Erregende Ermittlungen
murmelte sie. „Ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich hätte das nicht sagen dürfen.“
Neues Schluchzen von Tracey an Johns Brust. Erst als sie dessen verwunderten Blick auffing erkannte sie, dass das Mädchen unter Tränen lachte.
„Nein!“, keuchte die Blondine dann und machte sich aus der Umarmung ihres Freundes los, sah mit brennendem Blick zwischen den beiden hin und her. „Es stimmt ja! Ich war mit Megan wirklich so erregt wie nie zuvor in meinem Leben. Sie hat mich so berührt, dass ich nicht mehr wusste, wer ich bin, und wo ich bin.“ Ein schrilles Lachen. „Und der Orgasmus war… war… war… ach, er war jedenfalls um Welten besser als alles, was ich bei dir erlebt habe, John!“
Sie schloss mit einem leichten Hicksen, das sich gleich darauf wiederholte. Schluckauf.
„Soso“, machte John nach einer kurzen Pause süffisant, aber mit einem bitteren Unterton und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann sind wir ja schon zu zweit. Ich fand nämlich die Fickerei mit Megan auch um Welten besser als das verklemmte Getue mit Dir, meine Liebe.“
Schweigen klebte im Raum. Nur unterbrochen von Traceys Schluckauf. Das Mädchen hatte eine Hand vor den Mund geschlagen, ihre geweiteten Augen hingen an ihrem Ex-Freund, der sich mürrisch abgewandt hatte.
Megan kicherte unwillkürlich. Dann schwoll der Ballon aus schwarztriefender Heiterkeit in ihrer Brust unwiderstehlich an und sie brach in Lachen aus. Ein zweites Mal. Und erneut. Bis sie fast brüllte vor unbändigem, grimmigen Humor. Ein Blick, verschwommen durch Freudentränen, zeigte ihr, wie zwei Augenpaare sie anstarrten, als sei sie jetzt endgültig übergeschnappt.
„Ah, das ist einfach zu gut!“, keuchte sie und winkte ihren Mitgefangenen. „Kommt mal her, ihr Beiden!“
Sowohl John als auch Tracey traten automatisch zwei Schritte vor und ließen sich von ihr in einen vertrauten Kreis ziehen. Wie ein Football-Team, das sich auf dem Rasen für den nächsten Spielzug abspricht.
„Jetzt hört mal“, Megans Stimme klang beinahe wieder ernsthaft. „Ich fühle mich geehrt, dass ihr beide es schön fandet mit mir, ehrlich! Für mich war es auch toll, mit jedem von euch. Wenn wir schon bald sterben, dann bin ich froh, dass ich das noch erlebt habe.“
Sie sah mit einem ehrlichen Lächeln zwischen den beiden Gesichtern dicht vor ihr hin und her. Tracey lächelte zurück, wenn auch etwas gequält. In ihren Augen stand noch der Schmerz von Johns Vorwurf. Der verhielt sich vorsichtiger, nickte nur unverbindlich. Anscheinend musste sie noch deutlicher werden. Sie seufzte ergeben.
„Das Ganze ist eigentlich meine Schuld“, meinte sie leise. „Ich war so ausgehungert nach einem Mann, dass ich John sofort verführt habe, als er bei mir im Revier war. Nach diesem ersten Anruf und der anscheinenden Trennung war er so verwirrt und traurig. Leichte Beute! Dann, am nächsten Tag, habe ich mich dafür schuldig gefühlt. Schuldig dir gegenüber, Tracey. Nur deshalb wollte ich dann unbedingt losziehen und dich finden. Dann hätte ich uns nicht in dieses Kuddelmuddel geritten…“
„Nein!“, antwortete John sofort und strich mit der Hand über ihren Rücken. Die Berührung fühlte sich warm an, und eigentümlich vertraut. Megan war sich fast sicher, dass er auf der anderen Seite Tracey genauso streichelte. Erstaunlicherweise machte ihr das nichts aus.
„Das ist es nicht alleine“, fuhr er fort. „Ich hatte schon zuvor meine Zweifel, was die Zukunft von Tracey und mir betraf. Vielleicht habe ich die Geschichte mit Megan auch benutzt, um endlich den Mut zu fassen und einen Schlussstrich zu ziehen.“ Er lächelte seine Freundin traurig an. „Tut mir leid, dass ich das nicht vorher auf die Reihe gebracht habe.“
Das Mädchen sah ihn aufmerksam an und nickte dann langsam.
„Ja“, flüsterte sie. „Ich weiß, was du meinst. Ich hatte gespürt, dass etwas nicht stimmt. Schon länger.“
Sie verstummte. Auch sonst hatte niemand mehr etwas zu sagen. Das Schweigen zog sich in die Länge. Aber keiner der drei machte Anstalten, die gemeinsame Umarmung zu beenden. Dieser tröstliche kleine Kreis war alles, was noch zwischen ihnen und dem kühlen Kerker und den unerfreulichen Aussichten für den nächsten Tag stand.
Kapitel 17: Eine letzte Nacht
Megan fühlte eine tiefe Ruhe. Der unruhige Wirbel der Ideen, Vorstellungen, Wünsche und Bilder, der sonst immer den Fluss ihrer Gedanken bestimmte, war plötzlich zu einem Halt gekommen. War zu einer
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