Eroberung unter Palmen
grotesk: Es war ihre Hochzeitsnacht. Und sie befand sich
allein in ihrer Hochzeitssuite.
Was
machte das schon aus? Es war ja überhaupt keine richtige Ehe.
Domenic und sie verbanden lediglich ein Vertrag und eine Reihe von
Hotels. Es sollte sie schlichtweg kalt lassen. Trotzdem fand sie
nicht zur Ruhe.
Mit
diesem Mann würde sie also ihr weiteres Leben verbringen. Und
bis jetzt hatten sie es nicht einmal geschafft, einander kennen zu
lernen und ihre jeweiligen Vorlieben und Abneigungen herauszufinden.
Sie kannte weder seine Lieblingsfarbe noch sein Lieblingsessen. Die
grundlegensten Dinge eben.
Das
alles braucht seine Zeit, beschwichtigte sie sich. Wenn diese Ehe in
irgendeiner Weise funktionieren sollte, dann würden sie sich
zusammensetzen und miteinander reden müssen. Sie hätten
damit schon am Abend zuvor beginnen können.
Zum
wiederholten Male blickte Opal verstohlen auf die Leuchtziffern der
Digitaluhr. Bald wurde es hell, und Domenic war noch nicht zurück.
Wo mochte er wohl die Nacht verbringen? Prompt geisterte ihr das Bild
einer triumphierenden Emma durch den Kopf.
Die
Blondine war noch auf dem Empfang gewesen, als Opal sich
zurückgezogen hatte. Viele Gäste hatten zu den heißen
Rhythmen der Band getanzt, die nach Abschluss des Diners auf das
Kammerorchester gefolgt war. Ob Domenic zurück in den Saal
gegangen war? Um bei seiner Freundin Trost zu finden? Emma hätte
ihn bestimmt nicht abblitzen lassen.
Opal
klopfte und schüttelte ihr Kissen zurecht, während sie die
beiden im Geiste vor sich sah. Sie stellte sich bildhaft vor, wie
Emma ihre blond gefärbte Filmstarmähne an Domenics dunkles
gewelltes Haar schmiegte. Hatte er bei Emma Zuflucht gesucht, um zu
beenden, was mit ihr, Opal, so unbefriedigend begonnen hatte?
Es
würde ihr unauslöschlich im Gedächtnis bleiben, wie
Domenic sie berührt hatte. Sein Mund auf ihren Lippen, ihren
Brüsten. Sie hatte ja keine blasse Ahnung davon gehabt, dass der
Hautkontakt mit einem anderen Menschen so erhebend sein konnte! Sein
Körper hatte sich fantastisch angefühlt, seine heftige
Erregung ein ungeahntes Verlangen in ihr ausgelöst. Was wäre
es für ein Gefühl, wenn er in sie eindringen würde und
sie ihn umfing? Die Vorstellung war erregend und elektrisierend
zugleich, und Opal erschauerte vor Begehren. Domenic hatte die
sinnliche Lust in ihr geweckt, und jetzt wollte sie mehr, wollte sie
alles entdecken.
Aber
er war woanders. Vermutlich mit einer anderen. Und sie hatte ihn
geradewegs in die Arme dieser anderen getrieben. Was hatte sie
gesagt? "Es ist mir egal, was du tust und mit wem du dich
triffst …" Sie hatte ihm quasi grünes Licht gegeben
für seine Abenteuer!
Und
wie es aussah, nahm Domenic sie beim Wort.
Ob
er jetzt bei Emma war? Und ihr die gleichen Wonnen bereitete wie ihr
zuvor in der Dusche? Waren die beiden in inniger Umarmung, Domenics
Mund auf Emmas Brüsten, seine Hände überall auf ihrem
Körper, liebkosend, lockend, erlösend? Gab die Blondine
ihm, was sie ihm versagt hatte?
Gereizt
warf sie eines der Kissen auf den Boden und stopfte sich ein anderes
unter den Kopf. Sie quälte sich selbst. Warum sollte sie sich
Gedanken darüber machen, was Domenic tat? Es ging sie nichts an.
Sie musste Hotels führen und jemanden finden, der sich um
Pearl's Place kümmerte. Leider hatte die bisherige Betreuerin
des Frauenhauses wegen einer Krise in der eigenen Familie vor kurzem
aufgehört. Es war wesentlich sinnvoller, wenn sie sich mit
Problemen auseinander setzte, für die sich eine Lösung
finden ließ.
Für
ihre Beziehung mit Domenic sah sie ziemlich schwarz. Daran konnte sie
wenig ändern. Sie war rechtlich verpflichtet, ihm ein Kind zu
schenken, und das würde sie auch tun. Darüber hinaus wollte
sie versuchen, seinen Lebensstil zu akzeptieren, und hoffen, dass er
wenigstens diskret und vorsichtig war.
Vielleicht
funktionierte es in dieser Form. Sie musste schließlich nicht
so einsam und verzweifelt wie ihre Mutter enden, ihre Seele
zerbrochen an einem Mann, der ihr Vertrauen missbrauchte und dessen
Liebe nicht ihr, sondern anderen Frauen galt.
Aber
das würde ihr niemals passieren. Ein Mann, der ihre Gefühle
mit Füßen trat, hatte keine Chance bei ihr, so einfach war
das.
Gähnend
kuschelte sie sich in die Kissen. Letztlich meinte sie, wieder eine
gewisse Kontrolle über ihr Leben gewonnen zu haben, auch wenn es
in eine ganz andere Richtung steuerte als von ihr geplant.
Domenic
mochte ein Stück Papier haben, das ihm den
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