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wünschte sie, sie hätte besser aufgepasst. Allerdings war sie ziemlich sicher, dass Peter und Csongor diesen Teil des Problems bald gelöst haben würden und dann zur Tür hinausrennen und Yuxia aus ihrer Gefangenschaft in dem Lieferwagen befreien könnten.
»Die Russen werden zu 505 gehen, die Tür eintreten und vermutlich einigen Lärm machen«, sagte Zula. »Ich hoffe, das wird die Jugendlichen in 405 warnen, sodass sie eine Chance haben, hier rauszukommen.« Da sie nichts anderes zu tun hatte, machte sie sich daran, die Sicherung wieder hineinzurütteln.
»Was ist mit den Leuten, die tatsächlich in Nummer 505 wohnen?«, fragte Peter. »Hast du mal an die gedacht?«
»Sie steht leer«, sagte Zula. Peters Frage hatte jedoch den bangen Zweifel in ihr geweckt, dass sie vielleicht einen Fehler gemacht haben könnte; sie suchte den Papierstreifen, auf dem, und da war sie sich ziemlich sicher, »505« stand und vergewisserte sich, dass der Sicherungssockel leer war.
Was er war. Doch diesmal fiel ihr ein Detail auf, das sie beim ersten Mal übersehen hatte. Der Sockel enthielt zwar keine Sicherung, das war schon richtig. Aber irgendetwas glänzte darin, etwas anderes als der Boden eines leeren Sockels. Sie kniete sich hin, um es sich genauer anzuschauen.
In dem Sockel steckte eine Scheibe aus silbernem Metall.
Die Sicherung war überbrückt worden; jemand hatte eine Münze hineingeklemmt, was aus verschiedenen Gründen eine sehr gefährliche Angelegenheit war.
»Was siehst du?«, fragte Csongor.
»Ich frage mich, ob in 505 womöglich Hausbesetzer wohnen«, sagte Zula. »Kannst du mir mal deine Taschenlampe leihen?«
Csongor warf ihr die kleine LED -Lampe hin, die er immer in der Hosentasche hatte. Sie richtete sie in das Loch und stellte fest, dass der Spalt zwischen den Kontakten tatsächlich durch eine in den Sockel gestopfte silberne Münze überbrückt worden war.
Es war keine chinesische Münze und auch keine andere, die Zula je gesehen hatte. Auf die Münze geprägt war nicht das Profil eines Menschen oder eins der sonst auf Münzen üblichen Motive, sondern ein Halbmond mit einem kleinen Stern zwischen seinen Spitzen.
Ein paar Minuten später tauchte der Kärrner wieder auf, im Schlepptau einen kleinen, kahlköpfigen Mann, der mit einer Werkzeugtasche hinter ihm hertrottete.
Während sie näher kamen, machte Yuxia den Kahlköpfigen durch die Windschutzscheibe auf sich aufmerksam und winkte ihn hinüber auf die Beifahrerseite, deren Tür sie entriegelte. Er öffnete sie und kletterte herein, etwas zögernd, da es als ungebührlich gelten konnte, wenn er als Fremder ein Fahrzeug bestieg, in dem eine Frau allein saß.
»Machen Sie bitte die Tür zu, ich muss einen Moment mit Ihnen reden«, sagte Yuxia.
Er schloss die Tür, wobei er Yuxia einen schrägen Blick zuwarf, so als könnte sie den kompliziertesten und undurchsichtigsten Betrug der Welt im Schilde führen. Was sie vielleicht auch tat. Einstweilen verbarg sie allerdings die Handschellen um ihr Handgelenk vor seinem Blick.
Der Kärrner war auf der Fahrerseite dicht an den Lieferwagen herangetreten. »Gehen Sie bitte da rüber und warten Sie«, sagte Yuxia und deutete mit dem Kopf auf die Vorderseite des Gebäudes. »Wenn mein Problem gelöst ist, werde ich Sie für Ihre Mühe bezahlen.«
Etwas argwöhnisch und widerstrebend zog der Mann sich ein paar Schritte zurück.
Mit einem breiten Lächeln wandte sich Yuxia dem Schlosser zu. »Überraschung!«, rief sie und ließ ihn die Handschellen sehen.
Sie fürchtete, dass der arme Mann einen Herzinfarkt bekommen könnte. Yuxia hatte ihre linke Hand auf dem Verriegelungsknopf, bereit, ihn im Lieferwagen einzuschließen, falls er versuchen sollte, Reißaus zu nehmen. Vermutlich hätte er genau das getan, wäre sie ein Mann gewesen; da sie aber eine junge Frau war, hielt er es offensichtlich für angebracht, ihr erst einmal zuzuhören.
»Ein böser Mann hat mir das angetan«, sagte sie, »und wie Sie sehen können, ist das vermutlich ein Fall für die Polizei. Die rufe ich, sobald ich frei bin. Jetzt muss ich aber wirklich erst mal dieses Ding vom Handgelenk abkriegen. Können Sie mir bitte helfen?«
Er zögerte.
»Es tut mir schrecklich weh«, jammerte sie. So zu reden, war nicht ihr Stil, aber sie hatte mitbekommen, wie andere Frauen das erfolgreich einsetzten.
Der Schlosser fluchte leise und zog den Reißverschluss seiner Tasche auf.
Wie jeder Russe war Sokolow immer für ein Schachspiel zu
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