Error
könnte eine Unterhaltung beginnen.
Alle Männer kannten den Plan, waren dafür ausgerüstet, waren bereit dafür. Von der Treppe aus schwärmten sie in den Gang im vierten Obergeschoss aus, der praktischerweise im Augenblick leer war. Sokolow ging voran, doch als sie an der 503 vorbeikam, warf er einen Blick über die Schulter zurück und machte Platz für Kautsky, den stärksten Mann in der Truppe, den Türzertrümmerer. Kautsky war mit einer Kombination aus Vorschlaghammer, Axt und Brechstange bewaffnet, die mit jeder Tür kurzen Prozess machen konnte. Die in diesem Gebäude wirkten besonders unsolide, sodass Sokolow keine Zweifel hegte, dass sie schnell durch wären. Kautsky würde ihr Mann in der Mitte sein, der erste, der drin war, der das Zentrum besetzen und den Ausgang versperren würde, während die anderen hinter ihm herein und bis an die Ränder strömten. Für Iwanow war, da er ja unten im Lieferwagen hätte warten sollen, in diesem Plan kein bestimmter Part vorgesehen, aber Sokolow hoffte, dass er so vernünftig sein würde, sich hinter ihnen im Gang aufzuhalten, bis alles unter Kontrolle gebracht war. Dann könnte er hereinkommen und, wenn es denn sein musste, auf die Weise, die er sich erträumt hatte, Rache nehmen.
Kautsky pflanzte sich vor der Nummer 505 auf und holte mit dem Hammer aus, ehe er, auf ein Zeichen wartend, zu Sokolow zurückblickte. Der wiederum schaute zurück zu Iwanow. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Treppensteigen war nicht Iwanows Stärke, und so tauchte er gerade erst keuchend aus dem Treppenhaus auf, immer noch gute zwanzig Meter von ihnen entfernt. Bevor Iwanow sie einholen und die ganze Operation vermasseln konnte, nickte Sokolow Kautsky zu, und der Hammer fiel.
Während der Schlosser an der Handfessel um Yuxias Gelenk arbeitete, kaute sie am Nagel ihres freien Daumens und suchte die Straße und die Vorderseite des Gebäudes ab.
In einer Minute würde sie frei sein, den Lieferwagen zu verlassen. Am leichtesten wäre es dann, einfach im Straßengewühl zu verschwinden und zu hoffen, dass niemand vom Büro für Öffentliche Sicherheit ihr folgte. Ein riskantes Spiel, wenn man bedachte, dass seit ein paar Minuten einen halben Block entfernt ein Polizist stand und misstrauisch den Lieferwagen beäugte.
Der Wagen gehörte aber dem Familienunternehmen in Yongding. Wenn sie ihn hier stehen ließ, würde man sie darüber sofort ausfindig machen.
Sie konnte in dieses Gebäude gehen und versuchen herauszufinden, was da vor sich ging. Die mutige Heldin eines Kinofilms hätte genau das getan, aber im wirklichen Leben schien das keine besonders kluge Idee zu sein.
Sie konnte auch selbst die Polizei rufen. Allerdings geschahen manchmal komische Dinge, wenn das Büro für Öffentliche Sicherheit eingeschaltet wurde. Dann ging es nicht immer darum, die Übeltäter zu bestrafen und den Opfern zu helfen. Es war allgemein bekannt, dass alle möglichen Verbindungen zwischen kriminellen Gruppen und der Regierung existierten. Yuxia wusste sehr wenig über diese Russen. Weniger als eine Stunde war vergangen, seit sie ihr Handschellen angelegt hatten, und sie war noch nicht dazu gekommen, ihre Erinnerungen an sie durchzugehen und sich eine Theorie darüber zusammenzubasteln, was sie eigentlich im Schilde führten. Sie mussten aber entweder Spione oder Gangster sein. Wenn sie Letzteres waren, hatten sie vielleicht Verbindung zu ortsansässigen Gangstern, und wenn das der Fall war, ließ sich nicht absehen, was Yuxia Übles widerfahren würde, wenn sie sie bei der Polizei verpfiff und irgendein Maulwurf dort wiederum sie verpfiff.
Sie musste mit dem Lieferwagen hier verschwinden.
Die Handfessel sprang von ihrem Handgelenk ab.
»Vielen Dank. Können Sie jetzt den Motor starten?«, fragte sie. »Ich habe keinen Schlüssel.«
Der Schlosser ließ seinen Blick hinunter zum Zündschalter am Lenkrad und dann wieder hinauf in ihr Gesicht schnellen. Er sagte nichts, aber an seiner Miene konnte sie ablesen, dass er das hinbekommen würde. Genauso deutlich war aber auch, dass er es wirklich nicht machen wollte. Er wusste, dass irgendetwas an dieser Situation ganz und gar nicht in Ordnung war, und wollte einfach nur hier raus.
»Nein«, sagte er, während er anfing, sein Werkzeug wieder in die Tasche zu räumen.
Sie warf einen flüchtigen Blick durch die Windschutzscheibe und sah, dass ein Polizist zu ihr herüberschaute, ohne sich um die wütende Frau zu kümmern, die eine Tirade auf
Weitere Kostenlose Bücher