Erregende Ermittlungen
Megan genoss den trägen Nachhall der geteilten Lust, die noch durch ihren Körper mäanderte, und verspürte keine Lust, diesen trägen Schwebezustand früher als unbedingt notwendig zu beenden.
Jetzt am Morgen zeigte das Southwest deutlich mehr Leben als in der Nacht. Die meisten der Schreibtische waren besetzt, Megan wechselte Grüße mit den Kollegen und ignorierte deren neugierige Blicke auf John, der ihr folgte. Ihr Schreibtisch stand in einer Ecke zwischen einem Fahrstuhlschacht und einer Trennwand, und sie war froh über diese relative Geschütztheit. Sie wusste, dass geübte Beobachter erkennen konnten, in welchem Verhältnis zwei Menschen zueinander standen, und die meisten ihrer Kollegen waren mehr als geübte Beobachter. Es gab zwar keine Regelung, nach der sich ein Cop nicht mit einem Zeugen einlassen durfte, aber die Vermischung von Dienst und Privatleben wurde immer kritisch betrachtet. Ihre Geschichte mit John ging keinen etwas an!
„Gut. Wir fangen mit den Standards an“, sagte sie geschäftsmäßig, als sie John auf einem Stuhl neben sich platziert und den Computer hochgefahren hatte. „Zuerst eine Überwachung der Telefone. Traceys Hausanschluss und das Handy.“
John gab ihr die Nummern. Sie rief das entsprechende Programm auf und trug die Dateien ein. „Alles automatisiert“, erläuterte sie. „Alle Gespräche werden erfasst, aufgenommen und ausgewertet. Ich bekomme die Ergebnisse hier auf den Monitor, und ich kann sogar eine Weiterleitung auf mein Handy einstellen.“
„Ist das legal?“, fragte John erstaunt.
„He – wir sind die Polizei. Wir sind die Legalität!“ Sie zuckte die Schultern und tippte schnell. „Nicht mein Problem, das sollen die Rechtsheinis auskämpfen. Bei einem begründeten Verdacht auf ein Kapitalverbrechen sollte das in jedem Fall drin sein“
„Na schön. Und was dann?“ Fasziniert betrachtete ihr Liebhaber ein Plakat zu den zehn meistgesuchtesten Verbrechern der USA an der Wand über ihrem Platz. Es schien so alt, als ob man es jederzeit als Antiquität verkaufen könnte.
„Nun starten wir eine kurze Anfrage zu ihrem Vater und zu seiner Firma – wenn es eine Entführung ist, dann ist vielleicht schon etwas auffällig geworden.“
Megan klickte sich kurz durch einige Internet-Seiten und fühlte sich wider Willen beeindruckt. Hugo McFowerd hatte innerhalb von nur zwanzig Jahren ein beachtliches Imperium aus der kleinen Elektronikfirma gemacht, die er ursprünglich von seinem Vater übernahm. Die Tochterfirmen der Holding fertigten Chips für die Mobilfunkindustrie, versorgten Ölbohrfirmen mit Software und Systemtechnik, beschäftigten sich mit militärischen und privaten Flugzeugprojekten und stellten Kameras für Überwachungszwecke her. Sie sah hoch zu den dunkelgrauen Kästchen, die auch hier im Revier an der Decke hingen und den Raum ständig beobachteten. Gut möglich, dass auch darauf das Logo von McForwerd Industries, die stilisierten Buchstaben M, F und I, eingeprägt waren.
Der Wikipedia-Eintrag zu Traceys Vater war kurz und nüchtern gehalten. Auch sonst gab es keine Hinweise auf irgendwelche Skandale, Unregelmäßigkeiten oder andere Kleinigkeiten, die den Medien aufgegriffen worden wären.
Keine der Websites von MFI enthielt ein Bild von Hugo McFowerd, aber sie fand ein schwarzweißes Foto in einem älteren Pressebericht über die Einweihung einer neuen Fertigungsanlage. Der Tycoon wirkte hart wie ein Fels. Schlank, grauhaarig und auf gefährliche Weise attraktiv, die Lippen fest aufeinander gepresst, die Augen trotz des festlichen Anlasses kalt. Sicher niemand, mit dem man sich leichtsinnig anlegte. Vom Hebel seiner finanziellen Möglichkeiten einmal ganz abgesehen.
„Nein, nichts zu finden“, meinte sie schließlich, nachdem sie die Online-Akten mehrerer Behörden abgefragt hatte. „Er zahlt seine Steuern und hat nicht mal Probleme mit den Leuten von der EPA2.“
Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück, verschränkte die Hände hinter dem Nacken und überlegte. Johns Blick rutschte unwillkürlich auf ihre Brust, aber sie widerstand der Versuchung, ihre Gedanken in diese Richtung schweifen zu lassen. Auch wenn sie darin noch ein sanftes Nachglimmen spürte, das durch ein paar Berührungen jederzeit wieder…
„Ruf sie nochmal an“, meinte sie.
„Was?“
„Tracey.“
„Aber sie wollte doch…“
„Überleg doch mal!“ Sie beugte sich eindringlich vor. „Würdest du sie so einfach gehen lassen, wenn du keinen Verdacht
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