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Eros und Evolution

Eros und Evolution

Titel: Eros und Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ridley
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der University of Texas, ist einer der besten Kenner der Theorien zur sexuellen Selektion. Er gehörte zu denen, die Fishers Überlegungen in den frühen achtziger Jahren zu mathematischem Ansehen verhalfen. Inzwischen weigert er sich zu akzeptieren, daß man zwischen Fisher und Zahavi zu wählen hat. Zum Teil begründet er dies mit Ryans Ergebnissen.
    Das heißt im übrigen nicht, daß Kirkpatrick so wie Julian Huxley etwas gegen die Weibchenwahl hätte. Huxley war der Ansicht, die Männchen erledigten die Selektion mittels Kämpfen untereinander selbst, Kirkpatrick hingegen glaubt, daß in vielen Spezies in der Tat die Weibchen wählen, daß ihre Präferenzen aber keiner Evolution unterworfen sind.
    Seiner Meinung nach konfrontieren sie die Männchen einfach mit ihrem anspruchsvollem Geschmack.
    Sowohl die Anhänger der guten Gene als auch die Fisherianer sind in ihren Theorien darum bemüht, für aufwendiges Balzverhalten einen Grund zu finden, der einem Männchen Vorteile brächte. Kirkpatrick betrachtet das Ganze vom weiblichen Standpunkt aus. Nehmen wir einmal an, so erläutert er, die Präferenzen der Pfauenhennen haben die Hähne tatsächlich dazu gebracht, lange Schwanzfedern zu entwickeln. Weshalb sollten wir diese weibliche Präferenz nur mittels ihrer Wirkungen auf Söhne und Töchter zu begreifen haben? Könnten die Pfauenhennen nicht durchaus gute direkte Gründe für ihre Wahl gehabt haben? Könnten ihre Präferenzen nicht ganz und gar andere Gründe haben? Er ist der Ansicht, daß »andere evolutionäre Kräfte, die auf die Entwicklung von Präferenzen einwirken, den Faktor gute Gene schließlich verdrängen werden und weibliche Präferenzen für Merkmale entstehen lassen, die das Überleben des männlichen Geschlechts gefährden«. 74 Zwei Experimente aus jüngster Zeit sprechen für die Vorstellung, daß Weibchen schlicht einen anspruchsvollen Geschmack besitzen, der sich nicht im Laufe der Evolution entwickelt hat. Die Männchen aus der Gattung der Bootsschwänze (Vertreter der Neuwelt-Vogelfamilie der Stärlinge) beherrschen in der Regel nur einen Gesang. Bootsschwanzweibchen aber bevorzugen zur Paarung Männchen, die mehr als nur einen einzigen Gesang beherrschen. William Searcy von der University of Pittsburgh fand heraus, weshalb das so ist. Er machte sich die Tatsache zunutze, daß ein Bootsschwanzweibchen sich einem singenden Lautsprecher nähert und eine paarungsbereite Haltung einnimmt. Die Bereitschaft zu einem solchen Verhalten nimmt jedoch in dem Maße ab, wie es sich angesichts des Gesangs zu langweilen beginnt. Erst wenn der Lautsprecher zu einem anderen Gesang wechselt, wird sie erneut ihre Paarungsbereitschaft zeigen. Eine solche Form der »Gewöhnung« ist eine Eigenschaft nahezu aller Hirnfunktionen; auch unsere Sinne sind ebenso wie die von Dohlen darauf eingerichtet, nicht den Stillstand, sondern Neuheiten und Veränderungen zu registrieren. Die weibliche Präferenz hat sich nicht im Laufe der Evolution entwickelt, sondern sie ist einfach, wie sie ist. 75
    Die vielleicht verblüffendsten Erkenntnisse zum Thema sexuelle Selektion entstammen den Arbeiten von Nancy Burley, die Anfang der achtziger Jahre an Zebrafinken unternommen wurden. Sie hatte untersucht, wie diese kleinen australischen Finken ihre Partner wählen. Zur Vereinfachung ihrer Beobachtungen hielt sie die Tiere in Volieren und markierte jedes Tier mit einem farbigen Ring am Fuß. Nach einer Weile fiel ihr etwas Seltsames auf: Die Männchen mit roten Ringen wurden offenbar von den Weibchen bevorzugt. Mit weiteren Experimenten konnte sie bestätigen, daß die Ringe die Attraktivität sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen drastisch veränderten. Männchen mit roten Ringen galten als attraktiv, Männchen mit grünen Ringen als unattraktiv. Weibchen mit schwarzen oder pinkfarbenen Ringen wurden bevorzugt, jene mit hellblauen Ringen ignoriert. Nicht nur die Beringung vermochte die Attraktivität eines Männchens zu beeinflussen, kleine Papierhütchen, die sie den Finken auf den Kopf klebte, hatten ebenfalls Einfluß auf das Verhalten der Tiere. Weibliche Zebrafinken gehen nach einer recht einfachen Regel vor, wenn sie einen möglichen Partner einschätzen: Je mehr Rot er am Körper hat (oder je weniger Grün, was auf dasselbe herauskommt, wenn man davon ausgeht, daß Rot und Grün vom Gehirn als zwei gegensätzliche Dinge gesehen werden), um so attraktiver ist er. 76
    Wenn eine weibliche Präferenz für Ästhetik

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