Eroberung unter Palmen
Besitz an ihrem
Körper zubilligte, aber ihr Herz könnte er niemals
besitzen. Das würde sie zu verhindern wissen.
Wie
gut, dass Opal noch schlief. Geräuschlos ging Domenic durch die
Suite und verharrte vor der Tür zum Schlafraum. Es war dunkel
und still im Zimmer, die schweren Vorhänge sowie die
Doppelverglasung blendeten das frühmorgendliche Sonnenlicht und
den Verkehrslärm aus, der von der Straße nach oben drang.
Aber immerhin war es hell genug, um ihre auf dem Kopfkissen
ausgebreiteten Haare zu erkennen, den weit ausgestreckten Arm und die
zerwühlten Laken.
Dann
hatte Opal also keine angenehme Nacht verbracht. Sollte sie aber. Sie
hatte bekommen, was sie wollte, oder, besser gesagt, was sie nicht
wollte. Domenic verschwand im Bad, drehte die Duschhähne auf,
entkleidete sich und stellte sich unter den Wasserstrahl. Er
versuchte zu verdrängen, was beim letzten Mal passiert war. Das
letzte unbefriedigende Mal, als er hier gestanden hatte.
Er
seufzte. Er war müde, aber er würde den versäumten
Schlaf im Flugzeug nachholen können. Die fünfzehn Stunden
nach Los Angeles müssten reichen. Da er frühmorgens dort
landete, würde sich seine innere Uhr vermutlich darauf
einstellen.
Er
stellte das Wasser ab. Zwei Minuten mussten genügen. Nachdem er
sich rasch abgetrocknet hatte, ging er barfuß und unbekleidet
zurück in den Schlafraum, von wo aus er beim Zimmerservice
anrief und Frühstück bestellte. Für zwei. Rührei,
Lachs und extrastarken Kaffee.
Als
er sich umdrehte, ertappte er Opal dabei, wie sie ihn eingehend
musterte. Im Stillen musste er lachen. "Guten Morgen",
sagte er auf dem Weg zu dem begehbaren Kleiderschrank, aber vorher
zog er noch die Vorhänge auf. Sonnenlicht durchflutete den Raum.
Er holte seinen Koffer und warf ihn aufs Bett. Dieser landete zwar
nicht in Opals Nähe, trotzdem rückte sie hastig auf die
andere Seite, verzweifelt bemüht, Domenic nicht anzusehen.
"Morgen",
antwortete Opal schließlich verunsichert, dabei zog sie das
Laken fest um ihre Schultern.
Diese
Reaktion amüsierte ihn. Wenn sie glaubte, dass er sie nach dem
nächtlichen Fiasko verführen würde, lag sie völlig
falsch.
"Was
… was machst du da?"
Er
trat zum Schrank, öffnete Schubladen und zog wahllos
irgendwelche Sachen heraus. "Ich muss in die Staaten fliegen.
Irgendwas braut sich da zusammen." Er stopfte alles in das
Innenfach seines Koffers. Dann sah er zu Opal, die bewusst in eine
andere Richtung blickte. "Es macht dir doch sicher nichts aus.
Wir hatten ja keine Flitterwochen oder etwas Vergleichbares geplant."
Ihr
Blick schoss zu ihm, und Domenic gewahrte die Empfindungen, die sich
blitzartig darin spiegelten – Erleichterung, Neugier,
Misstrauen –, und es schien sie reichlich Überwindung zu
kosten, nicht wegzusehen. Sie erkundigte sich nicht, wo er die Nacht
verbracht hatte, obwohl ihr diese brennende Frage ins Gesicht
geschrieben stand.
"Wie
lange bleibst du weg?"
"Mindestens
eine Woche." Domenic drehte sich wieder zum Schrank um. "In
der Zwischenzeit kannst du die geplante Werbekampagne für die
beiden Hotelgruppen fertig stellen. Das schaffst du doch, oder?"
"Natürlich",
antwortete Opal mit neu gewonnenem Selbstbewusstsein.
"Gut.
Wenn ich wieder hier bin, möchte ich, dass du mich auf die
nächste Geschäftsreise begleitest. Ich muss mir den Markt
in North Queensland ansehen. Könnte nicht schaden, wenn du
mitkommst."
Achtlos
warf Domenic die Hemden in den Koffer und nahm sich vor, sie in Los
Angeles aufbügeln zu lassen. Dann holte er seine
Toilettenartikel aus dem Bad.
"Also
gut", sagte Opal, "dann komme ich das nächste Mal mit.
Domenic …"
"Ja?"
Röte
schoss ihr in die Wangen. Es schien ihr peinlich zu sein
weiterzusprechen, während sie sich im Bett aufsetzte und die
Laken wie einen Schutzwall um sich her drapierte.
"Willst
du dich denn nicht anziehen?"
Um
Domenics Mundwinkel zuckte es verräterisch, als er, die
Handflächen nach oben, die Arme ausbreitete. "Gefällt
dir mein Körper etwa nicht?"
Es
schien Opal im Nachhinein unangenehm zu sein, dass sie das Thema
überhaupt berührt hatte, denn sie blinzelte verstört.
"Na ja, ich meine nur … jeden Augenblick kann jemand vom
Zimmerservice auftauchen und …"
Domenic
sagte nichts, stattdessen beobachtete er belustigt, wie sie
krampfhaft nach Worten suchte.
"Entschuldige",
sagte sie schließlich und glitt aus dem Bett. "Ich meine
ja nur, wenn du im Bad fertig bist …?" Ohne seine Antwort
abzuwarten, flüchtete sie
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