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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Wahrscheinlicher, weil der Ursprung unsichtbar war. (Keine schlechte Eigenschaft bei einem Vogelwesen mit dem Kopf eines Hundes und Ohren, die als Flügel dienten.)
    »Zettel, bitte!«, befahl ich und streckte meine geöffnete Hand verlangend aus.
    Die Nervosität des Einen griff auf die anderen über. Sie zogen sich langsam, beinahe unmerklich zurück. Nur der Anführer der kleinen Gruppen blieb stehen, nicht gewillt nach- oder den Zettel des Golems zurückzugeben.
    »Was für ein Vieh hast du mitgebracht?« Er blickte sich um, konnte aber – natürlich – nichts sehen.
    Ich pfiff leise durch die Zähne und zählte stumm rückwärts. Vieh. Kein gutes Wort. Bei acht fielen die Paletten hinter meinem vorlauten Gegenüber um. Die darauf gelagerte Verpackungsfolie – Knisterfolie – so, dass sie ihm in die Hacken rollte und er knisternd in die unzähligen Plastikbläschen fiel.
    Selbst ein dummer Mensch hätte das folgende »Tué tué tué« als spöttisches Lachen erkennen können. Nicht aber verängstigte Jugendliche.
    »Lass uns abhauen.« Einer der Jungs half dem Gefallenen auf die Beine und zog ihn fort.
    »Nein!« Der Halbstarke versuchte den Zettel zu greifen, der ihm bei seinem Sturz abhanden gekommen war, war aber zu langsam – beziehungsweise mein Fuß war schneller.
    Als er trotz des Griffs seines Freundes nach mir schlug, hatte ich genug. Eigentlich keine böse Person, kam mir die Drohung der Morrigan nichtsdestotrotz zu statten.
    Einen Moment lang war das Flirren gut sichtbar, hing in der Luft, dann folgte es den Naturgesetzen und ließ sich von der Kraft treiben, die ich in den Wurf gesteckt hatte. Für eine Sekunde hingen alle Möglichkeiten im Raum. Dann traf der Zauber den Halbstarken und verwandelte ihn in einen sabbernden Lustmolch. Zum Glück war das erste, was er sah, sein Kumpel. Und das zweite und dritte auch.
    Obwohl sie rasch flohen, informierte mich der Lärm darüber, dass weitere umstürzende Paletten oder rollende Fässer ihren Weg erschwerten und ich nicht die einzige war, die auf Schabernack mit frechen Jungs stand.
    Na bitte
, dachte ich und hob den Fuß vom Zettel.
Einen Chonchon glücklich gemacht, sechs Jugendliche in die Flucht geschlagen und einen Golem gerettet. Gar nicht so schlecht für einen Menschen
.
    Dann fiel mir auf, dass der Zettel zerrissen war. Mitten durchs magische Wort. Unbrauchbar.
    »Shit!« Soviel zu gerettet.
    Kirke holen, war mein erster Gedanke, der zweite galt meinem Bruder und der dritte schlug vor, DeVil anzurufen. Dann ging ich die realistischen Alternativen durch: Einen Rabbi suchen, Arslan um Hilfe bitten, einen Hubwagen klauen.
    Schließlich entschloss ich mich dazu, in der Handtasche nach einem Kugelschreiber zu suchen. Konnte ja eigentlich nicht schlimmer werden, als meine anderen Ideen.
    Mal sehen, der Name Gottes … ich überlegte einen Moment. Wäre natürlich einfacher, wenn das magische Wort noch lesbar gewesen wäre. War es natürlich nicht.
HaSchem, Jahve, JHWH
,, mehr fiel mir für die eine Hälfte des Papierstückes nicht ein. Für die andere umso mehr:
belebtes Menschenwesen mit Seele, Intelligenz, eigenständiger Moral, freiem Willen und der Fähigkeit, sich verständlich zu machen
.
    Tja, aber wohin jetzt mit dem Zettel. In den Mund? War der Kopf aufklappbar? Verdammte Sagen und Legenden!
    Unschlüssig starrte ich das Tonwesen an, konnte aber beim besten Willen nicht entdecken, ob der Kopf zum Öffnen war. Endlich fiel mir ein, dass die Halbstarken ja irgendwie an den Zettel gekommen sein mussten. Konnte nicht schwer gewesen sein. Also Mund.
    No way!
    Mit dem Zauber der Worte (und der Hilfe eines mächtigen Kugelschreibers), fügte ich dem zweiten Zettel einen weiteren Satz hinzu:
Diese Worte gehen in Mark und Bein über, so dass ab sofort kein Papier mehr notwendig ist
. Na bitte! Wenn schon blasphemisch, dann auch richtig!
    Ich schob die beiden Papierfetzen in den Mund des Tonwesens und wartete – und wartete. Gerade, als ich drauf und dran war, sieben Mal um den Golem zu flitzen und dabei laut aufzusagen, was ich eben geschrieben hatte (ja gut … ich konnte mich nur noch an die Hälfte erinnern und auch nicht mehr an den genauen Wortlaut, aber es war ja bekanntlich der Gedanke, der zählte) und vielleicht ein oder zwei Schöpfungssätze aus verschiedenen Religionen aufzusagen, blinzelte das Wesen und hob einen Arm. »Wieso bin ich nackt?«
    Als könne er die Antwort auf seine Frage dort finden, sah er an seinem nackten Körper

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