Erregende Ermittlungen
und sie wie Urkunden über dem Schreibtisch aufgehängt. Sie ahnte, dass diese Brutalität unausweichlich auch sie treffen würde, wenn sie ein Ehepaar waren.
Sie verdrängte es, hörte nicht auf den Ton und heiratete Spike. Zwei Jahre später brachte er sie fast um.
„Tracey hat den falschen Namen genannt?“, frage sie nach und wischte ihre Erinnerungen beiseite. „Bist du sicher?“
„Ja, bin ich“, meinte er und sah sie verwundert an. „Marion ist ihre beste Freundin, noch von der Schule, und wir haben sie im April in Seattle besucht.“
Megans Gedanken huschten, sprangen.
„Hat sie sonst noch etwas… Falsches gesagt? Etwas, das irgendwie merkwürdig klang?“
John kniff die Augen zusammen.
„Salatsaucen.“ Sein Tonfall war nun ernst. „Ich koche gerne, aber ich hasse es, Salat zu machen. Insbesondere komme ich mit den Saucen nicht zurecht. Inzwischen verwende ich nur noch das Fertigzeugs aus dem Supermarkt. Darüber hat sie oft gelästert. Am Telefon sagte sie: „Du und deine ewigen Salatsaucen oder so etwas.“
„Hm…“
„Denkst du…“
„Weiß nicht.“
„Falls sie wirklich entführt wurde…“
Megan richtete sich auf und sah ihn kritisch an.
„Du kennst Tracey. Würdest du ihr zutrauen, dass sie in einer Entführungssituation versucht, versteckte Hinweise durchzugeben, wenn sie zu einem Telefonat gezwungen wird?“
John überlegte sorgfältig. Dann nickte er langsam.
„Ja. Ich glaube schon. Man denkt zwar leicht, sie sei nur ein hysterisches junges Ding, aber darunter kann sie auch eiskalt und berechnend sein. Gerade, wenn es darauf ankommt. Hat sie von ihrem Vater, nehme ich an.“
„Hm – ok.“
„Zum Beispiel hat sie mal erzählt, dass sie mit sechzehn oder so im Urlaub von einem Typen angemacht wurde, der ihr wohl an die Wäsche wollte. Abends, in einer Strandbar, als kein Mensch mehr in der Nähe war. Da hat sie ganz unbefangen mit ihm geplaudert, so als ob ihr gar nicht klar sei, in welcher Situation sie war. Sie hat ihm etwas von einem hartnäckigen Vaginalinfekt erzählt und wie sie darunter leidet. Da hat er sich dann recht bald verabschiedet und ist verschwunden.“
„Wenn sie das fertigbringt, dann ist die Sache klar. Dann ist sie vielleicht wirklich entführt worden.“
John starrte sie an. Die Implikationen dieser Schlussfolgerung stürzten über ihn herein wie ein zusammenbrechendes Bauwerk. Er öffnete den Mund, und schloss ihn dann wieder. Megan fühlte sich schuldig, ohne den Grund genau zu kennen. Sie wählte die Flucht nach vorne.
„Wenn das stimmt, dann will sie sich gar nicht von dir trennen“, sagte sie bestimmt. „Alles nur Show, um dich abzuwimmeln und davon abzuhalten, zum Beispiel die Polizei einzuschalten.“
Er rutschte unruhig hin und her.
„Ich weiß nicht, was ich denken soll, oder was ich glauben soll“, meinte er schließlich still. „Ich weiß nicht mal, ob ich mich darüber freuen soll. Darüber, dass es vielleicht nicht aus ist zwischen Tracey und mir, meine ich.“
Megan schob sich näher an ihn heran. Er rückte nicht etwa von ihr ab, machte nicht einmal eine Andeutung dazu. Doch der Hautkontakt fühlte sich jetzt anders an. So als ob sich eine dünne Plastikschicht zwischen ihnen spannen würde. Sie mochte das Gefühl kein bisschen.
Verdammt! dachte sie und bemühte sich, ihre eigenen Emotionen zu sortieren. Was machte es schon aus? Sie hatte bekommen, was sie sich gewünscht hatte: intensiven, rundum befriedigenden Sex. Eine richtige Beziehung zu diesem jungen Fotografen an ihrer Seite war weder beabsichtigt noch vernünftig. Alter, Beruf, Hintergrund, Freundeskreis, Lebensweise – nichts stimmte! Das würde in hundert Jahren nicht funktionieren. Was sprach also dagegen, wenn sie wieder zurück in ihre Polizistenrolle wechselte, die schönen Erinnerungen mitnahm und ansonsten diese Geschichte nur noch als Fall betrachtete, und einfach ihren Job machte?
Das klang sinnvoll. Dennoch schrie etwas in ihr enttäuscht auf bei dem Gedanken. War das ihr Körper, oder ihre Seele? Sie konnte es nicht sagen, aber sie wusste, dass sie John auch nicht so einfach gehen lassen würde.
„Ein Vorschlag“, sagte sie bestimmter, als sie sich fühlte. „Gleich morgen früh – also in ein paar Stunden – fahren wir wieder ins Revier und versuchen herauszufinden, was hier tatsächlich los ist. Wenn Tracey wirklich entführt wurde, dann kümmert sich das LAPD darum. Vielleicht bekomme ich den Fall selbst, vielleicht auch nicht. Es
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