlug er vor und wies auf die Stufen. „Die führen zum Swimmingpool. Dort kann man wunderbar sonnenbaden … und dabei von der glücklichen Zukunft träumen. Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen wegen Paolo. Er hat ungefähr sechs Erkältungen pro Jahr. Sie werden noch häufig die Gelegenheit bekommen, ihn zu pflegen.“
Misstrauisch betrachtete Laura den conte. „Sie machen sich über mich lustig.“
„Na ja, ein bisschen.“ Alessio lächelte breit. „Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, Sie zu necken. Aber als Wiedergutmachung schlage ich Folgendes vor: Ich muss gleich in den Ort. Wenn Sie mich begleiten, könnten wir Geschäft und Vergnügen verbinden und weiter nach Assisi fahren. Dort gibt es viel zu besichtigen, und ich kenne ein ausgezeichnetes Restaurant dort. Was halten Sie davon? Würde es Ihnen gefallen?“
Laura errötete leicht. „Es ist sehr freundlich von Ihnen, signore, und ich bin Ihnen wirklich dankbar. Trotzdem möchte ich Ihnen nicht so viel Umstände bereiten.“
„Es wäre keine Mühe. Im Gegenteil, ich würde mich freuen, mit Ihnen nach Assisi zu fahren. Aber offenbar fällt es Ihnen schwer, mich Alessio zu nennen. Vielleicht vertrauen Sie mir nicht genügend, um mit mir den Tag zu verbringen?“
Oder traust du dir selbst nicht, meine Schöne?, fügte er im Stillen hinzu. Falls das stimmte, würde sie ihm gehören.
„Oh … Nein“, antwortete sie stockend. „Daran liegt es nicht, sondern …“ Verzweifelt suchte sie nach einer stichhaltigen Ausrede. „Paolo hat den Ausflug vorgeschlagen. Und ich warte lieber, bis es ihm wieder so gut geht, dass er mir alles zeigen kann. Ich möchte seine Gefühle nicht verletzen. Das verstehen Sie doch, oder?“
„Natürlich.“ Und besser, als dir bewusst ist, meine Süße, dachte er und seufzte gespielt vorwurfsvoll. „Schade, dass meine enttäuschten Hoffnungen Ihnen nicht so viel bedeuten.Doch wenn ich Sie nicht zu dem Ausflug überreden kann, muss ich mich in mein Schicksal fügen.“
Und wenn die Zeit reif ist, wirst du zu mir kommen, fügte er im Stillen hinzu, während er aufstand. Ja, die süße Engländerin würde ihn so sehr begehren, dass sie nicht anders könnte. Sie würde sich ihm hingeben, und er würde alles nehmen, das und noch mehr.
„ Arrivederci, Laura.“ Er lächelte freundlich, aber unverbindlich. „Genießen Sie Ihr Alleinsein, so lange Sie können.“
5. KAPITEL
Alessio parkte den Jeep vor der Villa und stieg aus. Als Erstes brauchte er jetzt einen kühlen Drink und dann einige Runden im Pool.
Was er gar nicht brauchte, war eine Begegnung mit seiner Tante, die ihm anscheinend aufgelauert hatte.
„Wo warst du?“, wollte sie wissen.
„Unten im Ort. Luca Donini hat mich gebeten, mit seinem Vater zu sprechen und ihn davon abzubringen, noch einen Winter in der Hütte am Berg zu verbringen.“
Hochmütig zog Signora
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