EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
Vicente die Brauen hoch. „Inwiefern betrifft dich das denn? Manchmal glaube ich wirklich, du vergisst deine gesellschaftliche Stellung, mein Lieber.“
„Ja, genau – wie die Ereignisse der vergangenen Wochen bewiesen haben, Tante Lucrezia.“ Er sah sie eindringlich an. „Besavoro ist mein Heimatort, und die Sorgen meiner Freunde gehen mich durchaus etwas an.“
„Pah!“, erwiderte sie ungeduldig. „Du hast das Mädchen nicht mitgenommen?“
Alessio zuckte die Schultern. „Ich habe sie eingeladen, aber sie wollte nicht.“
„Schlecht. Du versuchst es nicht richtig.“
„Oh, ich würde sagen, es läuft schon besser als erwartet.“ Sein Lächeln war kalt. „Aber bitte mich nicht, dir das genauer zu erklären.“
Rasch wechselte sie das Thema. „Du hättest mir sagen sollen, dass du in den Ort fährst. Dann hättest du mir etwas ausder Apotheke mitbringen können, für meinen armen Jungen. Letzte Nacht hatte er offensichtlich Fieberfantasien. Er hat im Schlaf ganz wirr geredet.“
„Möglicherweise tut er das immer“, kommentierte Alessio schroff. „Frag doch mal seine Liebste!“
Wutentbrannt funkelte seine Tante ihn an und eilte dann zu ihren Pflichten als Krankenpflegerin zurück.
Missmutig ging Alessio in sein Zimmer. Er hatte dem Drang nicht widerstehen können, seiner Tante den Seitenhieb zu verpassen. Doch nun bedauerte er es. Er hätte sich nicht ins Gedächtnis zu rufen brauchen, dass Laura und Paolo eine intime Beziehung hatten!
Ihn wunderte nur, wie sehr ihn der Gedanke störte. Sonst war er nie eifersüchtig gewesen, nicht einmal in seinen Liebschaften. Sex betrachtete Alessio als Vergnügen, das zwei Menschen sich gegenseitig bereiteten, mehr nicht. Eifersucht fand er sinnlos.
Mit Widerwillen hatte er Lauras Ankunft entgegengesehen, und dann hatte die junge Frau sofort sein Interesse geweckt. Von da aus war es nur ein kleiner Schritt bis zum Begehren gewesen.
Alessio erinnerte sich an sein Versprechen, Laura mit einer schönen Erinnerung nach Hause zu schicken. Jetzt war er sich nicht länger sicher, ob er sie überhaupt wegschicken wollte. Jedenfalls nicht bald!
Rasch streifte er seine Kleidung ab und zog eine knappe schwarze Badehose an.
Vielleicht kann ich Laura auf die Malediven oder Seychellen zu einem exotischen Urlaub entführen, ging es ihm durch den Sinn. Davor würde er mit ihr nach Mailand fahren, um ihr eine neue Garderobe zu kaufen. Vor allem Stücke, die er ihr gern ausziehen würde …
Diese verlockenden Vorstellungen in Gedanken, nahm er Handtuch und Sonnenbrille und ging zum Pool, wo er Laura zu finden hoffte.
Tatsächlich war sie dort und lag schlafend auf einem Liegestuhl.Ein Fuß und der Knöchel lagen mittlerweile im prallen Sonnenlicht, deshalb rückte Alessio den Schirm zurecht, um Laura vor den direkten Strahlen zu schützen. Dann betrachtete er sie einen Moment lang. Sie trug einen dunkelgrünen Badeanzug, und ihr schlanker Körper erinnerte Alessio seltsamerweise an einen Blumenstängel, das Haar an einen Kranz aus rotbraunen Blütenblättern.
Eine Strähne ruhte ihr auf der Wange, und Alessio war versucht, sie ihr sanft zurückzustreichen. Doch er durfte eine so vertrauliche Geste noch nicht wagen.
Heftiges Verlangen flammte in ihm auf. Der richtige Moment ist noch nicht gekommen, rief er sich ins Gedächtnis. Ich muss ausnahmsweise Zurückhaltung walten lassen. Er warf Handtuch und Sonnenbrille auf den zweiten Liegestuhl und sprang elegant in den Pool.
Als Laura aufwachte, wusste sie im ersten Moment nicht, wo sie war. Sie blickte auf und sah einen gebräunten Körper durchs Wasser gleiten. Augenblicklich klärten sich ihre Gedanken, und ihr wurde ganz komisch zumute vor Nervosität.
Sie beobachtete Alessio, der zwei weitere Längen schwamm und sich dann zum Beckenrand bewegte. Rasch setzte Laura die Sonnenbrille auf und hielt sich ihr Buch wie einen Schutzschild vors Gesicht, während der conte sich geschmeidig aus dem Becken schwang und auf sie zukam. Die Wassertropfen auf seiner Haut glitzerten in der Sonne.
„ Ciao!“ Er lächelte lässig, während er sich abzutrocknen begann.
„Hallo!“, erwiderte Laura und versuchte, ihn nicht offen zu mustern. Die Badehose war ja noch knapper als die Shorts, die er bei der ersten Begegnung angehabt hatte! Laura wurde plötzlich der Mund ganz trocken. „Sie sind ja früh zurück“, sagte sie dann rasch. „Haben Sie schon alles erledigen können?“
„Es lief nicht ganz so, wie ich wollte.“
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